Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
Spur von Anerkennung.
»Ich glaube, sie ist zu einer Freundin gegangen«, wechselte ich schnell die Seite. Rae sollte hierbleiben, damit ich sie aushorchen konnte. »Nein, keine Ahnung, welche Freundin«, beantwortete ich Moms nächste Frage.
»Wir sind gleich da.« Mit diesen Worten legte sie auf.
»Klar, ich ruf dich an, falls sie sich bei mir meldet, aber das halte ich für äußerst unwahrscheinlich ... Okay, bis dann«, sprach ich noch in die leere Leitung.
»Hat sie’s geschluckt?«, fragte Rae skeptisch.
»Ich denke schon«, sagte ich knapp. »Was hast du diesmal angestellt, Rae?«
Vor dem Fenster blitzten Autoscheinwerfer auf, in der Einfahrt dröhnte ein Motor.
»Hat Mom vom Handy aus angerufen oder von zu Hause?«, fragte Rae.
Ich warf einen Blick auf die Anruferkennung. »Von zu Hause.«
»Die können es unmöglich so schnell hierher geschafft haben.« Trotz dieser Einsicht stopfte sie sich das Marshmallow-Sandwich und ein paar Zusatzkekse in die Tasche, ehe sie zum Fenster kroch und durch die Jalousie spähte. Siesprang sogleich auf und schnappte sich im Flur Turnschuhe und Regenjacke. »Bitte, Isabel, halte ihn zehn Minuten auf, egal wie, okay?« Dann rannte sie in die Küche.
»Wen soll ich aufhalten?«
»Henry!«, schrie sie. Danach hörte ich, wie die Hintertür aufging und wieder zugeschlagen wurde.
Es klingelte vorne. In der Tür stand Henry Stone.
»Hi, Henry. Schön, dich zu sehen«, begrüßte ich ihn und hoffte insgeheim, dass er nicht so wütend war, wie er aussah.
Er zwängte sich an mir vorbei. » WO IST SIE ?«
»Sie ist nicht hier«, antwortete ich. Erst dann wurde mir klar, dass ich lieber hätte fragen sollen: »Wer ist SIE ?«
»Ich rieche verbrannte Marshmallows. Erzähl mir keine Märchen.«
Inzwischen war Henry zur Küche vorgedrungen. Ich folgte ihm.
»Ist ja gut. Sie war hier, aber jetzt ist sie weg.« Ich warf Raes Reste in den Abfall. »Du siehst aus, als könntest du einen Drink vertragen, Henry.«
»Gute Idee.«
Ich hatte keine Skrupel, Henry mit dem besten Tropfen zu versorgen. Anschließend schenkte ich mir ein Gläschen aus der Flasche Jack Daniel’s ein, auf der mein Name stand 33 .
»Deine Schwester ruiniert mein Leben.« Henry ließ sich auf Davids Couch sinken.
»Fahr bitte fort«, zitierte ich unwillkürlich Dr. Ira.
»Du kannst dir nicht vorstellen, was sie diesmal angerichtet hat.«
Wie bald klar wurde, konnte ich es mir in den lebhaftesten Farben vorstellen:
Nach der Schlossaustauschaktion hatte sich Maggie aus Raes Süßigkeitenvorrat bedient, worauf meine Schwester Maggies Kuh- durch Sojamilch ersetzte. Das führte zu Maggies Entschluss, allein mit Rae fertig zu werden. Ohne sich mit Henry abzusprechen, nutzte die Strafverteidigerin ihre beruflichen Möglichkeiten, um Raes Handynummer herauszufinden. Danach sprach sie ihr eine Nachricht auf Band. Maggie fasste sich kurz, weil ihr aufgefallen war, dass Raes Konzentration nach wenigen Worten abrupt nachließ: »Treffen um vier in der Dessertfabrik , Polk Street. Gruß, Maggie.«
Aus purer Neugier fand sich Rae an besagtem Ort ein. Als sie bloß eine Tasse koffeinfreien Kaffee wollte, obwohl Maggie sie ermuntert hatte, nach Herzenslust zu bestellen, wusste Henrys Freundin bereits, dass das Treffen nicht so verlaufen würde wie geplant. Dennoch regte sie eine Versöhnung an. Rae forderte sie auf, ihre Bedingungen zu nennen. Hätte Maggie sich daran gehalten und ihre – durchaus vernünftigen – Bedingungen gleich aufgezählt, wären die beiden womöglich zu einer Einigung gelangt. Leider fing Maggie mit einer kleinen Vorrede an, die sie für harmlos hielt, und erklärte meiner Schwester, sie, Rae, sei wohl eher in Henry »verschossen«, als dass sie »eine ewig währende Freundschaft mit einem Seelenbruder« pflege (so charakterisierte Rae ihre Beziehung zu Henry).
Darauf gab Rae, die weder Eifersucht verspürte noch an unerwiderter Liebe litt, die einzig mögliche Antwort.
» PFFFT «, schnaubte sie laut, aber nicht ohne Würde. Danach knallte sie eine Vierteldollar-Münze auf den Tisch und verkündete: »Das war’s.«
Zwei Tage später loggte sich Rae in Henrys E-Mail-Programm ein 34 und sagte in seinem Namen eine Verabredungzum Abendessen ab, die Henry und Maggie getroffen hatten. Danach rief sie in Henrys Büro an, gab sich als Maggies Sekretärin aus und sagte in deren Namen ab. Raes List flog umgehend auf. Henry sagte normalerweise nie per E-Mail ab. Die einzige Person, mit der
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