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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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erhoffte sich Aufschlüsse, wie sich ein Silicon Valley in Russland schaffen ließe.) Dann, nach den Begegnungen mit den Nerds, würde er nach Washington fliegen, um sich mit den hohen Anzugträgern zu treffen: zuerst Präsident Barack Obama, dann Außenministerin Hillary Clinton, Vizepräsident Joe Biden und andere US-amerikanische Spitzenpolitiker, Generäle und Wirtschaftsberater, um mit ihnen über Fragen der nationalen Sicherheit, Terrorismusbekämpfung, Atomwaffenverträge und die globale Wirtschaftskrise zu sprechen.
    Doch vorher hatte Medwedew noch etwas Wichtigeres zu tun: Er musste twittern.
    Da gab es nur ein kleines Problem.
    In den vorangegangenen Monaten hatte Twitter mehr denn je im Rampenlicht gestanden. Seine Zentrale war zu einer Anlaufstelle für Prominente geworden, die häufig unangekündigt hereinschneiten und dann der Schar ihrer Follower stolz ihren Aufenthaltsort twitterten. Der Besuch in den Firmenbüros war zu einer Pilgerreise geworden. Als Folge wurde Twitter unter einer Lawine von Presseanfragen aller möglichen Medien von San Francisco bis zum Vatikan überrollt. Kaum eine Publikation auf der Welt, die nicht über Twitter berichtet hatte.
    Nur wenige Wochen vor dem Besuch des russischen Präsidenten war Twitter dem Time -Magazin eine Titelgeschichte wert gewesen, unter der Überschrift »Wie Twitter unser Leben verändern wird«.
    In seiner Story beerdigte Bestsellerautor Steven Johnson den verbreiteten Irrglauben, dass Twitter nur ein Ort sei, auf dem man all seinen Freunden berichtete, »welche Frühstücksflocken man amliebsten isst«. Millionen von Anhängern, schrieb Johnson, hätten entdeckt, dass Twitter ungeahnten Tiefgang ermöglichte. Zum Teil dank der Aufforderung, statt über den persönlichen Status etwas über das aktuelle Geschehen zu berichten, sei Twitter stärker ein Verweisinstrument als ein Kommunikationskanal geworden: »[…] zum Teilen von Links zu längeren Artikeln, zu Diskussionen, Posts und Videos – zu allem, was hinter einer URL lebt. Twitter lässt sich genauso leicht dazu benutzen, um die Kunde von einem brillanten Artikel im New Yorker von 10

000 Wörtern Länge zu verbreiten, wie die Neuigkeit, welche Glücksbringer man bevorzugt.«
    Die Folge der großen Medienaufmerksamkeit war, dass sich tagtäglich Hunderttausende Neukunden auf Twitter registrierten. In der Spitze meldeten sich über 20

000 Menschen in einer einzigen Stunde an. (Es hatte acht Monate gedauert, um 2006 den Meilenstein von 20

000 Nutzern zu erreichen.) Selbst die technisch bestgerüstete Webseite im Internet hätte ihre liebe Not gehabt, mit so viel Aufmerksamkeit fertig zu werden. Aber für Twitter, das noch immer von Kaugummi und Malerkrepp zusammengehalten wurde, waren diese Nutzermassen wie ein Wal, den man in ein Goldfischglas pfropfen wollte.
    Es gab mehrere Gründe für Abstürze. Ein Twitter-Programmierer hatte vielleicht schadhaften Code hochgeladen, der die Webseite komplett lahmlegte. Ein Server konnte ausfallen und Dutzende andere wie Dominosteine zum Absturz bringen. Aber es gab noch gravierendere Probleme. Nach den Aufständen und Revolutionen im Iran, in Syrien und anderswo im Nahen Osten und Nordafrika war Twitter nun zu einem Angriffsziel von Schurkenregimen geworden, sodass böse Leute mit guten Computern immer wieder versuchten, Twitter zu sabotieren. Einigen geschickten Hackern war es bei verschiedenen Gelegenheiten gelungen, Twitter ins Herz zu treffen und den Dienst vollständig außer Gefecht zu setzen. Wie es das Unglück wollte, traf Twitter in eben jenem Augenblick, als Präsident Medwedews Konvoi schwarzer Limousinen vor dem beigefarbenen Gebäude an der Ecke Folsom und Fourth Street vorfuhr, genau ein solches Unbill.
    Die umliegenden Straßen waren in allen Richtungen für den Verkehr gesperrt. Streifenwagen der Polizei von San Francisco und Kipplader dienten als Straßensperren, um mögliche Attentatsversuche zu vereiteln. Russische Agenten und Beamte vom amerikanischen Secret Service umringten den Wagen des Präsidenten auf der Straße, als dieser in schwarz glänzenden Schuhen auf den Asphalt trat.
    Oben im Gebäude ging Ev auf und ab. Der Besuch des Präsidenten machte ihn nervös, er hatte sich für den Anlass sogar eigens herausgeputzt und trug ein beigefarbenes Hemd mit offenem Kragen und ein schwarzes Jackett. Biz stand bei Bürgermeister Newsom, der Starbucks Kaffee aus einem Becher schlürfte, der so groß war, dass er für eine ganze

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