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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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bessere Fehler machen.
    Ev liebte das Werk. Er hatte, als es Mitte Dezember eines späten Donnerstagnachmittags eingetroffen war, darüber unter dem Titel »Neues Plakat im Twitter-Hauptquartier« stolz getwittert. Aber nun, da der russische Präsident nur noch wenige Schritte von der Cafeteria entfernt war, hätten er und seine Leute auf den heutigen Fehler gut und gerne verzichten können. Oder auf den morgigen.
    Goldman perlte der Schweiß von der Stirn, während er hinter den Programmierern, die bei Servern und Konsolen ihr Bestes gaben, um die Webseite wieder zum Laufen zu bringen, auf und ab ging. »Woran liegt es, Leute?«, fragte er. »Redet mit mir; sagt mir, dass wir die Seite wieder online haben.« In ihrer verzweifelten Ursachenforschung zogen die Programmierer sämtliche Register.
    Drei Stockwerke über ihnen konnten Biz und Ev den Präsidenten nicht länger hinhalten. Ohne zu wissen, was sie auf dem Computermonitor erwarten würde, betraten sie die Cafeteria. Alles geschah wie in Zeitlupe, Blitzlichter leuchteten auf, der Präsident näherte sich dem Podium und streckte nun schon seine Finger zu den Tasten des Laptops aus, der für seinen ersten Tweet bereitgestellt worden war. Ev blickte zu Biz hinüber, der ebenso ratlos dreinschaute wie er selbst. Würde die Seite funktionieren? Oder würde es gleich zur größtmöglichen Peinlichkeit für das Unternehmen kommen, ein Mediengewitter von San Francisco bis St. Petersburg? Twitter und die amerikanische Technologie ein kompletter Witz?
    Doch die Götter hatten ein Einsehen. »Wir sind wieder da!«, rief ein Programmierer, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schaute triumphierend zu Goldman. Seufzer der Erleichterung hallten durch den Raum.
    »Hallo, alle zusammen!«, tippte Medwedew langsam auf Russisch in den Mac auf dem Podium. »Ich bin auf Twitter, und dies ist mein erster Tweet.« Ev hatte ein Mikrofon in der Hand und kommentierte für die Angestellten und die Medien das Geschehen. Als Medwedew auf »senden« drückte, schaute er zum Projektorbild vor ihm auf und lächelte. Der Präsident gab mit dem linken Daumen das Okay-Zeichen und strahlte wie ein Kind, das gerade ein kompliziertes Puzzle gelöst hatte. Biz, der mit Händen in den Hosentaschen hinter beiden stand, schmunzelte versonnen, während sich die Leinwand in seinen Brillengläsern spiegelte.
    »Heilige Scheiße«, flüsterte er Ev zu, als der Präsident auf ein Wort zu Bürgermeister Newson hinüberging. »Das war knapp.«

Geheime Unterredungen
    Die Eingangstür zu Jacks Apartment ging auf und herein marschierte Dick Costolo. Er lief durch den Korridor in die Küche, die sich zu einem Wohnzimmer öffnete, schnurstracks auf den Kühlschrank zu, zog die Tür auf und lugte hinein. »Jap, genau wie ich mir das gedacht habe«, rief er amüsiert, als er die gähnende Leere im Inneren sah, wo sich bis auf ein paar Wasser- und Bierflaschen keinerlei Nahrungsmittel befanden. »Sieht schwer nach Junggesellenbude aus.«
    Jack lachte, während sich Dick dem Wohn- und Esszimmerbereich zuwandte, um Fenton und ein paar anderen die Hand zu schütteln, darunter ein externer Public-Relations-Berater, den Fenton mitgebracht hatte, um etwaige Wogen zu glätten, sollten die Medien Wind von der Unterredung bekommen.
    Damit begann der ernste Teil der Zusammenkunft.
    Es war das zweite von zwei geheimen Treffen, die im Sommer 2010 in Jacks Loft an der Mint Plaza stattfanden, und zu diesem war auch Dick eingeladen worden. Seit einigen Monaten war Jack nun schon bemüht, Verwaltungsrat und Management zu überzeugen, dass die Reihe nun an Ev war, als Chef von Twitter gefeuert zu werden.
    Jack hatte kein Problem gehabt, Fenton zu überzeugen, dass Ev für die Führung des Unternehmens der falsche Mann war. Fenton hatte von Anfang an jede von Jacks Äußerungen kritiklos nachgebetet. Den Rest des Verwaltungsrats zu überzeugen, hatte allerdings weit größere Schwierigkeiten bereitet.
    Doch das Blatt begann sich zu wenden, als Mike Abbott, Ali Rowghani und andere Topmanager immer häufiger beim Verwaltungsrat mit Klagen über Ev vorstellig wurden, über seine jüngsten Entscheidungen, über den nur knapp abgewendeten Patzer mit dem russischen Präsidenten, über seine faultierhafte Langsamkeit bei der Lösung drängender Probleme und sein Beharren darauf, seine eigenen Freunde im Unternehmen unterzubringen.
    Damit die richtigen Informationen auch den richtigen Leute zu Ohren kamen, hatte Jack den Sommer über

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