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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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war, kam auch Biz nicht mehr ins Büro. Er fühlte sich in Dicks Unternehmen wie ein Fremdkörper und hatte tagelang hin und her überlegt, ob auch er Twitter verlassen sollte.
    Ein weißer, kleiner, kauziger Programmierer tauchte mit seinem Notebook unterm Arm in der Lobby auf. »Hi, äh, Biz ist gerade nichtda«, sagte er zu Snoop Dogg und seinem Tross. »Er ist auf dem Weg ins Büro, aber … ich kann Ihnen hier alles zeigen, bis er eintrifft.«
    Der Angestellte führte die Gruppe nervös durch die Twitter-Büros. Sofort machte sich Unruhe breit, als der Tross an den Arbeitsbereichen vorbeizog.
    »Wie geht’s, Schätzchen, du siehst geil aus«, baggerte Snoop beim Vorbeischlendern eine junge, attraktive Angestellte an. »Verdammt, jau, du bist die volle Wucht. Hast du auch einen Namen, Honey Bunny?«, ließ er bei einer anderen seinen Charme spielen, während er sich in seiner übergroßen blauen Adidas-Jacke mit den Buchstaben »L.A.« auf der Brust über ihre Arbeitsnische beugte. »Uh, uh, uh«, fügte er hinzu, schürzte die Lippen und wiegte den Kopf hin und her, als liefe ihm angesichts des appetitlichen Anblicks schon das Wasser im Mund zusammen.
    Der Lärm der Gruppe war so störend wie eine Dose explodierender Knallfrösche in einer Stadtbibliothek.
    »Äh, entschuldigen Sie, Mr. Snoop Dogg«, unterbrach der Programmierer und schaute ängstlich zu dem 1,93 Meter großen Rapper auf. »Wir gehen mal, äh, wir gehen in den Konferenzraum.«
    Snoop war mit seinem Trupp, darunter Warren G und mehrere andere Rapper, zu einem Konzert angereist, das am Abend in San Francisco stattfinden sollte. Nick Adler, verantwortlich für Snoops Webpräsenz, hatte das Treffen organisiert, bei dem Biz anwesend sein sollte. Es gab jedoch ein kleines Problem: Biz hatte man davon überhaupt nichts gesagt.
    Snoops Besuch war von einem frisch eingestellten Mitarbeiter des Medienteams eingefädelt worden, eine im Aufbau befindliche Abteilung, die neue Kontakte zu Stars – Schauspieler, Sportler, Musiker – knüpfen und pflegen sollte. Intern wurden solche Leute als »äußerst wichtige Twitterer« bezeichnet: Very Important Tweeters oder VIT.
    Darin spiegelte sich auch ein Wandel der Musikkultur. Früher schon hatten erfolgreiche Musiker zwar Twitter besucht – darunter Kanye West und P. Diddy –, doch mittlerweile vernachlässigten solche Stars zu seinen Gunsten ein anderes Medium, das Radio,das Ev und Noah ironischerweise 2005 hatten neu erfinden wollen. Statt Radiosender wollten die Musiker nun lieber Twitter besuchen. Auftritt Snoop Dogg.
    Nach Evs Ablösung hatte Dick eine Reihe von Konferenzen außer Haus organisiert, um die Firma neu zu ordnen, und so waren die meisten Manager nicht im Büro, als Snoop Dogg und seine Entourage aufkreuzten. Ihren Empfang hatte der schmächtige Programmierer übernommen. Doch es lief nicht gut: Er kam sich vor wie ein Vertretungslehrer in einer Klasse von Schwererziehbaren.
    »Das hier ist also unser neues Analysewerkzeug«, dozierte er. »Es kann Ihnen zeigen, welche Tweets besser laufen als andere.«
    »Oh, echt, Mann? Das ist ja richtig geil!«, äffte Snoop die Stimme des Programmierers nach. »Das ist euer neues Analysewerkzeug. Mann, das ist voll krass.« Der Rest der Klasse, der auf seinen Stühlen herumrutschte, mit seinen Handys spielte und kaum zuhörte, brach in schallendes Gelächter aus.
    Tapfer fuhr der Programmierer fort. »Wann immer Sie einen Tweet über Gras senden, gibt es also, wie Sie sehen können, bei Ihren Followern einen großen Ausschlag.« Bei diesen Worten spitzte Snoop die Ohren und schaute forschend auf die Tabelle auf dem Bildschirm.
    Nach der Präsentation im Konferenzraum wurde rasch ein kurzes Video mit den Besuchern gedreht, um eine neue Funktion von Twitter zu veranschaulichen, dann ging es durch die Cafeteria Richtung Ausgang. Als Snoop Dogg mit seinen Leuten am DJ-Pult der Cafeteria vorbeikam, blieb er wie angewurzelt stehen.
    »Yo, yo, yo«, rief er mit ausgebreiteten Armen. »Kann ich da mal ran?«
    Noch bevor der Programmierer antworten konnte, hatte Snoop das Mikro in der Hand und beschallte den Saal mit lauter Musik. Der Sound hallte durch die Korridore und lockte die ersten Twitter-Mitarbeiter in die Cafeteria. Es dauerte nicht lange, da zückten sie ihre Smartphones, schossen Fotos, drehten Videos und berichteten natürlich in Tweets, was gerade Unglaubliches geschah.
    Plötzlich holte Snoop Dogg wie ein Zauberer, der ein Kaninchen aus dem Hut

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