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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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völlig Fremden, lesen zu hören. »Gute Nacht, Uhren, gute Nacht, Socken«, sagte er ins Telefon. »Gute Nacht, Häuschen, gute Nacht, Maus.« Und er endete: »Gute Nacht, Sterne. Gute Nacht, Luft. Gute Nacht, Geräusche überall.«
    Aber trotz seines Hangs zur Absonderlichkeit freundete er sich bald mit einigen seiner neuen Kollegen an. An den meisten Abenden war er mit Noah, Ray und einigen anderen Programmierern von Odeo mit dem Fahrrad oder manchmal auch zu Fuß in der Stadt unterwegs. Sie zogen durch Clubs, Konzerte und Shisha-Bars oder erkundeten aufs Geratewohl Weinlokale, Sakebars und Kunstgalerien der Stadt. Nahezu jeden Morgen hatten sie einen Kater.
    Aber fürs Erste hatte Jack gefunden, wonach er sein Leben lang gesucht hatte: einen Job bei jemandem, zu dem er aufschauen konnte, Ev; Kollegen mit Hackergeist, Rabble und Co; und einen neuen Freund, Noah.

@Biz
    Anfang Oktober 2005 setzte Biz Stone sich mit seinem Vorgesetzten bei Google in einen kleinen Besprechungsraum. An der Wand hinter ihm prangte das Firmenlogo in leuchtend blauen, gelben, grünen und roten Lettern, als gehöre es in ein Kinderzimmer. Davor standen rote Sitzsäcke. Biz’ Strahlen unter seinem wallenden blonden Wuschelhaar wirkte durchaus passend zur festlichen Atmosphäre des Raums.
    »Ich kündige!«, erklärte Biz mit breitem Grinsen.
    Sein Chef schaute ihn unsicher an, ob Biz, der Firmenclown, Witze machte oder es ernst meinte.
    »Nein«, bekräftigte Biz, »ich kündige.
    »Liegt Ihnen nichts am Geld?«, fragte sein Chef.
    »Doch, mir liegt schon am Geld.«
    »Biz, Ihnen ist doch wohl klar, dass Sie Ihre gesamten Aktienoptionen aufgeben, wenn Sie jetzt kündigen?«, fragte sein Chef. Er erinnerte ihn daran, dass er erst seit zwei Jahren bei Google arbeitete und er seine Aktienanteile erst in zwei Jahren erhalten würde.
    »Wie viel verliere ich dabei?«, erkundigte sich Biz.
    »Über 2 Millionen Dollar«, antwortete sein Chef zuversichtlich, dass eine solche Summe den jungen Angestellten umstimmen würde. Den meisten würde es nicht schwerfallen, sich die finanzielle Differenz zwischen 2 Millionen und 0 Dollar auszurechnen. Das galt auch für Biz. Nur rechnete er etwas anders.
    Biz war alles andere als reich. Ihm war es endlich gelungen, die50

000 Dollar Kreditkartenschulden abzustottern, mit denen er sich jahrelang herumgeschlagen hatte, und nun lebte er mit seiner Frau Livia und ihrer Arche voller geretteter Hunde und Katzen in einer kleinen Mietwohnung in Palo Alto.
    Aber keinen Dollar auf dem Konto zu haben, während er bei Google arbeitete – wo selbst der Koch mehrere Millionen Dollar besaß –, war für ihn nichts Neues. Schließlich kannte er es von klein auf, arm unter Reichen zu leben.
    Er war in dem wohlhabenden Bostoner Stadtteil Wellesley aufgewachsen, wo das mittlere Familieneinkommen durchschnittlich sechsmal höher war als in den gesamten USA. Biz’ Nachbarn waren zwar irrsinnig reich, aber das Leben der Familie Stone sah völlig anders aus.
    Biz wurde mit Lebensmittelmarken groß.
    Seine Mutter war als Kind von einem netten Schweizer Ehepaar adoptiert worden, das ihr und ihren Kindern ein großes Haus hinterlassen hatte.
    Da es schwierig war, als alleinerziehende Mutter mehrere hungrige Mäuler zu stopfen, entwickelte sie einen Plan: Alle paar Jahre verkaufte sie ihr Haus und kaufte ein kleineres Haus in Wellesley. So konnten ihre Kinder die vornehmen Schulen der Gegend besuchen, und sie konnte von den Überschüssen des Hausverkaufs ihre Rechnungen bezahlen. Vier Jahre später ging es wieder von vorn los: Hausverkauf und Umzug in ein kleineres Haus.
    Biz wuchs also in immer kleineren Häusern auf, je größer er wurde. Alles war rationiert. Seine Mutter schnitt ihm zu Hause die Haare, indem sie eine Schüssel auf seinen Wuschelkopf setzte und alle Haare abschnippelte, die unter dem Schüsselrand vorlugten.
    Als Kind war Biz der reinste Ideengenerator. An Wochenenden durfte er häufig einen Freund der Familie besuchen, der Elektriker war. Stundenlang bastelte er im Keller des Mannes seltsame Gerätschaften. Einmal verband er eine Fußmatte mit einem lauten Summer, der losging, sobald jemand darauf trat. Ein weiteres Projekt, das allerdings scheiterte, war der Versuch, sich aus Colaflaschenund Gummischläuchen eine Tauchausrüstung zu basteln.
    Meist war Biz jedoch mit seinem besten Freund aus der dritten Klasse zusammen, Marc Ginsberg, dessen Vater so reich war, dass er einen Computer besaß. Ganze Tage

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