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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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Biz auf, den relativ ereignislosen Bootsausflug zu schildern.
    »Es ist schön. Wir haben auf der Fahrt hierher niemanden verloren, aber vielleicht gehen auf der Rückfahrt einer oder zwei Jungs über Bord«, sagte Biz in die Kamera und kauerte sich zusammen, um warm zu bleiben, während der Wind durch seine orangefarbene Jacke fuhr. Rechts neben ihm verbarg Ev seine Augen hinter einer dunklen Sonnenbrille und warf ein: »Wir können es uns leisten, einen zu verlieren.«
    Ev meinte es als Scherz, jedenfalls weitgehend. Er würde Noah zwar nicht unbedingt vom Boot schubsen, hätte ihn aber wohl liebend gern bei Odeo hinausgekickt.
    Ev und Noah waren in nahezu allen Fragen uneins: welche Farben das Logo bekommen sollte, auf welche Produkte sie sich konzentrieren sollten, wer das Sagen hatte. Sie konnten sich nicht einmal einigen, wann sie Odeo für die Öffentlichkeit freigeben sollten.
    »Nein. Es ist noch nicht fertig«, hatte Ev an einem Nachmittag in diesem Jahr kopfschüttelnd gesagt, als Noah mit ihm zu verhandeln versuchte. »Ich sage es dir, ich bin der Chef. Ich habe so was schon mal gemacht, und ich will die Seite noch nicht freischalten!«
    Rabble und Ray, der junge Flash-Designer, der schon zu Odeo gekommen war, als der Firma noch Cafés als Büro dienten, lehnten sich bequem zurück, um die nächste Diskussion zwischen Noah und Ev zu verfolgen. Ev war noch nicht bereit, der Welt seine Neuentwicklung zu präsentieren. Er hatte schon immer Schwierigkeiten gehabt, Entscheidungen zu treffen und den endgültigen Knopfdruck zu tätigen. Bei Noah, der vor Stolz und Erregung schier platzte, war das anders.
    Sie ahnten nicht, dass es keine Rolle mehr spielte, wer diese Debatte gewann. Rabble hatte bereits entschieden. »Sie ist aktiviert«, teilte er ihnen mit verschmitztem Grinsen mit. Sein wildes Haar hatte er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Ev und Noah stritten weiter. »Sie ist aktiviert, Jungs«, wiederholte Rabble lauter, um sicherzugehen, dass sie zu reden aufhörten. »Ich habe die Seite gerade online geschaltet.«
    Sie hörten auf zu streiten und schauten ihn an. Noah strahlte von einem Ohr zum anderen: »Nein!«. Ev schüttelte lediglich den Kopf.
    Von der Internetseite, die sie gerade unbeabsichtigt veröffentlicht hatten, hofften sie, dass sie sich zur Hauptadresse für Podcasts entwickeln würde. Sie ermöglichte es jedem, Audiodateien zu erstellen und sie mit einem auf Adobe Flash basierenden Widget namens Odeo Studio für andere im Internet zugänglich zu machen. Die Nutzung sollte kostenlos sein.
    Evs Name hatte Odeo 2005 durchgängig Presseberichte und Aufmerksamkeit verschafft und damit Investoren wie Ariel Poler angelockt, die erwarteten, dass Podcasts dem Rundfunk ebenso Konkurrenz machen würden wie Blogs dem Verlagswesen. Im August 2005 hatte Odeo, ohne ein Geschäftsmodell zu haben, 5 Millionen Dollar von Charles River Ventures und einigen kleineren Investoren erhalten – die auf Podcasts und auf Ev, aber nicht unbedingt auf die Firma und ihre Mitarbeiter setzten.
    Noah und Ev hatten nun zwar viel Geld zur Verfügung, um neue Techniker und Programmierer einzustellen und die Firma in diverse Richtungen zu führen, die mit Podcasts zu tun hatten, aber sie hatten sich über nichts einigen können. Nach dem ersten Monat der Geldschwemme hatte Noah sich beim Verwaltungsrat beschwert und George Zachary, den Hauptinvestor bei Odeo, angerufen, um sich über Evs mangelnde Führungsstärke und Entscheidungsfreude zu beklagen. Mehrmals hatte Noah eine Meuterei anzuzetteln versucht und dem Verwaltungsrat vorgeschlagen, Ev als Vorstandschef abzusetzen und Noah zum neuen Firmenchef zu machen. Der konfliktscheue Ev hatte beschlossen, den Streit einfach zu ignorieren. Meist kam er überhaupt nicht ins Büro, um sich Noahs ungestümem Zorn nicht auszusetzen.
    »Wen würdet ihr verlieren können? Auf wen könntet ihr am ehesten verzichten?«, fragte Noah nun Biz und Ev, als das Boot durch das kalte Wasser glitt. Er grinste, weil er die Antwort bereits wusste.
    »Oh, das ist eine schwierige Entscheidung«, wich Biz aus und schaute Ev an, der keine Antwort gab.
    »Auf mich vermutlich«, stellte Noah sarkastisch fest und richtete die Kamera auf sein eigenes Gesicht. Sein breites Grinsen füllte das Bild aus, die Sonnenbrille verlieh seinen Augen etwas Insektenhaftes. »Wahrscheinlich auf mich, wahrscheinlich auf mich«, wiederholte er, leise lachend.
    Biz und Ev widersprachen nicht.
    Noah sprang weiter

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