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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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und Biz erklärt, er sei bereit, sein »Engagement bei Twitter zu verdoppeln« und Obvious Corporation beiseitezuschieben. Aber es stellte sich immer noch die Frage, was sie als Nächstes tun sollten: sich Geld von einem außenstehenden Investor verschaffen oder versuchen, Twitter an Yahoo! oder einen anderen Interessenten zu verkaufen. Da Jack für eine solche Entscheidung weder das Selbstvertrauen noch die entsprechende Macht innerhalb der Firma besaß, schaute er ratsuchend zu Ev.
    Jack hatte bei einem Verkauf am meisten zu gewinnen. Er verdiente zwar mittlerweile 70

000 Dollar im Jahr, war aber immer noch knapp bei Kasse und lebte von einem Gehaltsscheck zum nächsten, da er Kreditkartenschulden und Studienkredite aus seinem abgebrochenen Studium an der New York University abstottern musste. Ein Verkauf für 100 Millionen Dollar brächte ihm 20 Millionen ein, eine unvorstellbar große Summe, die sein Leben für immer verändern könnte.
    »Vielleicht würden wir auch 80 Millionen akzeptieren«, fragte Jack. (Das wären 16 Millionen Dollar für ihn.)
    »80 Millionen ist aber das absolute Minimum«, erklärte Goldman, als sie die Tür aufzogen und ins Büro gingen.
    Sie brauchten nicht lange zu warten, bis sie die tatsächliche Höhe des Angebots erfuhren. Am späten Nachmittag erhielt Ev einen Anruf von Bradley. Sie telefonierten eine Weile, dann legte Ev auf.
    Ev trat an Jacks Schreibtisch und sagte:   »Lass uns draußen reden.« Goldman folgte ihnen.
    »Und?«, fragte Goldman, sobald sie auf dem Bürgersteig standen. »Wie viel?«
    »Zwölf«, antwortete Ev unumwunden, verschränkte die Arme und strich mit der Turnschuhspitze an der Bordsteinkante entlang.
    »Wie, zwölf?««, fragte Goldman verdutzt. Jack fing an zu kichern.
    »Sie haben uns zwölf angeboten«, wiederholte Ev in leicht ungläubigem Ton.
    »12 Millionen Dollar?«, hakte Goldman nach und riss die Augen auf, als er die Zahl laut aussprach.
    »Ja«, bestätigte Ev.   »12 Millionen Dollar.«
    Das Angebot brachte sie nicht aus der Fassung, da Investoren geradezu darum bettelten, die Firma zu finanzieren, aber sie fanden es schon seltsam, dass Yahoo! eine so geringe Summe bot.
    »Wir sollten das Angebot wirklich annehmen«, sagte Jack sarkastisch, worauf alle lachten.
    Mit den Witzen war es vorbei, als Ev ihnen erzählte, was Bradley am Telefon gesagt hatte: Er glaubte, Yahoo! könne ohne weiteres selbst die Technologie entwickeln, auf der Twitter beruhte, es sei schließlich »einfach nur ein Messaging-Dienst«, und »ein paar Ingenieure könnten dasselbe in einer Woche aufziehen«. Zum Abschluss hatte er erklärt, wenn Twitter nicht verkaufe, plane Yahoo! einen Konkurrenzdienst aufzubauen.
    Diese Verquickung war typisch für Angebote im Silicon Valley: Entweder ihr haut uns in die Pfanne, oder wir hauen euch in die Pfanne.
    Aber es war auch eine Erleichterung, ein solches Angebot und die damit verbundene Drohung zu hören, dass ein so großes Unternehmen wie Yahoo! sie aus Angst angreifen würde. Da nun klar war, dass sie Twitter nicht verkaufen würden, stand ihre Marschrichtung fest. Sie konnten nach vorn schauen und ihre erste Runde echtes Risikokapital auftreiben, das sie sofort brauchten, um die Server auszubauen und Mitarbeiter einzustellen, die bei der Erweiterung der Firma halfen. Bereits vor dem Yahoo!-Meeting hatten sie sich geeinigt, dass Fred Wilson unter den Investoren ihre erste Wahl war. Zum einen waren Ev und Jack überzeugt, dass Fred begriff, was aus Twitter werden könnte. Aber vor allem legte Fred keinen Wert auf ein Geschäftsmodell und würde die Twitter-Gründernicht drängen, eins vorzulegen – das käme später, sagte er ihnen.
    Als Goldman, Jack und Ev wieder ins Büro gingen, herrschte unter ihnen ein seltener Korpsgeist. An einem einzigen Tag hätten sie beinah ihre Firma verkauft und mussten dann feststellen, dass der Kaufinteressent ihnen nun Konkurrenz machen würde. Damals wussten sie es zwar noch nicht, aber es sollte einer der wenigen Momente sein, in denen sie sich über die Ausrichtung von Twitter einig waren. Schon gegen Ende des Sommers sollte Twitter nicht mehr gegen Konkurrenten kämpfen, sondern gegen sich selbst: Jack auf der einen Seite, Ev auf der anderen.
    »12 Millionen?«, fragte Goldman noch einmal, als die Tür sich hinter ihnen schloss.
    »Ja«, lachte Ev. »12 Millionen Dollar.«

Ist Twitter am Ende?
    Der Blogpost erschien am Donnerstag, dem 26. Juli, um 11:53 Uhr auf der

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