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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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hatte kürzlich diese Zweigniederlassung, das sogenannte Brickhouse, eröffnet, das als Ideenschmiede für Yahoo!-Mitarbeiter mit Unternehmergeist völlig neueStart-ups entwickeln sollte. Die Twitter-Leute hatten alle schon häufig dort die beliebten Web-2.0-Partys besucht. Diese meist etwas langweiligen Veranstaltungen – Bier, Wein, Käse, Cracker und viel Networking – feierten die Wiederauferstehung des Internets nach dem kalten Winter, der nach dem Platzen der Dot.com-Blase nach der Jahrtausendwende geherrscht hatte. Es lief immer gleich ab. Leute schlenderten ziellos herum, schauten ständig verstohlen auf Namensschildchen, die jeder am Hemd trug, und suchten nach einem risikobereiten Kapitalgeber, einem Blogger oder einer der legendären »Berühmtheiten«, die ihre Start-ups bereits verkauft hatten (wie Ev).
    Aber das Treffen heute Morgen war anders. Es würde keinen Käse, kein Bier und keine Namensschildchen geben. Vielmehr wollte Yahoo! Twitter kaufen. »Sie wollen über eine Übernahme reden«, hatte Ev in einer E-Mail an Jack und Goldman geschrieben. »Sie sagen, auch wenn unser Preis nicht Hunderte Millionen, sondern zig Millionen, ›sogar einige zig Millionen‹ ist, sieht [Yahoo!] wahrscheinlich kein Problem.« Obwohl Twitter damals keine Einnahmen und kein projektiertes Geschäftsmodell hatte, zog Yahoo! dieses neue Start-up als mögliche Erweiterung seines Mobilfunkangebots in Betracht.
    Seit Twitter vor über einem Jahr als Experiment begonnen hatte, besaß der Dienst mittlerweile annähernd 250

000 aktive Nutzer. Die internen Debatten über die Zuständigkeiten waren – zumindest vorerst – zwar geklärt, aber Außenstehende wandten sich immer noch überwiegend an Ev, den sie von Blogger kannten und schätzten. Es ärgerte Jack als offiziellen Firmenchef, dass jemand die Firma über Ev kaufen wollte, aber das ließ er sich nicht anmerken.
    Als die Bitte um ein Gespräch von Yahoo! eintraf, hatte Ev gerade Treffen mit fünf möglichen Investoren vereinbart und war bereit, Twitter mit 500

000 Dollar aus eigener Tasche weiter zu finanzieren, bis die Firma über eine Kapitalaufstockung entschieden hätte. Zudem hatte er mit Angel-Investoren gesprochen, die viele Verbindungen hatten und zu Twitters Wachstum beitragen konnten. Zuihnen gehörte der legendäre Ron Conway, ein versierter Geschäftemacher, der eine Menge Kontakte im Silicon Valley und im Bedarfsfall ein Team von Privatinvestoren an der Hand hatte.
    Es hatten zwar viele Investoren, darunter große Namen wie Fred Wilson, Interesse bekundet, Millionen Dollar in die Firma zu stecken, aber einige hatten sich sofort wieder zurückgezogen und Ev erklärt, sie sähen kein Geschäftsmodell in Kurzmitteilungen von 140 Zeichen über irgendjemandes Mittagessen. Alle diese Gespräche hatten sie vorerst auf Eis gelegt, als Yahoo! angerufen hatte.
    Das Büro im Brickhouse hatte etwas von einem höhlenhaften Loft. Die ganze Etage war von weißen Säulen unterteilt, die herumstanden wie gigantische Linebackers auf einem Football-Feld. An einer Seite gaben Fensterwände den Blick auf die Stadt frei. Die gegenüberliegende Wand war mit Tausenden fluoreszierenden Notizzetteln bedeckt, die das Bild einer gepixelten Riesenhand ergaben. Software-Entwickler hingen mit ihren Laptops auf Sitzsäcken herum und programmierten. Es war ein Nerdparadies.
    Als das Twitter-Team hereinkam, begrüßten sie Bradley Horowitz, der Leiter von Brickhouse, und ein weiterer Yahoo!-Manager. »He, Mann!«, sagte Bradley, klopfte Ev auf den Rücken und schüttelte ihm die Hand. »Schön, Sie zu sehen.«
    Bradley trug seine typische dunkle Sonnenbrille, deren Ränder so dick waren wie seine Augenbrauen. Seine gefurchten Wangen verliehen ihm eher etwas von einem General als von einem Software-Entwickler. Er führte sie nach rechts in einen Konferenzraum, wo sich jeder selbst einen Platz aussuchte. Nachdem alle sich vorgestellt und hingesetzt hatten, ergriff Ev das Wort. Er hatte gelernt, wie Verkaufsgespräche für Start-ups funktionierten, als er Blogger an Google verkauft hatte. Sie ähnelten eher den Verhandlungen mit einer Edelprostituierten als dem Verkauf einer Firma. Am Ende lief es fast immer auf den höchsten Preis hinaus.
    Ev ging die Zahlen durch und erklärte, dass Twitter Ende Februar, kurz bevor sie nach Austin aufgebrochen waren, etwa 200

000 neue Besucher pro Monat gehabt hatte. Nachdem Twitter den Preisvon South by Southwest gewonnen hatte, hatte sich

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