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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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Weg zum Mittagessen waren.
    »Ich finde wirklich, ihr solltet etwas mit den Hashtags auf Twitter machen«, erklärte Chris.
    »Hashtags sind was für Nerds«, erwiderte Biz. Ev fügte hinzu, sie seien »zu hart und kein Mensch wird sie verstehen«.
    Chris wandte dagegen ein, dass die Leute sie schon jetzt benutzten und sie eine Verbindung schaffen könnten zwischen Themen, die auf Twitter behandelt würden, und solchen, über die in der realen Welt geredet würde. Aber Ev und Biz waren von der Idee nicht angetan, sondern meinten, sie würden »sich später etwas Besseres, Ansprechenderes einfallen lassen«.
    Es spielte jedoch keine Rolle, was Ev, Biz oder ein anderer Mitarbeiter bei Twitter dachte oder sagte. Als Beispiel, dass sich auf der Internetseite Dinge von selbst regelten, um die sich die Gründer nicht kümmern konnten, verwendeten die Nutzer weiterhin Hashtags, um alles Mögliche zu organisieren, von Gruppenchats über Konferenzen bis hin zu Diskussionen über aktuelle Ereignisse.
    Intern bemühten sich Ev und Goldman inmitten der zunehmenden Ausfälle des Internetdienstes, Jack zu einem besseren Firmenchef zu erziehen – ein Kampf, der sich als noch schwieriger erwies, als die Webseite in Gang zu halten.
    Ev hatte inzwischen bei Twitter die Position des Verwaltungsratsvorsitzenden (Chairman of the Board) eingenommen und drängte Jack, er solle Blaine – der immer noch oft anarchistisch war und im Chaos erst richtig aufblühte – an die Kandare nehmen, ihm finanzielle Anreize bieten und regelmäßige Aufgabenbesprechungen abhalten. (Selbst Anarchisten mögen eine gute Gehaltserhöhung, wie sich herausgestellt hatte.) Aber dieser Schuss ging nach hinten los, da Jack anfing, Mitarbeiter herunterzuputzen. Ev merkte in einer E-Mail zu diesem Problem an: »Jack führt sich auf wie ein Cowboy.«
    Jeder Schritt vorwärts fühlte sich an wie zwei Schritte zurück. Als Ev Jack sagte, er solle an alle Twitter-Beschäftigten eine E-Mail mit den Unternehmenszielen schicken, begann sein erster Entwurf mit der Betreffzeile: »3 Dinge, die ich für Twitter will«. Jeden der drei Unterpunkte begann er mit Formulierungen wie: »Ich will in der Lage sein …«, »ich wünsche …«, »ich …«. Goldman wandte ein, »wir« sei vielleicht innerhalb der Firma angemessener. Es sei nicht die beste Art, mit seinen Beschäftigten im Ton eines Diktators zu sprechen.
    Obwohl Jack wirklich lernen wollte, eine Firma zu führen und ein guter Chef zu sein, war er oft ratlos, was als Nächstes zu tun war. Auch wenn er es nie zugegeben hätte und tat, als wüsste er genau, was er machte, und ginge planvoll und entschlossen vor, spielte er so weit außerhalb seiner Liga, dass er oft sprachlos war. Wenn etwas frustrierend lief, packte er das Problem nicht mit seinen Mitarbeitern an, sondern verließ das Büro und lief eine Stunde oder länger mit mürrischer Miene im South Park im Kreis.
    Einige seiner Kollegen, unter anderem auch Biz und Crystal, waren der Ansicht, dass die Probleme der Firma und ihre Lösung nicht an Jack hingen, sondern dass niemand Twitter in diesen turbulenten Zeiten in Gang halten konnte, zumal jeden Tag neue Nutzer hinzukamen. Aber Ev kümmerte es nicht, wer daran schuld oder nicht schuld war. Er hatte sein Geld in die Firma investiert, und wieder einmal stand sein Ruf auf dem Spiel. Es war egal, ob es Jacks Schuld war oder die des Osterhasen. Ev wollte die Ausfälle der Internetseite, die mangelnde Führung und das allgemeine Chaos in der Firma beseitigt wissen. Im Laufe des Jahres 2007 ging Ev zunehmend die Geduld aus, dass diese Probleme nicht behoben wurden, sondern sich sogar noch verschlimmerten.

Der Schneider
    Am späten Nachmittag gingen Jack und Ev die Treppe zu dem Konferenzraum hinauf, der den Spitznamen Odeo Heights trug. Ihre Füße bewegten sich im Gleichschritt wie bei zwei programmierten Robotern Stufe für Stufe in den ersten Stock hinauf. Sie öffneten die Tür zu dem winzigen Raum, setzten sich einander gegenüber und falteten die Hände.
    Jeremy sah sie die Treppe hinaufgehen, wie sie es schon Hunderte Male getan hatten. Blaine bemerkte es ebenfalls wie auch einige andere im Büro. Aber keiner achtete sonderlich darauf. Es war ein ganz normales Meeting zwischen dem Vorstandschef und dem Verwaltungsratsvorsitzenden der Firma. Sie hatten keine Ahnung, dass Jack als völlig anderer Mensch herunterkommen würde, als der er hinaufgegangen war – das sollten sie erst wesentlich später erfahren.

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