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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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Twitter-Webseite.
    »Anfangs war Twitter ein zum Spaß betriebenes Nebenprojekt, dann wurde es bei Obvious liebevoll umhegt, bis es Zeit war, Twitter, Inc., zu gründen«, schrieb Jack. »Heute freuen wir uns, eine für Twitter wichtige Mitteilung machen zu können. Wir konnten Kapital von unseren Freunden bei Union Square Ventures in New York City erhalten.« Fred Wilson, ein Partner bei Union Square, würde sich führend an einer Kapitalaufstockung um 5 Millionen Dollar beteiligen, die Twitters Wert auf knapp über 20 Millionen Dollar steigern würde.
    In einem eigenen Blogpost erklärte Fred, warum sein Unternehmen in eine Firma ohne Einnahmen investierte: »Die Frage, die alle stellen, lautet: ›Wie sieht das Geschäftsmodell aus?‹ Um ganz ehrlich zu sein, wir wissen es noch nicht. Das Kapital, das wir investieren, wird eingesetzt, um Twitter zu einem besseren, zuverlässigeren und robusteren Dienst zu machen. Das muss im Augenblick im Mittelpunkt stehen.« Über Einnahmen würden sie später nachdenken.
    Fred hatte Recht. Es blieb keine Zeit, sich Gedanken über Geschäftsmodelle zu machen, solange Twitter in der gegenwärtigen Verfassung war: ständig am Rande des Zusammenbruchs.
    Jeden Morgen sah es bei den Twitter-Mitarbeitern gleich aus: Jeremys Frau fand ihren Mann zu Hause auf dem Sofa in der gleichen Position wie am Vorabend vor: Der Laptop auf seiner Brust leuchtete immer noch in einem warmblauen Licht, über seine Wange lief ein Speichelrinnsal, seine Finger lagen auf der Tastatur, als hätte ihn jemand bei einem missglückten Einbruch erschossen. Blaine lag in einer ähnlichen Position in seiner Wohnung.
    Beide hatten die ganze Nacht gearbeitet, um Twitter in Gang zu halten – häufig vergebens. Ständig brach die Internetseite zusammen, und nichts konnte die Ausfälle verhindern.
    Da sie Twitter anfangs innerhalb von zwei Wochen zusammengebastelt hatten, ließ der Zustrom neuer Nutzer die Seite einknicken. Es haperte nicht nur an einer Stelle, sondern an allen Ecken und Enden. Beiträge wurden nicht in der Timeline angezeigt. Nutzerkonten verschwanden. Die Webseite war stundenlang und manchmal sogar einen ganzen Tag lang nicht zu erreichen. Die Server gingen in die Knie. Und weil durchweg ein solches Chaos herrschte, revoltierten die Mitarbeiter. Twitter war als kleines Ruderboot konzipiert, das ein paar Leute über einen Teich bringen konnte; nun sollte dieses Boot ebenso viele Passagiere übers Meer befördern wie ein Kreuzfahrtschiff.
    Folglich ging es unter.
    Die Ausfälle bewirkten zudem Dominoeffekte, bei denen der Defekt eines Elements alles andere zusammenbrechen ließ. Die Tools, die Twitter anderen Entwicklern zur Verfügung stellte, kamen bei Hunderten Firmen und Apps zum Einsatz, die Twitter-Inhalte nutzten (Twitterrific, Twitteroo, Twitterholic, Tweetbar, Twittervision und Twadget, um nur einige zu nennen). Dieser Zustrom von Anwendungen belastete die Ressourcen des Dienstes. Auch die Webseite, die immer noch sozusagen mit digitaler Plastikfolie und Klebeband zusammengestückelt war, brachte die Server häufig zum Absturz. Tweets, die darauf warteten, an die Webseite geschickt zu werden, verstopften die Server und dann, um den Kreis zu schließen, fielen auch die Tools der Drittparteien aus. Nahezu täglich kam der gesamte Betrieb einfach zum Erliegen.
    Die Probleme des Dienstes hätten den Zustrom der Neuanmeldungen eigentlich verlangsamen müssen, machten aber alles nurnoch schlimmer, weil die schlechte Presse Neugier über dieses Twitter-Ding weckte. »Wenn alle sich anmelden und es zusammenbrechen lassen, sollte ich doch mal sehen, worum es eigentlich geht«, dachten sich viele, und so stürmten Hunderttausende auf eine winzige Firma ein.
    Wenn die Internetseite einmal täglich zusammenbrach, war das Hauptproblem, dass die Techniker keine Ahnung hatten, was den Ausfall verursacht hatte. Um dieses Problem zu lösen – oder zumindest den Versuch zu unternehmen –, programmierten Jeremy und Blaine die Server so, dass sie eine Rückmeldung über SMS und E-Mail verschickten, sobald eine der zahlreichen Schwierigkeiten auftrat. Wie bei einem Patienten, der mit Schläuchen und Kabeln an einer piepsenden Maschine hing, die seinen Zustand überwachte, sollte dieses neue Programm den Technikern helfen, herauszufinden, woran der Patient erkrankt war. Dann könnten sie sofort eingreifen. Eine Zeit lang funktionierte es, aber schon bald mussten sie feststellen, dass der Weg ins Chaos mit

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