Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
Vom Netzwerk:
bringen könnte. Aber ihm hatte der Mut gefehlt, und dann hatte er sie in Las Vegas für immer verloren.
    Er wusste genau, wann es passiert war. Es war am Wochenende des 7. September 2007. Twitter hatte eine Übereinkunft für die Verleihung der MTV Video Music Awards getroffen: Während der Preisverleihung sollten Tweets von Stars wie dem Rapper Timbaland und der Band Daughtry in die Live-Übertragung des Musiksenders einbezogen werden. Der größte Teil des Twitter-Teams flog nach Las Vegas, um bei der Veranstaltung zu helfen und dafür zu sorgen, dass die technisch nicht so versierten Musiker wussten, wie sie richtig twittern konnten. Aber Jack konnte nicht mitkommen, weil er bereits anderweitige Verpflichtungen hatte. Nach dem langen Wochenende kamen die Kollegen mit einem grauenhaften Kater und jeder Menge Geschichten von Partys mit den Stars zurück. Und Crystal brachte aus Las Vegas einen neuen Freund mit: Jason Goldman.
    Jack war außer sich. Einer der besten Freunde von Ev, ein Mitglied des Twitter-Vorstands, hatte ihn um seine einzige Chance bei Crystal gebracht. Aus »Jack gegen Ev« wurde nun »Jack gegen Ev und Goldman«. Und aus Jacks Sicht stand Crystal auf der falschen Seite.
    Goldman ließ sich von Jacks Wut über seine neue Liebesaffäre nicht abschrecken. Schließlich gehörte er   zu »Evs Jungs«, nicht zu Jacks. Außerdem konnte Crystal zusammen sein, mit wem sie wollte.
    Aber Jacks Groll gegen Goldman wegen Crystal verblasste neben seiner Wut auf Ev, als dieser ihm sagte, er könne entweder Schneider oder Twitter-Chef sein, aber nicht beides.
    Bei der Besprechung der beiden an diesem Tag wurde nicht geflucht. Es gab kein Geschrei, und es flogen keine Fäuste. Aber mit jeder Kritik, die Ev über den Tisch schleuderte, brodelte es stärker in Jack.
    Als das Meeting schließlich beendet war, gingen beide nach unten. Während Jack sich an seinen Schreibtisch setzte und innerlichüber Evs Äußerungen kochte, nahm Ev seine Sachen und ging hinaus. Jack schüttelte nur den Kopf über die Ironie dieser Situation. Nachdem Ev ihm gerade vorgeworfen hatte, dass er das Büro zu früh verließ, tat er nun genau das Gleiche.
    Und in diesem Moment, mit dem Klicken der beigefarbenen Eingangstür, durch die Ev das Büro verlassen hatte, war die Beziehung zwischen Jack und Ev nicht mehr nur angespannt. Sie war in die Brüche gegangen.

Gerüchte
    Seit Wochen kursierten die Gerüchte im Silicon Valley: Twitter läutete die zweite Kapitalaufstockung ein.
    »Ob es uns gefällt oder nicht, wir können nicht aufhören, über Twitter zu reden, einen Dienst, der unseren Narzissmus verkörpert«, schrieb Om Malik am 21. Mai 2008 in einem Blogpost. »Dieses Gerücht verwandelt sich in einen Bieterrausch für die nächste Runde der Firma, Risikokapital aufzutreiben.«
    Und es war tatsächlich ein Rausch. Alle wollten einen Anteil an der Firma erwerben. Der Prospekt, den Twitter damals an Investoren schickte, enthielt die Fakten: Die Firma beschäftigte 15 Mitarbeiter. Der Dienst hatte 1

273

220 registrierte Nutzer, die annähernd 15 Millionen Tweets im Monat schickten. Laut Prospekt waren diese Beiträge global, sie kamen aus der ganzen Welt. Überall wies das Dokument steigende Zahlen aus, nur ein Posten hatte sich seit dem ersten Tag nicht verändert: »Einnahmen: 0 Dollar« hieß es dort. Noch immer bestritten sie die Kosten aus dem Kapital, das Fred Wilson und andere Investoren ein Jahr zuvor beigesteuert hatten, aber diese Mittel gingen schnell zur Neige.
    Den Risikokapitalgebern waren die stetig anfallenden Kosten egal. Jeden Monat wuchs die Zahl der Nutzer stärker als im Vormonat, und die Projektionen für die kommenden Monate waren noch höher. Die beigefügten Tabellen sahen aus wie Himmelsleitern.
    In dem Prospekt erklärte Ev, die Firma hoffe auf eine Kapitalaufstockung um 10 Millionen Dollar, wodurch die Bewertung von Twitter auf 50 Millionen Dollar steigen würde. Aber der Bieterrausch und die Erregung der Investoren, die auf eine Verbindung ihres Namens mit Twitter hofften, ließ die Bewertung des Unternehmens Anfang Mai sprunghaft auf 60 Millionen ansteigen. Einige Tage später erreichte sie 70 Millionen. Und als die Kapitalaufstockung offiziell bekannt wurde, lag sie schließlich bei 80 Millionen Dollar.
    Es spielte keine Rolle, dass Twitter noch nicht einmal ein rudimentäres, geschweige denn ein ausgefeiltes Geschäftsmodell besaß. Oder dass der Dienst ständig ausfiel. Alle wollten einen

Weitere Kostenlose Bücher