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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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Gedanken zurechtgelegt hatte. Jedes Wort war kalkuliert, jeder Satz aufs i-Tüpfelchen vorformuliert. Wie ein General, der auf dem Schlachtfeld die Vereinigung zweier Armeen entwirft, breitete er seine Vorstellungen vor ihnen aus.
    »Was glauben Sie, wie hoch ist Ihr aktueller Marktwert?«, fragte Zuckerberg. Sie saßen ihm unbehaglich gegenüber – und unter ihm – und schauten in das Gesicht eines Jungspunds, dessen gleichgültige Miene beinahe den Verdacht aufkommen ließ, dass er sie mit der exakt gleichen Ungerührtheit aufkaufen wie umbringen lassen konnte. »Nennen Sie mal eine Zahl.«
    Ev zögerte, schaute Biz an und ließ einen Versuchsballon los. »500 Millionen.«
    Schweigen legte sich über den Raum. Zuckerberg schaute sie unbeeindruckt an. »Das ist eine große Zahl«, sagte er.
    »So schätzen wir unseren Wert ein«, erwiderte Ev.
    Doch Zuckerberg wusste längst, dass Twitter seinen Wert mit 500 Millionen Dollar veranschlagte – Jack hatte es ihm verraten.
    Ohne Biz und Ev etwas davon mitzuteilen, hatte sich Jack bereits mit Zuckerberg getroffen. Deshalb hatte Jack auch direkt nach seiner Absetzung Zuckerberg angerufen. Er wollte ihn über die neueste Entwicklung informieren und ein weiteres geheimes Treffen anberaumen, bei dem es nicht mehr über den Verkauf von Twittergehen sollte – das lag jetzt nicht mehr in Jacks Macht.
    Nein, Jack Dorsey, der Mitgründer von Twitter, wollte mit Zuckerberg über einen Job bei Facebook verhandeln.
    »Sind Sie sicher, dass wir nichts daran ändern können?«, fragte Zuckerberg, als Jack am Tag seiner Absetzung bei ihm anrief. »Ich wette, wir können irgendwas unternehmen, um Sie auf dem Chefsessel zu halten.« Jack war über Zuckerbergs Zuversicht ein wenig verblüfft und rätselte, was er damit wohl meinen konnte. »Äh, nein, ich glaub nicht, dass wir da noch irgendwas ausrichten können«, antwortete er irritiert.
    Zuckerberg war über die Entwicklung nicht glücklich. Sein Versuch, Jack zu umgarnen, hatte sich gut angelassen und war sorgsam eingefädelt gewesen, angefangen mit einem Telefongespräch zwischen den beiden, das Matt Cohler arrangiert hatte, ein ehemaliger Facebook-Mitarbeiter und Strippenzieher in Silicon Valley. Dann war es zu einer persönlichen Begegnung zwischen Jack und Zuckerberg gekommen, wo das Buhlen und Bezirzen weiterging.
    Es hatte Früchte getragen.
    Ein paar Tage nach ihrer Zusammenkunft hatte Jack von Zuckerberg eine E-Mail mit dem ominösen Betreff »T« erhalten. In dem langen Schreiben breitete Zuckerberg Punkt für Punkt die Gründe aus, warum Twitter und Facebook so gut zusammenpassten: dass sie zusammen die Welt verändern, dass sie Menschen verbinden und Milliarden von Dollar machen könnten. Dann, wie häufig, wenn Zuckerberg andere Firmen übernehmen wollte, ließ er durchblicken, dass Facebook ähnliche Produkte entwickeln könnte, um sie auszustechen. Hinter den Avancen steckte eine Drohung: Lässt du dich von Facebook schlucken, dann leben wir glücklich bis ans Ende unserer Tage; weigerst du dich aber, dann setzen wir alle Hebel in Bewegung, um dich zur Strecke zu bringen. So oder so war man geliefert.
    Bei Jack waren keine Drohungen nötig gewesen, er hätte von sich aus verkauft. Doch als sich der Deal der Ziellinie näherte und Jack bereit war, aufs Gaspedal zu drücken, hatte Ev den Schlüsselaus dem Zündschloss gezogen, Jack vom Fahrersitz geschubst, das Steuer herumgerissen und das Unternehmen in eine völlig andere Richtung gelenkt.
    Die Aussicht, Twitter für 500 Millionen Dollar zu veräußern, fand im Verwaltungsrat einigen Anklang, schließlich war das ein gewaltiger Unterschied zu den 12 Millionen, die Yahoo! nur anderthalb Jahre zuvor geboten hatte. Zudem trieb Ev die Sorge um, dass Facebook alles daran setzen würde, Twitter das Wasser abzugraben. Doch er war überzeugt, dass Facebooks ganze Ausrichtung nicht mit Twitter zusammenpasste.
    »Es gibt, meine ich, drei Gründe, ein Unternehmen zu verkaufen«, schrieb Ev in einer E-Mail an den Verwaltungsrat, in der er darlegte, warum er Facebooks Angebot ausschlagen sollte. 1. Der Preis ist hoch genug beziehungsweise spiegelt einen künftigen Wert des Unternehmens wider. (»Wir haben oft gesagt, dass Twitter ein Milliardenunternehmen ist«, merkte Ev an. »Ich glaube, es ist viele Male so viel Wert.«) 2. Es besteht eine unmittelbare und sehr reale Gefahr durch einen Wettbewerber. Auch dies verneinte Ev, denn nichts und niemand stelle »eine glaubwürdige

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