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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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völlig anders umzugehen. Nach seinem Rauswurf bei Twitter war Jack anfangs so niedergeschlagen wie Noah. Wie sein ehemaliger Weggefährte wanderte er, elend und kochend vor Wut, durch die Straßen von San Francisco und grübelte darüber nach, wie es mit ihm weitergehen sollte. Doch hier hörten ihre Gemeinsamkeiten auf.
    Jack hatte bei seinem unfreiwilligen Abgang zwar einige Firmenanteile eingebüßt, aber der Verwaltungsrat hatte zugestimmt, ihm ein Jahr nach seiner Entlassung eine Abfindung von 200

000 Dollar zu bezahlen. Er war mit Geld immer sorglos umgegangen und hatte mit der einen Hand ausgegeben, was die andere einnahm, und so stürzte er sich erst einmal ins Leben, um auf die richtige Gelegenheit zu warten. Er verliebte sich in eine Balletttänzerin in San Francisco, eine Beziehung, die bald wieder zerbrach. Er besuchteFreunde und Familie in St. Louis und reiste nach New York, um sich turnusmäßig die Haare schneiden zu lassen, seinen Lieblings-Cappuccino zu trinken und durch den Earnest-Sewn-Jeans-Laden zu schlendern.
    Schließlich stieß Jack auf das, wonach er gesucht hatte. Auf einer Reise zurück nach St. Louis traf er seinen alten Freund Jim McKevey und kam mit ihm über die Gründung eines neuen Unternehmens ins Gespräch. Jim verdiente seinen Lebensunterhalt als Glasbläser. Er schuf kunstvolle Glasskulpturen und Glaspfeifen, die er an Läden und Sammler verkaufte, und erzählte Jack, dass er einmal eine große Skulptur nicht hatte verkaufen können, weil der Kunde nicht genug Bargeld bei sich trug. So kam ihr Gespräch auf die Möglichkeit, solche Käufe mittels Mobiltelefon und einer Kreditkarte zu tätigen. Sofort machten sie sich an die Ausarbeitung der Idee, die sie zuerst »Squirrel« nannten und dann in »Square« umtauften.
    Jack verfolgte nebenher noch ein weiteres Projekt: Rache. Anders als Noah, der sich redlich mühte, das Vorgefallene zu vergessen und seinen Freunden ihren Verrat zu verzeihen, schlug Jack in die entgegengesetzte Richtung, unfähig, das Ressentiment, das er Ev, dem Verwaltungsrat und nun auch Biz gegenüber hegte, aus seinen Gedanken zu verbannen.
    Wie besessen stürzte sich Jack auf jeden Zeitungsartikel und Blogpost, auf jede aktuelle Meldung über Twitter. Jedes Mal, wenn er einen Artikel las, in dem Jack Dorsey nicht als Schöpfer von Twitter Erwähnung fand, geriet sein Blut in Wallung. Jedes Mal, wenn Prominente Twitter besuchten und Jack nicht da war, um sie zu begrüßen, drang der Stachel tiefer.
    Noah, Jack, Ev und Biz: Sie alle hatten mit ihren Egos zu kämpfen, ihr Denken wurde von ihren Egos beherrscht. Für Noah war die Selbstbeschäftigung ein Mittel der Reflektion, um herauszufinden, wem er in der Vergangenheit Unrecht getan hatte und wie er in Zukunft ein besserer Mensch werden konnte. Bei Jack hatte sie den gegenteiligen Effekt: Er grübelte obsessiv darüber nach, wer ihm in der Vergangenheit ein Leid getan hatte und wie er selbst in Zukunftwieder zurück ins Rampenlicht kommen könnte. Und welch besseren Weg zu diesem Ziel gab es, als die Egos anderer Leute in den Schatten zu stellen?
    Jack durfte zwar bei der alltäglichen Führung des Unternehmens nicht mehr mitreden, er beschloss jedoch, jede Presseanfrage an seine persönliche E-Mail-Adresse bei Twitter, die er als stilles Verwaltungsratsmitglied behalten durfte, zu beantworten.
    Er traf sich mit Journalisten und Bloggern und gab manchmal eine Geschichte über die Entstehung von Twitter zum Besten, die den Beitrag aller anderen aus der Firmenhistorie ausblendete. Keine Erwähnung von Noah, Biz, Jeremy, Crystal, Baine, Florian, Jeremy oder Tim. Keine Erwähnung anderer Leute, die bei der Schaffung von Twitter dabei gewesen waren oder bei den Frühstücksrunden, beim Mittag- oder Abendessen oder bei den Hack Days Ideen und Anregungen beigesteuert hatten. Und ganz gewiss keine Erwähnung von Ev.
    Jack hatte zwar die Grundidee eines Dienstes gehabt, der den Menschen die Möglichkeit gab, Mitteilungen über ihren aktuellen Status zu verbreiten, doch wäre die Idee ohne Odeo schlicht das geblieben, was sie war – ein leerer Traum. Erst Noahs Entschlossenheit, Odeo zu retten, hatte die Voraussetzung dafür geschaffen, Jacks Konzept aktueller Statusmitteilungen von einem Mitarbeiterteam realisieren zu lassen, das bei den Hack Days ihre Vorstellungen einfließen ließ und umsetzte. Ohne Noahs Vision eines Mitteilungsdienstes, der Menschen zusammenbrachte, die sich einsam fühlten, und einen Namen,

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