Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)
der im Gedächtnis haften blieb, hätte Twitter nie das Licht der Welt erblickt. Es war Ev gewesen, der darauf beharrt hatte, das es bei Twitter darum gehen sollte, »was gerade passiert«, und ohne seine finanzielle Unterstützung und seinen guten Ruf im Silicon Valley hätte Twitter nie so schnell wachsen können. Und hätte Biz nicht das Ethos hochgehalten, die Nutzer des Dienstes zu schützen und sich vor sie zu stellen, wäre aus Twitter eine andere Art von Unternehmen geworden.
Vor allem aber hätte ohne die Aufbau- und Entwicklungsarbeit Dutzender Twitter-Angestellter, die neue Ideen zur Webseite beisteuerten und sie tagtäglich in Gang hielten, das Start-up, wie so viele andere, genauso gut scheitern können.
Jack jedoch erzählte eine ganz andere Story. Er hatte damit begonnen, seinen eigenen Schöpfungsmythos in die Welt zu setzen.
Der Marathonmann
Es war nun schon Monate her, dass Jack als machtloser Vorsitzender an seiner ersten Verwaltungsratssitzung teilgenommen hatte. Auch die folgenden Male war es immer das Gleiche gewesen: Jack hatte nur dagesessen und Ev angestarrt.
Ev dagegen hatte sich inzwischen daran gewöhnt und war mittlerweile wie Fred, Bijan und Goldman geübt darin, Jacks Starren zu ignorieren.
Nun allerdings gab es einen Neuzugang, den das Spektakel verwirrte. Peter Fenton, schlicht Fenton genannt, war das neueste Mitglied im Verwaltungsrat von Twitter und sein jüngster Investor. Bei seiner ersten Verwaltungsratssitzung Anfang 2009 war er so aufgeregt wie ein Kind am Weihnachtsmorgen. Die Investition in Twitter war eine der größten Herausforderungen seiner bisherigen Laufbahn gewesen, und nun hatte er es geschafft, saß im Verwaltungsrat und war endlich Teil des Unternehmens. Es dauerte keine zehn Minuten, da war Fenton klar, dass keine Geschenke unterm Weihnachtsbaum lagen und bei Twitter ernstlich der Haussegen schief hing.
Nachdem sein Interesse einmal geweckt war, hatte ihn die Firma monatelang nicht mehr losgelassen. Im Januar 2009 hatte Fenton Wind davon bekommen, dass Twitter kurz vor einer dritten Finanzierungsrunde stand. Aber Benchmark Capital, die Investmentfirma, für die Fenton arbeitete, wollte sich nicht beteiligen.
Fenton war zu dieser Zeit 36 Jahre alt und besaß bereits ein ziemlich großes Vermögen. Mit seinem kurzen, hellen Haar und seinerkerzengeraden Haltung sah er aus wie ein Elitesoldat. Wie bei den meisten Risikofinanziers in Silicon Valley ging es ihm nicht ums Geld – er wollte gewinnen. Bei allem, was er tat, musste Fenton der Beste sein, egal, ob es um Marathonlaufen, Hubschrauberfliegen oder Risikofinanzierung ging.
Er hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt und seine Kontakte mobilisiert, um bei der nächsten Kapitalaufstockung von Twitter nur ja dabei sein zu dürfen, und hatte Ev und Biz in seinem Haus in San Franciscos Milliardärsviertel, der »Billionaire’s Row«, fürstlich bewirtet. Schließlich hatte er es, durch schiere Entschlossenheit, geschafft, zum führenden Investor der neuen Finanzierungsrunde des Unternehmens zu werden, durch die der Wert von Twitter auf über 250 Millionen stieg. Fenton selbst war mit 21 Millionen Dollar mit von der Partie.
Am 13. Februar 2009 verkündete Biz die Kapitalaufstockung in einem Blogpost. »Twitter wächst mit phänomenaler Geschwindigkeit«, schrieb er stolz. »Die Zahl der aktiven Nutzer ist in diesem Jahr um 900 Prozent gestiegen.« Was er nicht erwähnte, waren die Ertragszahlen, die seit den Anfängen der Firma überhaupt nicht gestiegen waren: Sie dümpelten weiterhin bei 0 Dollar.
Mittlerweile hatte Ev bei Twitter das Ruder fest in der Hand. Obwohl die Firma neben einer Hand voll freier Mitarbeiter immer noch mit weniger als 30 Vollzeitangestellten auskommen musste, hatte er den Kampf gegen die endlosen Ausfallzeiten und andere Probleme aufgenommen, mit denen Twitter in der Vergangenheit immer wieder zu kämpfen gehabt hatte. Nun konnte es bald vorrangig um die Monetarisierung der Geschäftsidee gehen, also darum, wie damit Geld zu verdienen war. Im Januar hatte Ev mit Kevin Thau einen neuen Entwicklungsleiter für das mobile Geschäft angeheuert und ihm die Aufgabe übertragen, Partnerschaften anzustreben, um endlich Erträge zu generieren. Ev schmiedete auch eine Kollaboration mit Current TV, dem Fernsehsender von Bill Clintons ehemaligem Vize Al Gore. Bei Barack Obamas Amtseinführung legte der Kanal Tweets über seine Live-Bilder.
Während sich Ev mühte, das Innenleben des blauen
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