Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)
sprechen?
Kutcher und CNN lieferten sich einen öffentlichen Schaukampf darum, wer als Erster von beiden die Marke von einer Millionen Follower knacken würde. Das hatte auch Oprah auf den Dienst aufmerksam gemacht, die nun wissen wollte, was es mit diesem Twitter eigentlich auf sich hatte. Nach der Anfrage versammelte Ev sofort eine kleine Gruppe von Mitarbeitern in einem Konferenzraum und rief die Produzenten der Show an. Alle scharten sich ums Telefon.
»Wir möchten Oprah in der Show ihren ersten Tweet schicken lassen«, krächzte die Stimme durch den Lautsprecher. Ein Lächeln breitete sich über die Gesichter der Versammelten aus. »Wir haben außerdem vor, Twitter zum Themenschwerpunkt der Sendung zu machen«, fuhr die Stimme fort. Das Lächeln der Twitter-Mitarbeiter wurde schon ein bisschen dünner, denn das verhieß nichts Gutes.
Mit seinem unstillbaren Durst saugte Twitter nämlich weiterhin jeden Tag Tausende neue User auf, die allesamt dafür sorgten, dass die Webseite eine unaufhaltsame Dynamik entwickelte. Nur führte das leider dazu, dass die Server der Webseite immer wieder an ihre Grenzen stießen und zusammenbrachen. Die Techniker waren jetzt schon ausgepowert, einige Leute in der Firma arbeiteten bis zu 20 und mehr Stunden am Tag, um den Dienst aufrechtzuerhalten. Schon eine bloße Erwähnung in der ungeheuer populären Oprah Winfrey Show , die jede Woche zwischen 26 und 42 Millionen Zuschauer anlockte, würde Twitter kaum verkraften. Im Guten wie im Schlechten repräsentierte Oprah den absoluten Massengeschmack, und ihre Fans konnten sich rasch in einen Tsunami von Neuanmeldungen verwandeln, mit dem Twitter schlicht nicht mehr fertig werden würde.
»Ashton Kutcher wird in der Show sein, um über seinen Wettlauf mit CNN zu sprechen«, fuhr die Stimme im Lautsprecher fort. Die Mienen der Twitter-Leute im Konferenzraum trübten sich noch weiter ein. »Und Oprah möchte das in der Freitagmorgenshow bringen, die live ist und unser größtes Publikum hat.« Freitag? Das war ja schon übermorgen! »Es wäre echt hilfreich, wenn jemand von Twitter herkommen könnte, um unseren Leuten zur Seite zu stehen, nur für den Fall, das was schiefgeht«, bat Oprahs Produzent. »Wäre das möglich?«
»Natürlich«, antwortete Ev und beugte sich dichter über das Telefon. »Wir können Ihnen einen unserer Techniker schicken.«
»Super«, erwiderte die Stimme in der Leitung und stockte kurz. »Augenblick mal, wer sind Sie eigentlich? Was ist Ihr Job?«
Ev beugte sich wieder über das Telefon und antwortete lässig: »Ich bin einer der Gründer und der Vorstandschef.«
»Ach, könnten Sie da nicht selbst kommen?«, fragte der Produzent.
Ev zögerte, blickte sich im Raum um und zuckte mit den Schultern. »Klar«, sagte er. »Kann ich auch ein Ticket für meine Frau Sara bekommen, damit wir beide im Publikum sitzen können?«
Der Produzent war einverstanden, und als das Gespräch beendet war, schaute Ev in die Gesichter im Raum.
»Was sollen wir machen?«, fragte ein Assistent.
»Allzu viel können wir nicht tun. Wir müssen nur alles daran setzen, dass die Seite nicht zusammenbricht«, erwiderte er lächelnd. »Ich meine, verdammt, es ist schließlich die Oprah Winfrey Show !«
Den ganzen Mittwoch über jagte eine Sitzung die andere, um zu besprechen, wie verhindert werden konnte, dass Twitter unter der Last von Oprahs Starruhm in die Knie ginge. Damit bei der landesweiten Ausstrahlung auch alles klappte, beschlossen die Techniker, einen Server eigens für Oprah einzurichten, ihr spezielles Twitter. So war sichergestellt, dass selbst bei einem Zusammenbruch der Webseite während des Live-Spektakels Oprahs Konto funktionstüchtig bliebe.
Evs Assistent wirbelte sofort los, buchte Flüge und Hotelzimmer. Laut Plan sollte Ev am Donnerstagmittag fliegen und am Freitagmorgen zur Show fahren, um für den reibungslosen technischen Ablauf von Oprahs erstem Twitter-Versuch zu sorgen und sich unter das Publikum zu mischen, wo ihm, wer weiß, Oprah vielleicht noch eine kleine Zwischenfrage stellen würde, während sie die schöne neue Welt der sozialen Medien erkundete.
Genauso wurde alles arrangiert. Am Donnerstagmorgen kurz nach sieben, als Ev und Sara gerade ihre Sachen für den Flug nach Chicago packten, klingelte Evs Handy mit einer Chicagoer Nummer. Wer sollte ihn so früh am Morgen stören?
»Ev am Apparat.«
»Hallo, Evan«, meldete sich eine Frau. Sie war vom Produktionsteam der Oprah Winfrey Show , mit
Weitere Kostenlose Bücher