Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
Vom Netzwerk:
die harte Arbeit.«
    Ev strotze nur so vor Stolz. Doch nicht alle waren so glücklich.
    Kutcher hatte zwar gesagt, jeder Einzelne könne so mächtig wie ein Medienkonzern werden, aber einen Menschen gab es, dessen Tweets in der Bedeutungslosigkeit versunken waren, eine Person, die an jenem Tag zufällig die Oprah Show eingeschaltet hatte und ihren ehemaligen Freund und Mitarbeiter Ev live im Fernsehen miterlebte: Noah.
    Fassungslos musste Noah erleben, dass er aus der Geschichte von Twitter vollständig gelöscht worden war. Er twitterte: »Als ich ihn [Ev] im Fernsehen gesehen habe, hab ich mich gefragt, wie ich so unsichtbar werden konnte, so inszeniert abwesend. Keinerlei Fingerabdrücke.«
    In der Vergangenheit war die Geschichte stets von den Siegern geschrieben worden. Auch wenn im Zeitalter von Twitter jedermann und jede Frau zum Autor der Geschichte werden kann, so behalten doch oft diejenigen mit der lautesten Stimme die Oberhand, weil sie ihrer Version größeres Gehör verschaffen können.
    Ev hatte Noah nicht mit Absicht aus der Firmengeschichte getilgt. Er war immer bemüht gewesen, allen Anerkennung zu zollen, die sich bei der Schaffung von Twitter Verdienste erworben hatten. Er dankte bei Preisverleihungen wie den Crunchies stets den Mitarbeitern und versäumte es in Interviews nie, die wichtige Rolle von Jack und Biz zu erwähnen. Ev war aufrichtig überzeugt, dass Twitter eine andere Firma war als in den Anfängen, als Noah bei ihrem Aufbau mitgewirkt hatte.
    Jack dagegen hatte nie eingeräumt, wie umfangreich die Zusammenarbeit zwischen ihm und Noah bei der Ausbrütung von Twitter gewesen war.
    Als Jack die Oprah Show sah, kochte er vor Wut, nicht an Evs Stelle eingeladen worden zu sein.
    »Ich werde aus der Geschichte gestrichen!«, beklagte sich Jack später bei Biz, ein Vorwurf, den die anderen Gründer sonst nur von Noah gewöhnt waren.
    »Nein, wirst du nicht«, erwiderte Biz. »Ev hat dich in der Show erwähnt. Er hat uns Genies genannt!«
    Aber es spielte keine Rolle, was Ev sagte – oder Biz. Jack hatte das Gefühl, aus der Geschichte getilgt zu werden. Doch anders als Noah, der in der Versenkung verschwand, nachdem er aus der Firma geflogen war, hegte Jack größere Pläne.

Twitter-Mission im Irak
    Heulend schnitten die Propeller des C-130-Transportflugzeugs durch die trockene Wüstenluft. Selbst von seiner Warte aus in etwa 100 Meter Entfernung war Jack von den riesigen Abmessungen der Maschine beeindruckt. Im Vergleich zu dem anderen Flugzeug auf der Landebahn wirkte es wie ein Blauwal in einem Goldfischteich.
    Immer wieder fuhren Armeelaster und Jeeps an die Maschine heran, aus denen amerikanische Soldaten mit Kampfanzügen, Gewehren und großen grünen Seesäcken sprangen. Die Szene erinnerte seltsam an ein Arrangement von Spielzeugfiguren in einem Kinderzimmer.
    Durch die große Fensterfront des Queen Alia International Airport im jordanischen Amman fiel gleißendes Sonnenlicht. Von der Lounge aus verfolgte Jack das Geschehen durch seine dunkle Sonnenbrille. In Kürze würde er an Bord des Riesenflugzeugs steigen. Seit langem hatte er nicht mehr solche Nervosität verspürt, aber die Aufregung lenkte ihn wenigstens von der Erinnerung an Evs Auftritt in der Oprah Winfrey Show drei Tage zuvor ab. Seine Gedanken kreisten um das, was ihn im Irak erwarten würde. Bis dahin waren es nur noch wenige Stunden.
    Als er so dastand und sich zu beruhigen versuchte, tippte ihm jemand von hinten auf die Schulter. Er drehte sich um und erblickte Jared Cohen, den Delegationsleiter vom amerikanischen Außenministerium, der ihr Irakabenteuer organisiert hatte.
    »Haben Sie die Titelgeschichte im Wall Street Journal gelesen?«, fragte Cohen.
    »Nein, was für eine Geschichte?«
    »Über Twitter«, erwiderte Cohen, der sich bereits abwandte, um mit jemand anderem zu sprechen. »Sollten Sie lesen. Überschrift: ›Die Twitter-Revolution‹.« Jack zog sein iPhone aus der Jackentasche, suchte die Story und landete ein paar Sekunden später auf der Webseite des Wall Street Journal .
    Cohen hatte ebenmäßige Haut und dunkles, zerzaustes Haar. So groß gewachsen und schlank er war, hing ihm sein Anzug etwas schlaksig von den Schultern. Irgendwie wirkte er wie ein Schauspieler aus einem billigen Agentenfilm, was gar nicht so unpassend war, schließlich arbeitete er für das Auswärtige Amt, das U.S. State Department. Mit seinem stets ein wenig gelösten Schlips, mit seiner ganzen Art vermittelte er ein Bild

Weitere Kostenlose Bücher