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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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eine Tagesreise von Tygge Kallentar? Flüchtig dachte
er an Aubrey. Aber der hatte seine Rolle ja wohl ausgespielt – der Name Gahom war
alles, was er von dem noch hatte erfahren müssen, und seit er von diesem Ort
wusste, schien Aubrey auch endlich wieder zu seinen Geisterkumpeln entschwunden
zu sein.
    Firn hatte inzwischen etwas in dieser Höhle
aufgestöbert und jagte nun hinterher. James beschloss, nach der nächsten
Markierung Ausschau zu halten, und entschied sich für die Richtung, in der die
Bäume weniger dicht standen und mehr Sonnenlicht den Boden sprenkelte. Es ging
kaum merklich bergan. Nichts zu hören als die Vogelstimmen. Manchmal eine
Bewegung ganz am Rand seines Blickfelds, nie da, wohin er gerade sah. Verstohlenes
Rascheln von kleinen Tieren, die vielleicht ahnten, dass der Große Jäger in
einiger Entfernung an ihnen vorübergezogen war und sie seinem Messer für dieses
Mal noch entkommen waren. Etwa hundert Meter weiter entdeckte er das nächste
Zeichen, zufällig, weil die Sonne es gerade erwischte, da, wo es an einer
moosüberzogenen Wurzel baumelte. Nicht genau in der Richtung, die er
eingeschlagen hatte, aber nahe daran. Diesmal waren es drei Ästchen, zwei quer
über einem, Kerben, Bindfaden aus Bast. Er zog im Geist eine Gerade zwischen
den beiden Markierungen und korrigierte seine Richtung entsprechend. Gar nicht
so einfach, weil er immer wieder um Bäume herum musste. War da ein Pfad unter
dem Gestrüpp zu erkennen? Vielleicht eher eine Tierspur? Als Firn auf einmal
gar nicht weit links von ihm zwischen den Wurzeln auftauchte, empfand er
flüchtig Erleichterung, wollte aber keine Zeit mit Erklärungen verschwenden. Er
musste weiter. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Firn den Bogen spannte, wie der
Pfeil flog –
    Er flog auf ein seltsames Dunkel zu, das sich dort
zwischen den hohen Kapunn-Bäumen wie eine Wand erhob.
    „Das war Nummer zwei!“, rief Firn und verscheuchte
damit jede mögliche Nummer drei. Er lief los, bückte sich dann vor der dunklen
Wand zu seinem Opfer hinunter.
    Die Wand bestand aus anderen Bäumen. Dunkles Grün, maraschinokirschenrot
getüpfelt: Eiben, schnurgerade in einer Reihe nebeneinander. Mitten im Wald.
    „Eine Hecke!“, seufzte James.
    Firn sah auf. „Das da? Bisschen hoch für ’ne Hecke.“
    „Es ist eine Hecke! Das hat jemand angepflanzt!“
    Oh Gott! Oh Gott , oh heiliger Jesus, ich hab
die Hecke wiedergefunden! Ich hab sie wiedergefunden, sie ist bloß ein bisschen
gewachsen in all der Zeit! Oh mein Gott ! Der Irrgarten! Ich hab ihn
wiedergefunden!
    „He, warte doch mal! Wo willst du denn hin?“
    „Eiben! Mitten in diesem Urwald! So schnurgerade, so
wächst das doch nicht von selbst!“
    „Was ist daran so aufregend? Wird irgendein
Kramperbesitz sein.“
    „Ich muss da rein!“
    „Was? Wieso das denn? Lass den Blödsinn! Willst du in
Tulsa landen?!“
    Diese Hecke war viel älter, viel dichter als die
andere – man tauchte in eine beinahe schwarze Masse aus kühlen, glatten Nadeln
und mürben, kratzigen Zweigen ein, die einen nicht so leicht freigab. Aber dann
hatte er sich hindurchgequetscht, wie schon einmal zuvor. Stand atemlos in einer
Wildnis, die sich auf den ersten Blick nicht von der auf der anderen Seite
unterschied.
    „Genau bei so einer Sache ist Eske auch geschnappt
worden“, sagte Firn, als er neben ihm zwischen den Eiben hervorkroch.
    James schloss die Augen. Er hörte sein Herz schlagen, alle
seine Sinne waren wach. Da war er, der Geruch, den er gesucht hatte. Minze. Er
folgte ihm und erreichte schon nach wenigen Schritten einen Tunnel, dessen
hellgrüne Wände aus runden, spitz zulaufenden Blättern bestanden, mit kleinen,
grünen, trompetenförmigen Blüten dazwischen und rankenden Fäden, die Halt
suchend in die diesigblaue Spätsommerluft griffen.
    „Aubeliond-Jasmin“, murmelte er.
    „Stimmt. Aber das kannst du ja gar nicht wissen. Du
warst ja noch nie in Aube, richtig, Aubessian? Oder hier in diesen Wäldern.
Weil du ja aus dem Süden –“
    Er war jetzt eine Kompassnadel – war es vielleicht
schon seit Tagen gewesen –
    Als der Heckentunnel ihn entließ, stand er in einem
Meer aus sommerdürrem, ungemähtem Gras, das ihm bis zu den Schultern reichte.
Dahinter erhob sich das Haus. Eine breite Front, mit hohen Sprossenfenstern.
Zweistöckig nur, aber mit den Säulchen an beiden Seiten, die er immer schon
affig gefunden hatte. Und mitten auf der Stirn dieser Hausfront glänzte
messingfarben ein leeres Zifferblatt in

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