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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Kulissenwände des Stern
von Montagu hatten ein einfaches, aber treffendes Abbild geschaffen. „Warst
du schon mal da?“
    „Einmal. Nicht mit den Montagus.“
    Zwischen dieser Wohnhalle und einer Tür rechts, hinter
der die Küche lag, führte eine Treppe hinauf, und dahin zog es ihn jetzt. Oben
ein schmaler Flur, drei Türen. Er öffnete die zum Arbeitszimmer. Die Fenster in
diesem oberen Stockwerk waren von dunklen Vorhängen eingerahmt, aber nicht ganz
verdeckt. Dennoch griff seine Rechte wie selbstverständlich nach dem Leuchter,
der neben der Tür in einem Schrankfach stand. Die Kerzen darin waren halb
heruntergebrannt, die Dochte fast im Staub ertrunken. Er stellte ihn zurück und
nahm sich die großformatige, mit dunkelrotem Leder bezogene Mappe, die im Fach
darunter lehnte. Öffnete die Bänder und fächerte durch Gemälde, Zeichnungen und
Skizzen. Ansichten von Orolo, Menschen, Häuser, Gelichter-Schutzvorrichtungen.
Die Studie eines Karnellenschwarms, fast identisch mit einer seiner eigenen
Zeichnungen. Wache, genaue, gut beobachtete Bilder. Ganz anders die Gemälde,
für die er nur drei Farben verwendet hatte: Grau und Schwarz und ein Violett,
dem er fast immer eine der beiden anderen beigemischt hatte. Das waren Studien
einer Unterwelt mit Wesen wie aus einem Albtraum – ihm schrecklich vertraut.
Kindlichere Interpretationen desselben Themas hatte seine Mutter einem Londoner
Psychiater vorgelegt. Dann eins, das sein Herz mitten in seiner Schreckstarre
noch packte: Hinter wehenden grauen Schleiern ein Bett in schwarzviolett
zerlaufenden Flecken. Leere und Verlust in jeder genau eingefangenen Bewegung
des Schleierstoffs. Ein dunkles Rinnsal auf dem Boden. Man konnte es nicht
ertragen. Er schloss die Mappe und stellte sie zurück.
    Vor dem Bücherregal blieb er kurz stehen und ließ den
Blick über die Titel schweifen: Skilgorth von Thorkild Autrejaune ragte
ein wenig hervor, als sei es eben erst zurückgestellt worden. Das Salkurnikon und Arma Salcurnica direkt daneben. Dann medizinische Fachwerke, eins
davon kannte er sogar aus seinem Studium. Ein Bildband über englische
Landschaftsgärten –
    Überall dunkles Holz, jetzt staubblind. Eine tiefe
Fensterbank hinter den Vorhängen: Für einen Moment konnte er Kate darauf sitzen
sehen – „… aber willst du wirklich solche Möbel?“ Der Schreibtisch aus
poliertem Kapunn-Holz, eine schöne Arbeit mit einer geschnitzten Einfassung
rings um die schwere, breite Platte. Darauf Petroleumlampe, Federhalter,
Tintenfass, ein Foto im verzierten Silberrahmen, eine lederne Schreibunterlage.
Er hob sie an, zog die dünne Mappe darunter hervor, griff dann aber nach dem
Foto und hielt es in die Lichtbahn, die zwischen den Vorhängen hereinfiel. Ein blasses
Schwarzweißfoto, natürlich. Ein heller, großer Hund, der glücklich in die
Kamera grinste. Ein Mann, dessen Gesicht von einem Hut so beschattet war, dass
man außer einem lächelnden Mund kaum etwas davon sehen konnte, hatte ihm die
Hand auf den Kopf gelegt. An der Hand fehlte der kleine Finger. Mit schwarzer
Tinte hatte jemand über den unteren Bildrand geschrieben – in
Anführungszeichen, als zitiere er ein bekanntes Motto: „Jäger, niemals
Gejagter!“
    „Er hieß Pennebrygg und hatte eine Auszeichnung von
dieser Schule in Rhondaport.“
    Firns Eintreten erschreckte ihn so, dass er beinahe
das Foto fallengelassen hätte.
    „Für besondere Verdienste um die Wissenschaft“, fuhr
Firn fort. „Hängt neben der Treppe.“
    James stellte das Foto zurück und ging ohne ein Wort
wieder hinaus auf den Flur. Die kleine Mappe nahm er mit. Firn schüttelte den Kopf,
als er an ihm vorbeiging.
    Die eine der beiden anderen Türen führte in ein
Ankleidezimmer – so nannte man das wohl: Ein schmaler Raum mit einem schmalen
Fenster, ausgestattet mit einem begehbaren Kleiderschrank, einer Kommode und
einem mannshohen Spiegel. Ein offener Durchlass führte nach nebenan ins
Schlafzimmer.
    Im Schrank Anzüge, Hemden, eine Jacke, ein Mantel auf
Bügeln. Darunter, säuberlich aufgereiht, Schuhe. Ein Paar hatte
Silberschnallen. Banal und voller Spinnweben.
    „Das ist gutes Zeug!“, sagte Firn und nahm einen Anzug
heraus. „Ziemlich teuer sogar, würde ich sagen.“ Er ließ die Bügel klappern,
wirbelte Staubwolken auf, hustete.
    James stand da schon vor der Kommode. Sie war der
Norden, auf den er zu gezittert war.
    Er öffnete die oberste Schublade. Halstücher, Spangen
und Manschettenknöpfe in kleinen Kästen. Und

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