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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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geschehen, nötigte James Respekt ab. Trotzdem fühlte er sich in
ihrer Gegenwart immer unbehaglicher. Wie ihr Blick jetzt wieder über Firn dahinflackerte,
bevor er in eisiger Ruhe auf seinem eigenen Gesicht haften blieb –
    Wer weiß, vielleicht lässt er sich den Bart ja stehen,
um sich vor ihren Blicken zu verstecken, überlegte er. Blöde Idee. Als wenn
Firn sie überhaupt so weit beachtet hätte! Auch jetzt wandte er sich an ihn,
als wäre sie gar nicht da.
    „Was meinst du? Gehn wir jagen?“
    „Keine Wildschweine oder Hirsche!“, schallte die
Kommandostimme des Chefs hinter ihnen her, als Firn sich den Bogen umhängte.
„Am besten nichts, was größer ist als ein Karnickel! Und wenn ihr der
Nevvencaer begegnet, buckelt ihr, ist das klar, Firn Marrin? Kein Pöbeln, keine
blöden Sprüche!“
    „Und trödelt nicht rum, wir wollen bald essen!“,
hängte Jakobe noch dran.
    Also wieder rein in das Dickicht. Für heute hatte er
eigentlich davon genug gehabt! Andererseits ließ sich so vielleicht
herausfinden, was es mit diesem Kapunnian auf sich hatte.
    „Wenn du hier was sammeln willst, gibt’s Besseres als
das Moos“, bemerkte Firn, als sie den Pfad kreuzten, auf dem sie hergekommen
waren.
    „Meinst du die Kapunn-Blätter? Ist ein riskantes
Mittel.“
    „Soso – Kapunn kennst du also? Und woher, Aubessian?
Trinkt ihr das im Süden auch?“
    „Aus meinem Hakemibuch –“ Aber das stimmte gar nicht, ging
James in diesem Moment auf. Also von drüben? Seine botanischen Kenntnisse waren
kümmerlich. Aber vielleicht hatte er mal etwas in einem Seminar über
Rauschmittel aufgeschnappt?
    „Weißt du etwas über diesen Gaubel Kapunnian?“, fragte
er schließlich.
    „Nein. Solang ich mit den Montagus unterwegs bin, sind
wir immer über Gillion gezogen. Aber der Name bringt einen auf Ideen, was sie
dort herstellen. Und deshalb will der Chef mit John da lieber nicht hin,
schätze ich. Wenn du verstehst, was ich meine.“
    „Die Zeichen, denen wir gefolgt sind, die müssten dann
wohl von denen stammen, oder? Von den Leuten aus Kapunnian?“
    „Denk schon, ja.“
    Die Gaubler-Tiffel, das hatte er inzwischen gelernt,
waren keine aufgemalten Zeichen wie die der Peregrini, sondern kaum von der
Wildnis unterscheidbare Arrangements, die meistens irgendwo in den Zweigen
hingen.
    „Wir sollten uns weiter an denen orientieren. Dann
verlaufen wir uns auch nicht“, sagte James, als Firn unbekümmert in die Wildnis
marschierte.
    „Ich verlauf mich nicht.“
    „Zeig mir das nächste U-kuliuk.“ Es war heraus, bevor
er es wusste, und prompt sah sich Firn misstrauisch zu ihm um.
    „Hast du das Wort von den alten Säcken, die da in den
Gaubeln immer um dich rumschwänzeln? Ich hab’s bei den Montagus noch nie
gehört. Und wenn du diese Bezeichnung kennst, dann findest du die Dinger doch
wohl selbst!“
    „Ich – ich hab’s irgendwo aufgeschnappt.“ Musste wohl
so sein, denn er konnte sich nicht erinnern, woher er es hatte.
    Firns Blick sagte deutlich, was er von dieser Antwort
hielt, aber er fragte auch nicht weiter. Schweigend gingen sie zwischen den
Baumwurzeln hindurch, die wie Finger von den Stämmen heruntergriffen. Mit den
Wagen hätten sie keine Chance gehabt. Doch fand die Sonne auch in diesen Wald,
tauchte hier eine von den glatten, dunkelbraunen Wurzeln, dort einen Farnwedel,
ein Moospolster in einen hellen Lichtfleck, in dem winzige Mücken aufblinkten
wie Goldfünkchen. Hoch über ihnen, in den kleinen Ausschnitten von leicht
verschleiertem Blau, schossen die Pfeilschwalben dahin – ein sicheres Zeichen
dafür, dass der Akbarnen wieder näher war. Eine gute Tagesreise bis Tygge
Kallentar –
    „Da vorn ist eins.“ Firn deutete auf einen Ast ein
paar Meter weiter voraus.
    Zuerst dachte James, er hätte ein Kaninchen entdeckt,
dann sah er das kleine Gesteck, das dort gerade oberhalb seiner Augenhöhe hing.
„Ist doch seltsam – wir sind gar nicht auf einem Pfad.“
    Aber Firn interessierte sich mehr für die Höhle, die
er unter einem zeltförmigen Wurzelwust ausgemacht hatte. James, der nicht
vorhatte, einem unglückseligen Kaninchen das Licht auszupusten, ging weiter und
betrachtete das U-kuliuk von nahem. Es waren vier ungefähr gleich lange
Ästchen, drei davon quer über das vierte gebunden. Wenn man genau hinsah,
entdeckte man eingeschnittene Kerben auf allen drei Hölzern: Zeichen, die er
nicht lesen konnte. Was ? Was fühlte sich daran so bedeutsam an? Was war
mit dem Gaubel Kapunnian …

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