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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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sah nur,
wie die Tage verrannen, ohne dass sich die Geldringe in seiner Gürteltasche weiter
füllten.
    An diesem zwölften Reisetag fiel der Ortsname Tygge
Kallentar – Name der nächsten Flussstation, eine gute Tagesreise westlich von
ihnen; der Akbarnen und mit ihm die Zivilisation rückten wieder näher. Er hätte
nicht sagen können, warum, aber die unbestimmte Unruhe, die ihn schon seit
Tagen in ihren Klauen hatte, entzündete sich förmlich an diesem Ortsnamen, und
eigentlich war er schon gereizt genug. Sie hatten hügeliges Waldland mit wahren
Baumriesen und dichtem Unterholz voller Farn und Dorngestrüpp erreicht. Das
einzig Gute an diesem Morgen war, dass John endlich wieder mit seinen gewohnten
lässigen Schritten vorausging und nach den Gaublerzeichen Ausschau hielt, an
denen sich ihr Weg nach wie vor orientierte. James sah ihn den ganzen Tag nicht
rauchen. Dabei hätte er sich hier noch ganz andere Sachen zusammenbrauen
können. Wegen eines Pilzes, der die Blattunterseiten besiedelte, ergaben die
Blätter der riesigen Kapunn-Bäume gekocht nämlich einen Rauschtrank mit stark
halluzinogener Wirkung. Dieses Gebräu wirkte übrigens auch fiebersenkend, aber
man musste sehr vorsichtig damit sein. Während er schlecht gelaunt über den
Blätterteppich latschte, fragte er sich, ob nicht vielleicht auch ein Eimer
davon ein Pferd außer Gefecht setzen würde. Aber er konnte sich nicht auf die
Sache konzentrieren. Die ganze Zeit wurde er das Gefühl nicht los, dass er etwas
Wichtiges vergessen hatte, irgendetwas, das hier in diesem Wald zu finden war.
Ein Mittel, noch eine Pflanze vielleicht, von der er im Bin-Addali gelesen
hatte? Immer wieder sah er sich um, versuchte Kräuter und Pilze zwischen den
Farnen zu entdecken oder Gaublerzeichen zu identifizieren, bis es ihm vorkam,
als seien all die krausen Verflechtungen des Dickichts Botschaften, die an ihn
gerichtet waren, aber in einer Sprache, die er nicht verstand.
    Mittags auf dem Galiziak bekam er dann ganz andere
Probleme: Breite Wurzeln wuchsen zum Teil in Mannshöhe aus den Stämmen und
streckten sich so in ihren Weg, dass es schwierig wurde, die Wagen zwischen ihnen
hindurch zu lenken. Alles war so stark überwuchert, dass John den Pfad nicht mehr
nur finden, sondern ihn teilweise auch erst freischneiden musste. Aber er blieb
unerschütterlich in seiner Meinung, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Zwei
Stunden kämpften sie sich so voran, dann erreichten sie ein Bachtal, wo sie zum
ersten Mal an diesem Tag freien Himmel über sich sahen und genug Platz für ein
Lager vorfanden. Kaum standen die Wagen, beugten sich der Chef und John über
die kostbare Karte.
    „Das ist der Bach, der weiter östlich durch den Steinbruch
fließt. Wir sind richtig. Mitten im Kapunn-Gürtel.“
    „Hm, genau auf der Höhe von Tygge Kallentar“, meinte
der Chef. „Also keine drei Tage mehr bis Aube. Leute! Wir rasten hier! Probe
nach dem Essen!“
    „Wir könnten noch bis Gaubel Kapunnian kommen“, gab
John zu bedenken. „Hier, beim Steinbruch –“
    „Sind mir ‘n bisschen seltsam, die Leute da. Nee, dann
lieber morgen bis Gillion. Da können wir auch einkaufen.“
    James, der zur Bachböschung hinuntergehen wollte,
horchte auf, als John den Gaubel Kapunnian erwähnte. Er war beinahe sicher,
dass dies das Wort war, das ihm nicht hatte einfallen wollen. Auf einmal war er
wieder hellwach.
    „Werfen wir noch ‘ne Weile, oder willst du wieder
Blumen pflücken?“
    „Was?“ Firns Frage übertönte den Nachhall des Ortsnamens
in seinem Kopf, und dann merkte er, dass er unaufhaltsam auf das Polster von
Kaus-Moos zu rutschte, das eben noch sein Ziel gewesen war.
    „Gleich liegst du drin. Du wolltest doch lernen, wie
man einen Sissik wirft. Also – siehst du den roten Pilz da drüben, auf dem
anderen Ufer?“
    Und schon zischte der Wurfstern an ihm vorbei. Wie er
geworfen wurde und ob er traf, konnte James nicht überprüfen, weil er vollauf
damit beschäftigt war, nicht ins Wasser zu fallen. Typisch für Firn, dass er
einem nicht mal die Hand hinhielt. Stand bloß da und grinste, soweit man das in
seinem nach wie vor unrasierten Gesicht noch erkennen konnte. Als er wieder
festen Boden unter den Füßen hatte, kam Jakobe mit den Wassereimern vorbei.
    „Ihr könntet euch auch mal nützlich machen mit diesen
Messern“, bemerkte sie säuerlich. „Holt ein paar Kaninchen fürs Abendessen!“
    Dass sie sich nach der üblen Szene mit Firn benahm,
als sei nichts

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