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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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alles vorbei ist?“,
fragte Haminta schließlich.
    Er nickte. „Ich glaube, er meinte das – allgemeiner.
Du weißt schon – diese Weltuntergangssache.“
    Das war auch so etwas, das in den letzten Tagen zwar
an ihre Ohren gedrungen war, aber keinen von ihnen berührt hatte. Der Tosu
Magaton, dieser Vulkan im Süden, war jetzt anscheinend richtig ausgebrochen –
in der Kamnakawwadal-Nacht, wenn es stimmte, was in den Tyggen geredet worden
war. Die gefürchtete Flutwelle hatte die Südküsten Salkurnings zwar nicht
erreicht, aber dennoch gerieten die Menschen in den drei südlichen Präfekturen,
Katteganda, Delta und Lalekanda jetzt in Panik und wollten alle nach Norden, um
der Aschewolke zu entgehen. Von der erzählte man sich immer schlimmere
Geschichten, obwohl, wie es der Mann im Laden von Tygge Raun auf den Punkt
brachte, bisher noch kein Stäubchen den Himmel über Salkurning getrübt hatte.
    „Es klang fast so, als fände er das tröstlich –“, kam
Haminta auf ihren Vater zurück. „Es macht sie kaputt, James! Ich weiß nicht,
was ich tun soll!“
    Er wusste das auch nicht. Er streichelte ihre Wange
und versuchte dann, sie zu küssen. Sie ließ es geschehen, aber das war auch
alles.
    „Es geht nicht“, sagte sie, als er sie schließlich
losließ. „Es ist so gut, dass du hier bist, bei uns – bei mir. Aber ich kann
nicht – kann das nicht –“
    „Ja. So geht’s mir auch. Ist schon gut.“
    „Ich muss wieder zurück.“
    Sie küsste ihn auf die Wange und war weg. Brogues
Geklimper war auf einmal mindestens doppelt so laut und schien direkt in seinen
Nerven widerzuhallen.
    Treppenstufen schlafen nie, dachte er bitter, und
hatte das Bild von Adrian in seinem zerquetschten Auto so klar und deutlich vor
seinen Augen, als wäre es nie fort gewesen. Nie … mit blassen Augen wachen sie
… wachen sie … sehn dem Fuß zu, der sie tritt … zählen jeden Fehltritt … jeden
Fehltritt mit … Treppenstufen schlafen nie … nie.
    „Lern lieber deinen Text“, sagte Firn.
    James drehte sich um. Der hatte doch wohl nicht die
ganze Zeit da gestanden, oder? Seit sie wieder unterwegs waren, machte Firn
eindeutig Ernst mit seiner Absicht, ihn im Auge zu behalten. Vielleicht, weil
sie sich nun Aube näherten, und er, von seiner fixen Idee besessen, darauf
wartete, dass er sich enttarnte – wer weiß, als was. Jedenfalls schien er immer
irgendwo in der Nähe zu sein. Was ganz okay war (solange er nicht gerade dabei
war, Haminta zu küssen). Firn war schon in Ordnung, wenn er nicht gerade einen
schlechten Tag hatte (dann machte man allerdings besser einen Bogen um ihn).
Und er hielt ihn immer wieder erfolgreich davon ab, sich endgültig in einem
Netz von ungelösten Problemen zu verwickeln. So wie jetzt gerade. Es war ihm
gar nicht bewusst gewesen, dass er den dämlichen Vers laut vor sich hin gebrabbelt
hatte. „Kennst du das?“, fragte er.
    „Soll ich’s dir vorhüpfen?“
    „Nicht nötig.“ Die Vorstellung brachte James
unerwartet zum Grinsen. Musste das erste Mal seit Tagen sein, dass seine
Gesichtszüge diese Richtung einschlugen. „Also – trainieren wir noch was?“
    „Wollt ich gerade vorschlagen. Mit dem Gefummel seid
ihr ja durch, oder kommt sie zurück?“
    „ Bikke devla .“
    „Hab ich nicht nötig. Was ist mit John? Ist seine Rakuutsp-Qualmerei
endlich doch noch aufgeflogen?“
    James stand auf. „Holen wir die Messer.“
     
    5.
    Nach zwölf Tagen im Wald war James genervt. Tag und
Nacht nur Bäume, da fing man irgendwann an, sich eingeschlossen zu fühlen.
Nachts hielten katzenartige Tierschreie sie wach, die fast nach einer wütenden
Frau klangen. Sie schienen mal näher, mal weiter entfernt und kamen laut Firn
von einem Felsenluchs. Und tagsüber die Vögel – sie raschelten und flatterten
immer dann herum, wenn man nicht damit rechnete. Eine Sorte stieß mit
besonderer Vorliebe direkt über ihnen schrille Pfiffe aus und ließ dann ein endloses,
rostiges Keckern folgen. Firn holte einen von ihnen mit dem Bogen herunter,
aber auch gebraten waren sie nicht erfreulicher. Das schwermütige Kirouuu-hi eines anderen Vogels klang in der Dämmerung unheimlich, nach der Trauer eines
ganz fremdartigen Wesens. Auch die allgegenwärtigen Heerscharen von Ameisen
nervten, vor denen man ständig alles Essbare schützen musste. Und überhaupt war
jeder Tag im Wald ein Tag ohne Verdienst. Die Montagus störte das nicht, weil
sie sich hier mit allem Nötigen selbst versorgen konnten. Aber James

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