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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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der Sonne. Er hatte nie versucht, den
Turm nachzubauen. Den hatten sie ja damals abgebrochen. Aber auch ohne Turm war
die leicht ironische Verbeugung vor Wokenduna Hall klar zu erkennen. Hier
mitten im Wald, vor dem Hintergrund der acht Meter hohen Eiben, erschien es wie
ein bizarrer Traum.
    „ Kashadiu , was willst du hier? Lass uns
abhauen, bevor die die Hunde auf uns hetzen!“
    „Es ist unbewohnt. Sieh dir doch den Garten an! Das
ist ein – ein Ferulhaus!“
    „Es sieht verlassen aus, Mann, aber was heißt das
schon!“
    „Jedenfalls geh ich rein“, wiederholte James stur.
    „Warum? Was suchst du denn?“
    „Keine Ahnung. Vielleicht – vielleicht ist das ja
Fornestembre!“ Das war ihm gerade erst durch den Kopf geschossen. Wäre doch
nett gewesen, wenn sich so zwei Rätsel miteinander hätten verbinden lassen.
    Firn schnaubte. „Du hast sie doch nicht mehr alle!
Komm jetzt!“
    „Ich muss da rein. Ich kann dir das jetzt nicht
erklären. Geh einfach zurück, ich find euch schon wieder!“
    „Aach, du bist doch total verrückt!“
    James hörte, wie er ihm nachkam durch diese Savanne
aus gelbbraunem Gras, die durchsetzt war von hohen, abgeblühten Stauden. Ganze
Wälder aus fedrigem Unkraut schickten ihre Samen wie Löwenzahn in die Luft, als
er die Stängel streifte. Kein plötzliches Hundegebell, keine wütenden Rufe. Das
Haus stand still da mit seinen dunklen Fenstern. Es war niemand da, aber das
hatte er sowieso gewusst.
    Er bahnte sich einen Weg durch die trocken raschelnden
Gräser, bis der Boden plötzlich mit hellen Kieseln bedeckt war. Die Auffahrt.
Die Kiesel stammten aus einem Flussbett in der Nähe. Das Gras wuchs darauf
nicht ganz so üppig, aber immer noch dicht genug, dass die Stufen unvermittelt
kamen. Fünf Stufen, die zur Eingangstür hinaufführten. Unkrautfrei. Als er oben
war, drehte er sich um. Drei Seiten der dunklen Eibenwand waren von hier aus zu
sehen, überragt von den grünen Kronen des Kapunn-Waldes, von ihnen eingeschlossen
wie ein düsteres Geheimnis.
    Auf der Türschwelle lag ein Gesteck aus mehreren
Ästchen, zwischen denen wie Haar getrocknete Pflanzenfäden klemmten. Das
Herzstück bildete ein noch recht frisches Kapunn-Blatt, die drei Lappen sorgfältig
zusammengebunden, damit die kostbare Medizin in ihrem Inneren nicht
herausrieselte. Nach all der Zeit hatten sie es immer noch nicht vergessen.
Nach all der Zeit sorgten sie immer noch für den Herrn des Fieberhauses.
    „Willst du da wirklich reingehen?“ Hinter ihm kam Firn
aus den Gräsern heraus und sprang die Stufen hinauf.
    Die Tür war hoch und schmal, aus dunklem, kaum
verwittertem Kapunn-Holz, mit großen Ziernägeln und Beschlägen aus Metall.
    „Ich sag dir, wenn uns jemand erwischt, dann sind wir
dran! Hör zu, ich nehm’s sonst auch nicht so genau, aber so was ist einfach
dumm. Genau das, was die von uns Peregrini erwarten. Du brauchst nicht mal was
zu klauen. Es reicht, wenn die dich in ihrem Haus –“
    „Es ist keiner da“, unterbrach James ihn und fasste
nach dem Klinkenknauf.
    „Vielleicht gehört’s diesen Gaublern! Mann, das da ist
doch von denen!“
    „Die passen nur auf das Haus auf.“ Seine eigene Stimme
klang ihm fremd und farblos in den Ohren. Er hatte selbst das Gefühl, dass ihm
alles Blut aus dem Kopf gewichen war, dass er wie auf Autopilot navigierte. Einem
Programm folgte, das für diesen Moment in ihm angelegt gewesen war.
    Die Tür ließ sich ohne Schlüssel öffnen. Man musste
ein bisschen rütteln und schieben, das war alles. Dahinter war eine Halle – das
ganze Erdgeschoss auf einen Blick. Dämmrig, voller Spinnweben, aber ohne
Anzeichen von Verfall. Es roch nicht einmal nach Moder oder Tieren, nur alt und
staubig. Die Umrisse von Sesseln und einer Art Sofa, mit Webdecken und Fellen
belegt. Als sich seine Augen an das Düster gewöhnt hatten, ging er auf die
beiden meterhohen Gemälde zu, die an der Wand über einem großen, sauber gefegten
Kamin hingen. Selbst durch die Spinnweben erreichte ihn das blaugrüne Strahlen
auf dem einen der beiden, bei mehr Licht musste es den ganzen Raum beherrschen:
geborstene Kristalle, ein gefrorener Wasserfall aus Eis und Licht.
    „Das ist Ligissila“, sagte Firn, der vor dem anderen
Bild stehengeblieben war und Spinnweben wie einen Vorhang beiseitezog.
    Mit Mühe wandte sich James von dem Gefunkel ab, das
direkt aus seinen Träumen auf diese Leinwand gefunden zu haben schien. „Du
kennst Ligissila?“ Aber er erkannte es selbst. Die

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