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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Rauch
aus, während er sagte: „Der Gelichterjäger? Den kanntest du also?“
    „Der hat die Montagus in Orolo begleitet. Eines Tages
ist er einfach weggegangen. Ist mit Inglewing nach Kebernett und da dann
verschwunden. Und jetzt steht in der Zeitung, er wär in eine Felsschlucht beim
Éllambru gestürzt.“
    „Das klingt fast so, als ob sein Schicksal dich
persönlich berührt! Kanntest du ihn so gut?“, fragte er anzüglich.
    „Das Letzte, was ich über ihn gehört habe, war, dass
er nach Ghist gegangen ist!“, gab sie zurück, und es klang genauso schrill und
naiv anklägerisch, wie sie gehofft hatte.
    „Und das sagt Inglewing, ja?“
    Die Zigarette war jetzt aufgeraucht, und er drehte
sich zu ihr herum auf die Seite und sah sie forschend an, was ihr nicht allzu
behaglich war. Sie wollte Dorian möglichst herauslassen, Dorian, der solche
Angst vor Ghist hatte.
    „Ach, der! Der kriegt doch nie was mit! Ich sag dir,
was ich denke. Gerringer, der war nicht blöd. Der wollte abhauen, richtig? Der
wusste was von eurem Weg da in Ghist, stimmt’s?“
    Seine hellblauen Augen forschten in ihrem Gesicht. Ihr
wurde langsam heiß. Wieso hatte sie überhaupt mit diesem Thema angefangen? Von
Gerringers Tod zu lesen, war ein kleiner Schock gewesen – deshalb. Und weil sie
das Gefühl nicht loswurde, dass sein Verschwinden auch etwas mit dem seltsamen
Tulsa-Ausflug zu tun hatte, über den Dorian nicht hatte reden wollen. Und mindestens
genauso stark war das Gefühl, dass Ghist an seinem Tod nicht unbeteiligt war.
    „Und jetzt ist er tot“, sagte sie schließlich, aber
mit deutlich weniger Nachdruck. „Oder ist das nur so ’n Gerede, weil er nämlich
in Wirklichkeit längst weg ist und keiner das erklären kann, hä?“
    „Was für einen Blödsinn du dir da zusammengequirlt
hast!“, sagte er nur und drückte die Zigarette auf dem Fußboden aus. „Und jetzt
schlaf. Wir gehen morgen sehr früh los.“ Er löschte die Lampe. Das Bett ächzte,
als er sich zum Schlafen zurechtlegte.
    „Wohin?“, fragte sie störrisch in die Dunkelheit
hinein.
    „Halt jetzt den Mund, Kate.“
    „Ich sollte doch noch packen! Und gegessen hab ich
auch noch nichts!“
     
    5.
    Am frühen Morgen des sechsten Tages, seit sie Krai
nachts verlassen hatten, tauchten sie in das Gebiet ein, das die Karte in der
Poststation als Tiefwald bezeichnete. Es war noch dunkel, als sie Tygg Barren
verließen, der Tau hing in glitzernden Tropfen in den Spinnweben zwischen den
Farnen, ihr Atem stand in weißen Wölkchen in der Luft, und sie hatten alles,
was sie brauchten, entweder am Leib oder in den beiden Rucksäcken. In Kates
Fall war es sogar alles, was sie besaß. Das entsprach so sehr ihren Kinderträumen
vom endgültigen Aufbruch in die Ferne, dass sie trotz ihrer Müdigkeit und
obwohl de Braose auch heute keineswegs südliche Richtung einschlug, voll
freudiger Spannung war.
    Die verlor sich auch nicht. Dieser Wald war wie ein
grüner Ozean. Schwarze Dickichte, lichte Buchenwälder, Bäume, die sie nie zuvor
gesehen hatte; Bachböschungen, mit Teppichen aus hellgrünem Moos ausgekleidet,
das die Form winziger Palmen hatte, Senken voller hellbraun-grüner Blüten, die
ein blassgelbes Herz offenlegten, wenn sie sich der Sonne öffneten. Bäume, die
von oben bis unten von rankenden Pflanzen behangen, und Felsbrocken, die mit
Flechten in warmen Erdfarben überwuchert waren. Gräser und Pilze in allen
Formen und Größen, Wälder aus mannshohen Stauden, deren Samenkapseln knallend
aufsprangen, wenn man sie streifte. Ein großer, goldfarbener Vogel, der auf
dünnen Beinen majestätisch durchs Unterholz davonstakste. Frösche, klein wie
Käfer, auf einem Stein an einem Tümpel. Und keine Wege, keine Wegmarken, keine
Menschen – in den ersten zwei Tagen begegneten sie keinem einzigen anderen
Reisenden. Das allein war schon faszinierend genug.
    Sie waren gut ausgerüstet. Die Gaubler-Kleidung war
aus dichtem, aber kühlem, filzähnlichem Wollstoff, dessen unbestimmte
Laubfarben sie beide hier fast unsichtbar machten. Bis Wasser hindurchdrang,
musste man schon lange im strömenden Regen stehen. Er trug darüber noch eine
Lederjacke, in die er an kalten Tagen ein Fellfutter einknoten konnte, und eine
Fellkappe. Niemand, der ihm etwa in Rhondaport oder auf dem Markt von
Gassapondra begegnet war, hätte ihn hier wiedererkannt.
    Der Proviant war allerdings wirklich mager: Makave und
eine unappetitliche Masse, die vor allem aus Fett bestand, dem Beeren,

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