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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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keinem einzigen Ort vorbei. Anfangs war es nicht ganz leicht,
sich seinem Tempo anzupassen, er ging schneller als die Montagus und quer durch
die Wildnis. Aber mit dem zweiten, dritten Tag wurde es leichter, zumal er den
schweren Rucksack selbst trug. Sie hatte nur ihren Korb und musste sehen, wie
sie hinter ihm herkam. Wenn sie rasteten, wollte er Makave haben. Ihren ersten
Versuch kippte er wortlos ins Laub – Jakobe war keine gute Lehrerin gewesen,
was das anging – ließ sie frisches Wasser holen und zeigte ihr dann, wie er ihn
kochte. Sie musste zugeben, dass das Zeug so beinahe schmeckte.
    Wasser holen, Makave kochen, hinter ihm hergehen und
schweigen, das waren ihre Aufgaben. Darüber hinaus verlangte er ihre Dienste
selten und sozusagen nur im Vorbeigehen. Persönlicher als jene erste Begegnung
in Gassapondra wurde es nie, und in den Nächten teilten sie sich den Schlafsack,
ohne dass er sie anrührte. In Spätsommernächten unter freiem Himmel war man für
die Wärme eines anderen Körpers neben sich bald dankbar.
    Ihr war das alles nur recht. Sie fragte sich zwar,
wieso er sich überhaupt auf dieses Arrangement eingelassen hatte – war das ein
Spielchen für ihn, das ihn amüsierte, oder hatte er noch etwas mit ihr vor?
Aber in diesen ersten Tagen war sie einfach froh, weitergehen zu können und
nicht reden oder zuhören zu müssen; es war ihr sogar gleichgültig, wohin sie
gingen, solange es sie nur weit genug wegbrachte von Dorian und der Erinnerung
an sein wütendes, unglückliches Gesicht. Obwohl sie sich sagte, dass sich von
Galen de Braose Nützliches erfahren ließ und dieser Weg mit ihm deshalb ein
sinnvolles Risiko darstellte, war sie sich doch im Klaren darüber, dass sie vor
allem von Dorian weggewollt hatte. Sie musste von ihm weg, so, wie sie in ihrem
alten Leben nach einer gewissen Weile immer hatte umziehen müssen, unabhängig
davon, wie zufrieden sie mit ihrer jeweiligen Unterkunft war. Eines Morgens
wachte man eben auf und wusste, dass es Zeit war, weiterzuziehen. So gesehen
war ihr Leben im Augenblick sogar perfekt.
    Aber sie war erleichtert, dass sie sich dafür immerhin
nicht an einen verrohten Dummkopf hatte hängen müssen. de Braose schien seine
ruhige Selbstgewissheit nie zu verlieren, und neugierig beobachtete sie, wie er
bei allem, was er tat, bedacht und effizient blieb: Wie er ging, ohne zu
ermüden, wie er stets den richtigen Rastplatz wählte, eine Kuhle für die
Feuerstelle aushob, Feuer ansteckte – wie er immer mit derselben Bewegung ein
Streichholz dafür anriss, immer nur eins, immer mit Erfolg. Wie er aß und
trank, wie er sich rasierte: stets so, dass sein Gesicht nach einem
Dreitagebart aussah – nicht zu gepflegt, nicht wie ein Städter. Was immer de Braose
noch sein mochte, er war vor allem Herr seiner selbst.
    Am fünften Tag trafen sie dann auf eine Straße, die am
Ufer eines breiten Flusses entlang verlief. Sie führte sie am späten Nachmittag
zu einem schäbigen kleinen Ort, dem ersten, den sie seit dem Aufbruch von Krai
erreichten.
     
    3.
    Von hier oben hatte man einen ganz guten Blick auf die
Straße – die einzige, die es in Tygg Barren gab: eine festgestampfte Piste aus
Waldboden, über die jetzt Eicheln in verschwenderischer Fülle ausgeschüttet
waren. Es prasselten auch ständig welche nach. Auf der anderen Straßenseite
standen noch ein paar Hütten und deutlich stabiler gebaute Lagerräume, und
dahinter sah man das stete graue Strömen des Akbarnen. Derselbe Fluss, auf den
sie vor noch nicht allzu langer Zeit vom Wagendach aus hinausgesehen hatte,
eingehüllt in ein träges Glücksgefühl. Jetzt, bei Einbruch der Dämmerung,
stießen Vögel mit schrillen Rufen und atemberaubenden Sturzflügen aufs Wasser
hinunter. Eben war ein langer, vollbesetzter Dampfer flussaufwärts an Tygg
Barren vorbeigezogen – einer von der Art, wie sie sie im Hafen von Parrot’s
Fork gesehen hatte. Dieser hieß Perlingen , und an seiner Reling standen
die Menschen dicht an dicht. Der Hafen von Tygg Barren war nur für die
kleineren Frachtboote ausgelegt, die mit Pilfa, Aprikosen, Feigen und Wein aus
dem Süden oder mit Kartoffeln, Gerste und Äpfeln aus dem Norden hier
vorbeikamen. Die großen Nord-Süd-Fahrer legten nach Trin Tyggen nur noch in
Tygge Raun an und dann erst wieder in Tygge Kallentar, wie de Braose ihr
erklärt hatte. Sie hatte sich das vorhin auf der Landkarte angesehen, die in
der Poststation aushing. Eine Karte, die vor allem eine Menge Bäume

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