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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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von Montagu Aube. Aus Gründen,
die der Chef nicht erläuterte, wollte er keine weitere Nacht in der Stadt
verbringen, sondern bis zum Abend noch Sadue erreichen. Dort lagerten sie unter
Platanen am Fluss, der hier schon deutlich schmaler und unruhiger war als noch
in Aube. Am nächsten Tag ging es dann auf den Traskepad, die
Nord-Süd-Verkehrsachse von Salkurning, die bald hinter Sadue zu ihnen auf die
Ostseite des Flusses herüberführte. Damit hatte für die Montagus der letzte
Abschnitt ihrer jährlichen Reise begonnen. Nur noch ein Auftritt in einer
größeren Stadt stand an. Aber zunächst einmal erwarteten sie nur die Dörfer am
Traskepad. Ähnlich wie die Tyggen am Akbarnen gab es hier alle dreißig, vierzig
Meilen eine Station, bei der die Postreiter ihre Pferde wechseln und wo Reisende
übernachten und einkaufen konnten. Diese Stationen hießen Tents. Sie wurden von
Ligissila aus gezählt, und zwar mit uralten Zahlwörtern, vielleicht sogar aus
der Brogorsprache, denn der Traskepad stammte noch aus einer Zeit vor den
Langorren, als es hier nur Wälder gegeben hatte.
    James vermerkte bei sich, dass sie Ligissila auf
diesem Weg also gar nicht verfehlen konnten, und im Moment genügte ihm das.
Nach einem Blick auf die Karte des Chefs kam er zu dem Schluss, dass sie noch
gute drei Reisewochen von der Stadt am äußersten Nordostkap Salkurnings
entfernt waren, vielleicht ein bisschen mehr. Drei Wochen, in denen er nichts
weiter unternehmen konnte als weitergehen und Geld verdienen. Es war ihm recht.
Er wollte nicht nachdenken. Lieber richtete er seine Aufmerksamkeit auf das,
was um ihn herum passierte.
    Und da gab es genug. Nach der langen Einsamkeit im
Wald erschien ihnen der Traskepad laut und überfüllt wie eine Stadtstraße. Auf
einmal wurde ihnen klar, wie wenig sie in den letzten Wochen von dem
mitbekommen hatten, was draußen in der Welt vor sich ging. Niemand vom Stern hatte bisher ernsthaft etwas auf die Ängste gegeben, die die Kramper in Atem
halten mochten. Im Süden war ein Vulkan ausgebrochen? Und das sollte ein
Anzeichen für den bevorstehenden Weltuntergang sein? Na, wenn die Kramper das
meinten … Sie , die Montagus, waren ja ohnehin immer auf Reisen, hatten
keine Besitztümer, um die sie bangen mussten, und abgesehen davon führte ihr
Weg sowieso nach Norden, der den Krampern ja offensichtlich als Zuflucht
erschien. Wozu sich also aufregen? Und was Kumatai anging, die Mondgöttin, die
angeblich ihren Zorn auf das Land loslassen wollte – mit der hatten sie
herzlich wenig am Hut. Götter kamen in ihren Theaterstücken vor; in ihrem Alltag
waren sie nicht viel mehr als ein Bestandteil von Flüchen und Stoßseufzern. In
ihrer Truppe galt allein das unausgesprochene Wort des Schweigenden Gottes –
und zwar in der Auslegung von Nicholas Montagu.
    Aber jetzt sahen sie, dass da tatsächlich eine
Flüchtlingswelle Richtung Norden rollte, und auf dem Traskepad befanden sie
sich auf einmal mittendrin. Glaubte man Juniper, dann war diese Straße sonst um
diese Zeit ein ruhiges Pflaster, auf dem es sich angenehm durch eine schöne,
bergige Landschaft mit kleinen Bauerndörfern reisen ließ. Eine Straße, auf der
außer ihnen höchstens noch ein paar Händler und Bauern zum nächsten Ort
unterwegs waren. „Und Pilger“, ergänzte Stanwell, „doch, von denen sehn wir
hier immer welche, die sind jeden Herbst auf dem Weg nach Ligissila – zu
irgendeinem Fest. Aber so was wie das hier –“ Er schüttelte den Kopf.
    Das hier –
das war der erste Flüchtlingstreck, der am Mittag die Straße vor ihnen
verstopfte. Schwer bepackte Wagen, deren Besitzer wohlhabend gewesen sein mussten.
Der Kleidung nach kamen sie aus den großen Städten des Südens, Rhondaport und
Katgalley, Parrot’s Fork und Gassapondra und selbst aus der reichen Präfektur
Lorweis im Westen. Neben ihnen gingen die Spitzhüte tragenden Leute aus dem
Karuleiru, die ihre Habe auf Eselskarren oder Handwagen schoben. Auch zwei
ringsum fest verschlossene Planwagen aus Orolo waren dabei, an denen kleine Fängerstandarten
schwankten und deren Kutscher auch hier noch die Xandrule um den Hals trugen.
Und dazwischen viele Menschen zu Fuß, die ihre Kinder an der Hand hatten und
ihren Kram in einem großen Packen auf dem Rücken.
    Die Montagus quetschten ihre Wagen daran vorbei und
entdeckten den Verursacher des Staus: Das Pferd vor einem der großen Wagen war
zusammengebrochen und lag zuckend auf der Straße. Die Besitzer, zwei Männer

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