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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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immer
irgendwer verkaufte, sie wurden gewalttätig gegen ihre Frauen und Kinder oder
einfach nur teilnahmslos. James dachte an seinen Vorrat an Kapunn-Blättern, mit
dem er hier wahrscheinlich ein gutes Geschäft machen konnte, und war froh, dass
diese Idee noch keine Versuchung für ihn darstellte. Das Elend empörte ihn,
nicht zuletzt deshalb, weil es so unnötig war. Der Vulkan war ausgebrochen,
aber vom äußersten Süden abgesehen hatte das Land nichts abbekommen. Die Leute
hätten doch einfach umkehren können! Aber die, mit denen er an diesem Abend
sprach, bestätigten die Worte des Mädchens, wonach die Nevvencaer das
verhinderte. Seit sie in Maikonnen unterwegs waren, gab es für die Flüchtlinge
nur noch den Weg nach Norden: weiter in die Richtung, die sie selbst gewählt
hatten.
    Er sah den Schmutz in den Wagen, das vergammelte Stroh
auf den Schlafplätzen, in dem es von Insekten nur so wimmelte, die verrotzten
Kinder, von denen so viele die Spuren dieses Hungerwurms trugen: rote Gänge
unter der Haut und Geschwüre, die nicht heilten. Er hatte die kleinen
grünlichen Tierchen im Stroh im Verdacht. Gerade die ehemals Wohlhabenderen
unter den Leuten schien es besonders schlimm zu erwischen, diejenigen, die zum
ersten Mal gezwungen waren, auf einer solchen Reise zurechtzukommen, und nicht
gut darin waren, sich und ihre Sachen selbst sauber zu halten – ihre
Graico-Angestellten hatten sie tatsächlich zuhause gelassen, damit sie ihre
Häuser und Felder vor Asche und Plünderern beschützten. Als James die
Unglücklichen sah, die versucht hatten, sich die stinkenden Geschwüre
auszubrennen, wusste er, dass er etwas tun musste, selbst wenn sie nicht
bezahlen konnten. Später im Gilwissler, wo die anderen bei der abendlichen
Ving-Runde saßen, suchte er im Bin-Addali nach Maßnahmen gegen Parasitenbefall.
    Am nächsten Abend brachte er den Chef zum ersten Mal
ernsthaft gegen sich auf. Als sie nämlich im Tent eintrafen, wo auch heute wieder
ein kleiner Trupp der speziellen Reisenden lagerte, ging er zu den Nevvencaers
und sagte ihnen, dass die Leute unbedingt Zwiebeln und Beeren zu ihrer Grütze
sowie frisches Stroh brauchten. Dass man ihnen ferner einschärfen sollte, ihr
verschmutztes Stroh zu verbrennen und ihr Trinkwasser abzukochen, sofern es
nicht aus einem fließenden Gewässer kam. Die Soldaten glotzten ihn nur an, aber
er ließ nicht locker, erklärte, er als Hakemi versichere ihnen, dass sie sich mit
diesen wenigen Mitteln viele der Kranken und Toten am Wegrand ersparen könnten

    So weit war er gekommen, als der Chef ihn am Arm
packte und unsanft mit sich zurück ins Lager zog. Dort brüllte er ihn zusammen
– wie er so blöd sein könnte, die Nevvencaer noch auf sich aufmerksam zu
machen, wo sie hier ohnehin nur dank ihrer Erlaubnisbriefe durchkamen, und so
weiter und so fort. Dazu rieb ihm Jakobe auch noch unter die Nase, dass der
Hakemi ihre kostbaren Heilkräuter an das Kramperpack verschwendete, das bloß am
eigenen Dreck einging. Das Ende vom Lied war, dass der Chef ihm strikt verbot,
in die Flüchtlingslager zu gehen. Er durfte nur noch Leute behandeln, die zu
ihm kamen und bereit waren, dafür zu bezahlen. Dabei konnte James mit seinen
Heilkräutern ohnehin kaum etwas ausrichten. Gegen den Hungerwurm hätten
vielleicht Antibiotika geholfen, aber er hatte nicht einmal pflanzliche
Wurmgifte. Er konnte nichts tun als die Geschwüre oberflächlich mit der Salbe
behandeln, die er schon gegen den Grieschfackel-Ausschlag der Kinder eingesetzt
hatte, und den Leuten raten, Zwiebeln und Beeren nicht als Armenessen zu
verachten und ihre Wagen sauber zu halten. Aber die Neuigkeit vom Hakemi, der sich
sogar mit der Nevvencaer angelegt hatte, verbreitete sich schnell, und auf
einmal fanden sich die Leute in Scharen vor dem Gilwissler ein. Er behandelte
sie draußen, während Jakobe unter dem Vorwand, ihm zu helfen, Einnahmen und
verwendete Heilmittel überwachte.
    Von diesem Abend an war er dauernd beschäftigt. Sogar
tagsüber auf dem Marsch sprachen ihn die Leute an. Von den Pilgergruppen, die
sie überholten, suchte dagegen so gut wie nie jemand den Hakemi auf, obwohl es
gerade unter ihnen viele Kranke und Gebrechliche gab. Die Pilger waren die merkwürdigste
Gruppe auf dem Traskepad. Sie kleideten sich ganz in Weiß, und wie die Tote,
die sie am ersten Tag gefunden hatten, trugen sie Mondamulette und bemalten
ihre Gesichter und oft auch Brust und Arme mit weißen Zeichen. Sie waren zu Fuß
und nur

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