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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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mit
verbissenen Mienen, eine hysterisch weinende Frau und ein paar verstörte
Kinder, standen hilflos drum herum.
    „Hättet ihr mal eure Graico-Knechte mitgenommen!“,
giftete einer, der einen riesigen Rucksack trug. „Aber die habt ihr ja zu Haus
gelassen, damit sie auf euren Krempel aufpassen, wie? Wir Treibser, wir können
ja verrecken, hä? Na, wie fühlt’s sich’s an, wenn man selbst plötzlich einer
ist?“
    „Und dabei ist die Mähre gerade mal drei Tage auf der
Straße!“, feixte eine Frau mit bitterem Gesicht. „Da seid ihr wochenlang bequem
auf dem Schiff den Fluss raufgefahren – und dann lasst ihr euch ’n krankes Vieh
andrehen in Tygg Radasse!“
    „Da, wo du deine Tochter der Nevvencaer verkauft
hast!“, kreischte die weinende Frau daraufhin los. „Nur dass die sie nicht
wollten! Weil ihr Pack alle den Hungerwurm habt! Dreck bleibt eben Dreck!“
    Der Chef schlug im Vorbeigehen gegen den Galiziak, auf
dem James und Juniper saßen. „Weiterfahren! Los! Hier hält man sich besser
raus!“
    James sah noch über die Schulter zurück, wo im
silbrig-weißen Mittagslicht nun die beiden Frauen aufeinander losgingen,
während der Rest des Trecks wie eine dunkle Schlammflut um den liegengebliebenen
Wagen herumquoll. Und weiter hinter ihnen kamen Reiter der Nevvencaer in Sicht.
Das Blutrot und Nebelgrau ihrer Uniformen war anscheinend allgegenwärtig – auch
das war anders als in den Vorjahren, meinte Juniper. Normalerweise begegnete man
der Nevvencaer hier draußen höchstens einmal bei einem Tent.
    Diese Soldaten brachten James allmählich ins Grübeln. Die
Truppe des ehemaligen Königreichs Maikonnen war zwar nominell der Armee des
Bretvaldan eingegliedert, unterstand de facto aber nach wie vor dem Befehl von
Aube, sagte Stanwell. Die Nevvencaer war ihnen schon in Orolo begegnet. Wie
weit reichten die Arme des Präfekten von Maikonnen? Was hatte er vor mit diesen
Männern, deren namengebendes Wappentier die Nebelkrähe war?
    Im Lauf des Tages wurde deutlich, weshalb der Präfekt
die Anwesenheit seiner Truppe hier für notwendig hielt. Zuerst trafen sie auf
einen umgekippten Karren mitten auf dem Weg. Zwei völlig erschöpfte Alte versuchten
schreiend ins hohe Gras neben der Straße zu kriechen, als sie die Montagu-Wagen
erblickten. James zögerte auf dem Galiziak, er konnte nicht einfach
vorbeifahren. Die Frau kreischte immer weiter, anscheinend hatten sie Angst vor
etwas, das sie den „Toten-Trasker“ nannten. Der Chef bot den beiden schließlich
ohne großen Enthusiasmus an, sie samt ihrem Karren bis zum nächsten Tent
mitzunehmen.
    Eine halbe Stunde später sahen die Montagus eine weiß
gekleidete Gestalt, die im Gras neben der Straße lag. Auf die Gefahr hin, den
Chef zu verärgern, sprang James vom Galiziak. Diese Frau war jedoch tot. Ihre
knochigen Hände umklammerten immer noch ein Amulett von der Art, wie es auch
Jakobe trug. Ihr Gesicht war mit Zeichen in weißer Farbe bemalt, ihr Haar lag
in langen, schlammverkrusteten Strähnen um sie herum. Das Schlimmste waren die
Füße: sie waren nackt und voller Wunden, die einen entsetzlichen Gestank
verströmten.
    „Das ist eine von den Pilgern“, erklärte der alte Mann
mit einem abfälligen Unterton in der Stimme. „Die sind hier freiwillig unterwegs.
Lass sie liegen, Ska! Der Toten-Trasker holt die schon ab.“
    Die beiden Alten berichteten nun, was es mit diesem
Toten-Trasker auf sich hatte. Die Nevvencaer lasse den Traskepad, soweit er
durch ihre Präfektur führte, an keiner Stelle mehr aus den Augen. Die, die zu
schwach zum Weiterfahren waren oder aus anderen Gründen liegenblieben,
sammelten sie ebenso wie die Toten in ihren großen Wagen ein und brachten sie
fort. Und im Unterschied zu den Trasker genannten Reisewagen, die auf der
Strecke zwischen Aube und Ligissila normalerweise unterwegs waren, nannten die
Flüchtlinge die Wagen der Nevvencaer eben Toten-Trasker . Übrigens
bevorzugten sie es, als Reisende bezeichnet zu werden – und nicht als
Flüchtlinge, fügte die Frau würdevoll hinzu.
    Zwei Stunden darauf erreichten sie Elwentu Tent, und
die beiden Alten schossen vom Wagen, rissen Nella den Karren aus der Hand, den
sie für die beiden geschoben hatte, und tauchten ohne einen Dank im Getümmel
unter. Sie mochten jetzt auf der Flucht sein, aber bis vor wenigen Wochen waren
sie Barbiere in Parrot’s Fork gewesen, und Peregrini waren in ihren Augen nicht
besser als Treibser.
    Die eigentlichen Tent-Gebäude – ein

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