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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Bühne aus Fässern und Brettern, mitten im Getümmel, begafft von
all den vorbeispazierenden Aubessians in ihren Festtagsklamotten. Ihre Wagen
standen unter den Ulmen am Wiesenrand, aber da hielten sich jetzt nur die zwei
auf, die gerade Wache schieben mussten. Alle anderen amüsierten sich irgendwo
auf der Wiese oder warteten hier auf den Beginn der Vorstellung. Das Essen war
gut und reichlich. Sie hatten eine ordentliche Portion Aubster Grün in ihren
Essnäpfen, das war hier das traditionelle Hauptgericht: ein in Shervis
gekochter Eintopf aus Kohl, Kartoffeln und Hammelfleisch oder Schweinswurst.
Dazu aß man Gerstenbrot. Auf die besondere Delikatesse – gebratene Innereien,
wahlweise am Spieß oder im Teigmantel – verzichtete James ohne Bedauern. Die
Gerstengrütze mit Linsen oder Bohnen war laut Juniper Arme-Leute-Essen.
Verlockender schienen die in Blättern gegrillten Flussfische. So einer war ihm
gestern Abend entgangen, nur weil er Firn –
    Juniper hatte seinen gesamten Verdienst von gestern
Abend in Süßkram umgesetzt. Er lag hinter ihnen auf den Brettern und stopfte
sich mit den heiß ersehnten Teigrollen mit Apfelfüllung voll; außerdem hatte er
Tüten mit Honigkuchen, gerösteten Maronen und wer weiß was noch um sich herum
aufgebaut. Stanwell regte sich gerade lautstark darüber auf, weil er um das
Gelingen der Pyramide bangte.
    James saß an die Bühne gelehnt da und aß. Dass sie
hier draußen gar nicht den Warric von gestern Abend noch einmal
aufführen würden, hatte er erst eben beim Bühnenaufbau erfahren. Es stand nur
eine einfache Nummernvorstellung auf dem Programm, die nicht länger als eine
Stunde dauern durfte und den Aubessians die Zeit bis zum Beginn des Rennens
vertreiben sollte. Auch die Dienste eines wandernden Hakemi waren hier nicht
erwünscht (das Schild hatten sie gestern schon abgenommen, es lag im Wagen auf
seinem Schlafsack), und deshalb hatte er jetzt Pause. Während er mit dem Löffel
die letzten Reste Kohl und Brühe aus seinem Essnapf kratzte, dachte er mit
Unbehagen an die Messerscheibe. Er war nicht scharf darauf, heute als Ziel zu
posieren. Mit Firn hatte er noch nicht wieder geredet.
    Den Vormittag hatte er zusammen mit Jakobe im
Kräuterladen von Aube verbracht und den Heilpflanzenvorrat nach den Vorgaben
von Bin-Addali ergänzt. Er hatte außerdem den Kauf von Tüchern durchgesetzt,
die er zu Verbandszeug verarbeiten wollte – Jakobes Sammlung von alten
Stoffresten fand er hygienisch bedenklich. Von all dem war Jakobe nicht gerade
angetan, und das kriegte er zu spüren, aber wenigstens war sie auf diese Weise
nicht unbewacht gewesen. Hier in Aube würde sie sich mit niemandem unbemerkt
treffen und was auch immer austauschen. Er warf einen scharfen Blick auf jeden,
der ihnen begegnete – wenn Jakobe wirklich Geschäfte mit der Pelektá laufen
hatte, dann hätte er so vielleicht auch eine Gelegenheit zur Kontaktaufnahme
gefunden. Aber da war einfach niemand aufgetaucht, der auch nur annähernd
verdächtig wirkte. Wie es aussah, waren seine Beziehungen zur Pelektá erst
einmal auf einem toten Gleis angelangt.
    Jetzt sah er müßig den Leuten zu, die an ihnen vorbei
zum Fluss hinuntergingen. Viele stellten sich schon entlang der Rennstrecke
auf, die über eine Akbarnenbrücke hinaus in die Ebene führte, dort um einen
weithin sichtbaren Pfahl mit einer flatternden Fahne herum und dann zurück. Die
Pferde warteten im Schatten der Ulmen und waren Gegenstand von Wetten und
endlosen Fachsimpeleien ringsum. Die verunglückte Stute hatte er inzwischen auch
gesehen. Helwissa war unten am Fluss – tja, konnte man sagen: aufgebahrt? Alle,
die am Rennen beteiligt waren oder dabei zusehen wollten, mussten an dem Stapel
Steine vorbei, auf dem das tote Pferd so drapiert war, dass es beinahe lebendig
aussah. Fast jeder, der daran vorbeikam, legte einen weiteren Stein dort ab, als
sei das eine heilige Handlung. Komische Leute, diese Aubessians. Nicht nur, was
Pferde anging. Die Prozession fiel ihm ein, die ihnen morgens entgegengekommen
war: lauter Städter, die in Gelb gekleidet waren und Blumen, Kohlköpfe,
Gerstenbündel oder Ähnliches im Arm trugen. Singend und betend zogen sie durch
die Straßen, und die Montagus quetschten sich an den Straßenrand, um sie
vorbeizulassen. Larenni-Dunim, das heute gefeiert wurde, war ein Erntefest,
aber obwohl die Ernte offensichtlich gut ausgefallen war, hatte James eine
Menge sorgenvolle Gesichter gesehen. Anscheinend teilte nicht jeder

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