Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
Vom Netzwerk:
mit dem Allernötigsten unterwegs. Viele gingen barfuß, ernährten sich
nur von dem, was sie am Wegrand fanden (und das war kaum mehr als Gras), die
einen verbargen sich Tag und Nacht unter Kopftüchern und Gesichtsschleiern,
andere hatten Schweigegelübde abgelegt. Und wenn das Weiß ihrer Kleider nach
und nach schmuddelig wurde, blieben sie doch stets an ihren Haaren erkennbar,
denn zum Zeichen der Buße rieben sie eine Mischung aus Fett und Schmutz hinein,
bis sie in steif verkrusteten Strähnen um ihre Köpfe hingen. Sie waren auf dem
Weg zu einem alten Mondheiligtum in Ligissila, wo sie das Erscheinen der Göttin
erwarten und ihren Zorn durch Opfer und Gebete beschwichtigen oder wenigstens
ihren Segen erflehen wollten, wenn alle Bitten um Gnade erfolglos bleiben
sollten. Es war ein harter Bußweg, und immer wieder sah man Tote am Wegrand und
solche, die nicht mehr weiterkonnten. James fiel die Frau mit den Kopfschmerzen
aus Gassapondra ein, und er hoffte nur, dass sie seinen Rat beherzigt hatte und
nicht auf Pilgerreise gegangen war.
    Flüchtlinge, Pilger, Nevvencaer, dazu noch ein paar
gewöhnliche Reisende und Händler: Das war das Publikum, das der Stern von
Montagu nun allabendlich bei den Tents vorfand und das ihnen dort nicht nur
Gerste und Gemüse vor der Nase wegkaufte, sondern manchmal auch den Lagerplatz
streitig machte. Zum Glück hatte der Maikron dem Chef über die Bezahlung hinaus
etwas noch Nützlicheres mitgegeben: einen weiteren Erlaubnisbrief nämlich, der
ihnen freie Durchreise und den Aufenthalt in ihrem angestammten Winterquartier
in Montagu’s Cove zusicherte. James fragte sich, was die Nevvencaer wohl ohne
das Ding mit ihnen gemacht hätte – dasselbe, was sie mit den Flüchtlingen
machte, wenn die nicht mehr weiterkonnten? Es ging das Gerücht, dass diese
Leute zu Arbeitseinsätzen irgendwo im Land gebracht wurden.
    Abends, wenn der Stern mit seiner Vorstellung
beschäftigt war, kümmerte sich James um die Leute, die oft schon auf ihn
warteten, wenn die Truppe beim Tent eintraf. Waren es nur wenige Patienten,
dann half er manchmal noch als Kulissenschieber aus, wenn die anderen ein jokkeri aufführten – kleine Stücke, kaum mehr als Sketche, von meist derbem Humor, die
sich bei diesem Publikum großer Beliebtheit erfreuten. Sonst blieb ihm bei den
Auftritten der Montagus nichts mehr zu tun.
    Abgesehen vom Chef und Haminta wusste noch niemand von
seiner Absicht, den Stern zu verlassen. Dennoch hatte James jetzt
manchmal das Gefühl, an den Rand der Truppe gerückt zu sein. Es war ein
bisschen wie in ihren ersten ein, zwei Wochen bei den Montagus. Ein paar Mal
unternahm er noch einen Anlauf, mit Firn zu reden, aber das prallte jedes Mal
an dessen eisiger Arroganz ab. Er bereute es wohl, seine Geheimnisse vor James
ausgebreitet zu haben, obwohl er doch inzwischen hätte wissen müssen, dass sie
bei ihm sicher waren.
    Mann, und ob sie das waren! Er wollte doch nicht
einmal darüber nachdenken, geschweige denn mit irgendwem darüber reden! Er zog
es vor, Firn Marrin zu kennen, den Messerwerfer des Stern von Montagu ,
und nicht Tristain Gascoigne, den dritten Sohn des Maikron von Maikonnen. Und
was die Sache da im Moosgarten von Aubrelier anging … ein Ausrutscher, Übermut
oder Überdruck oder wer weiß was, und längst vergessen. Der beste Beweis dafür
war, dass Firn nahezu jede Nacht in Jujunas Wagen verbrachte.
    Den anderen fiel natürlich auch auf, dass James nicht
länger Teil der Messernummer war und auch nicht weiter ausgebildet wurde.
    „Mach dir nichts draus“, sagte Juniper eines Abends.
„So ist er eben. Macht seinen Kram immer allein. Stan meinte schon die ganze
Zeit, dass er wohl irgend ’ne linke Tour mit dir vorhat, als er dich so in
seine Nummer reingeholt hat. Firn ist ’n guter Kumpel, solange es ihm passt,
aber er kann auch ein richtiges Schwein sein. Wir hatten uns schon gefragt,
wann das Schwein mal wieder durchbricht.“
    „Als Hakemi verdienst du sowieso viel mehr“, knurrte
Carmino, der bei der Vorstellung gerade als Wurfdummy hergehalten hatte. „Der
hat eben mindestens vier, fünf Kelvernen eingenommen, und mir hat er davon
zwanzig Chaval gegeben – und dafür riskiert man da seine Haut!“
    Nach der ersten Woche auf dem Traskepad gab James den
Versuch auf, mit Firn wieder klarzukommen. Irgendwie traurig, aber das war nun
wohl nicht zu ändern. Eine Weile war es fast so gewesen, als hätte er Adrian
wiedergefunden, einen aggressiveren, weniger urbanen

Weitere Kostenlose Bücher