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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Adrian vielleicht – aber
das war sein Irrtum gewesen. Firn war Firn, und ihre Wege hätten sich sowieso
bald getrennt.
    Der Herr von Fornestembre, den er laut Orla nach – wohin ?
– nach Frillort bringen sollte, der würde sowieso da bleiben, wo es ihm passte. Wenn alles verloren ist , hatte sie ja auch gesagt. Aber es war nicht
alles verloren. Der neunte Oktober, das Datum, an dem die seltsamen Weisen hier
den Weltuntergang erwartet hatten, war längst verstrichen – und von Untergang
keine Spur. Das bestärkte ihn in seiner Ansicht, dass er Orlas Auftrag erst mal
ganz unten auf seiner Liste belassen konnte. Er hatte mehr als genug mit seinen
eigenen Problemen zu tun, da brauchte er nicht noch die Rettung der Welt auf
seiner Tagesordnung.
    Bei Weniuk Tent würden die Montagus vom Traskepad zu
ihrem Winterlager abbiegen. Der Tag, von dem an er mit Pix und Carmino auf sich
gestellt sein würde, war also in Reichweite gerückt, und eigentlich hätte er
sich der Tatsache stellen müssen, dass seine Pläne erschreckend vage waren,
erst recht, nachdem in Aube ja auch noch sein Kontakt zur Pelektá abgerissen
war. Ligissila – Gahom – die Maske mit dem Askertormen-Stein – die Schlepper: So
sah sein Plan aus. Die Lücken darin klafften wie Abgründe. Wo in Gahom sollte
er suchen? Gab es diesen Schlund von Bograsta mit seinem blaugrünen Funkellicht
wirklich, und hatte er überhaupt mit dem Askertormen zu tun? Wenn er den Stein
gefunden hatte – und woher nahm er bloß die Überzeugung, dass ihm das schon
gelingen würde?! – wie nahm er dann Kontakt mit der Pelektá auf? Am meisten
machte ihm die Frage zu schaffen, wie er es anstellen sollte, dass diese Leute
sich ihres Lohns gewiss genug waren, um ihren Teil der Abmachung zu erfüllen,
dass er ihnen andererseits aber den Stein so lange vorenthalten konnte, bis sie
ihn, Pix und Carmino lebendig nach drüben gebracht hatten. Dass das Ganze
überhaupt auf einer anfechtbaren Prämisse gründete, dass nämlich keineswegs
sicher war, ob die Schlepper wirklich einen Weg nach drüben kannten, das ließ
er ganz außerhalb seiner Überlegungen. An dieser Vorstellung zu rütteln, hätte
das Ende seiner Planungsfähigkeit bedeutet.
    Er zog es vor, über Aubrey weiterhin in der dritten
Person nachzudenken, alles andere war zu krank. Ohnehin wollte er über ihn
nicht mehr als das Nötigste wissen. Aber ein paar Fragen drängten sich doch
auf. Wo und wie er denn nun gestorben war, zum Beispiel – etwa beim Versuch,
den Askertormen allein zu bergen? Und wie war er darauf gekommen, dass
ausgerechnet Persepha ihm das Versteck des Steins nennen könnte? Woher hatte sie es gewusst?
    Zumindest die Antwort auf die zweite Frage konnte man aus
dem Brief seiner Mutter herauslesen. Aubrey hatte sein Leben lang nach dem
Mädchen gesucht, das ihm in seinen Fieberträumen etwas gestohlen hatte und vor
ihm davongelaufen war. Und in der Frau seines Reisegefährten William Dagger
hatte er sie wiedererkannt. War doch ganz einfach: Er hatte gewusst, dass er
Persepha kannte – genau wie er, James, gewusst hatte, dass er Orla kannte. Und
in seiner Fieberlogik musste Aubrey dann den Stein mit dem gleichsetzt haben,
was ihm das Mädchen weggenommen hatte – womit er auf irgendeine irre Weise ins
Schwarze getroffen zu haben schien. Hatte vielleicht auch Aubrey ein paar
Visionen gehabt?! Wenn er gerade mal nicht damit beschäftigt gewesen war,
jemandem die Kehle durchzuschneiden? Oder jagte er, James, nun einer Ausgeburt
von Aubreys Fieberschüben oder Kapunn-Halluzinationen hinterher? Und Orla – war
die etwa auch nur ein zweiter Versuch, eine zweite Persepha? Hätte sie etwas
über den Stein gewusst, wenn er sie danach gefragt hätte? Man wurde verrückt,
wenn man über all das länger als ein paar Minuten nachdachte.
    Und er hatte Angst davor, sich weiter in diese Fragen
zu vertiefen. Ihm waren auch so schon keine unbeschwerten Momente mehr geblieben,
seit es nun auch mit dem Messerwurf-Training vorbei war. Es kam ihm so vor, als
hätten ihn alle, mit denen er hatte reden können, der Reihe nach verlassen:
Inglewing, Kate, Halfast, jetzt auch noch Firn. Und er war ganz allein mit dem
Irrsinn aus dem Haus im Wald zurückgeblieben, mit der Erinnerung an das Messer
und die Bilder und mit dem Brief von Aubreys Mutter, den er immer noch in
seinem Notizbuch verwahrte. Nur durch ständige Beschäftigung konnte er das von
sich abhalten. In einigen besonders exquisiten Momenten fragte er sich,

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