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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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wieder! Das ist doch Quatsch! Die
Skalda klauen unsere Sachen nicht!“
    Formion zuckte die Schultern. War ja nicht sein
Problem. Damit sollte sich der Vorarbeiter rumschlagen.
    Dorian seufzte. „Ich bin in zehn Minuten bei euch in
der Halle –“ Er hatte Hunger und wollte seine Pastete in Ruhe essen. „Noch
was?“
    „Ich sollte Sie dran erinnern, dass Sie morgen aufs
Festland wollen, in die Stadt. Ich sollte Sie dran erinnern, dass Sie Ihre
guten Sachen raussuchen wollten. Anzug, Schuhe und so weiter. Das haben Sie mir gesagt, Ska Inglewing.“
    Letzteres klang nach Defensive, der Mangel an
Begeisterung in seiner Miene war wohl nicht zu übersehen. „Ja, hab ich“,
seufzte er. „Danke, dass du mich erinnerst.“
    Es konnte keine Rede davon sein, dass er in die Stadt wollte ,
aber wenn Benne Hendinen persönlich zu einer Besprechung einlud, kam ein „Nein
danke“ als Antwort eben nicht in Frage. Der Emberlend-Chef war seit einigen
Tagen in seinem Wohnsitz in Ligissila und wollte wissen, wie weit sie waren mit
dem, was die Arbeiter hartnäckig „Wolkengleiter“ nannten.
    Mit kältestarren Fingern löste er die
Blätterverpackung von der Pastete und biss hinein. Die Schärfe trieb einem
jedes Mal die Tränen in die Augen. Langorren-Futter. Nicht gerade magenfreundlich,
aber köstlich.
    Formion zögerte immer noch.
    „Was ist denn noch?“
    „Ska Inglewing, Sie haben gesagt, ich soll auf keinen
Fall weggehen, bevor Sie mir nicht die Kleider zum Waschen mitgegeben haben.
Entschuldigen Sie, Ska, aber das haben Sie mir eingeschärft.“
    Ah sikka .
Formion – ein Graico aus Panarabta tief im Delta – war ein sehr zuverlässiger
Arbeiter. War er zuhause auf seinem Hof bestimmt auch gewesen, bis er geflohen
war, aus Angst vor Asche und Zerstörung und in der Hoffnung auf eine neue
Heimat im Norden. Wie zahllose andere Graicos aus dem Delta, aus Katteganda und
Lalekanda, war auch er mit seiner ganzen siebenköpfigen Familie hier bei
Ligissila gestrandet und hoffte jetzt, dass er irgendwann Plätze für sie alle
auf einem Schiff nach Skilsinen bekommen würde. Formion war noch einer der
wenigen Glücklichen, die Arbeit gefunden hatten und etwas Geld verdienten. Der
Großteil der Flüchtlinge lungerte in den Flüchtlingstents drüben auf dem
Festland herum.
    „Also gut. Ich esse noch die Pastete, dann geh ich zum
Wagen und geb dir das verdammte Zeug.“
    „Natürlich, Ska Inglewing.“
    Der Mann verzog sich endlich, und Sekunden später
wirbelte der Wind Dorian den nach Schafsdung stinkenden Qualm um die Nase, den
die billigen Selbstgedrehten verbreiteten. Jeder hier qualmte die. Kashadiu ,
der hatte tatsächlich vor, auf ihn zu warten. Er musste sich immer noch dran
gewöhnen, dass er jetzt nicht mehr der Sikkabit-Inglewing war und auch nicht
der Reparaturen-Inglewing. Er war jetzt Ska Inglewing, der Chef. Hatte es sogar
zum höflichen Sie in der Anrede gebracht. Wenn das kein Fortschritt war …
    Na gut. Und jetzt wollte der Chef in Ruhe seine
Pastete essen! Der Chef würde sich nicht hetzen lassen, bloß weil Theussei
wieder einmal Theater machte.
    Er setzte sich auf einen dicht mit Flechten
bewachsenen Felsklotz auf halber Höhe der Klippe, wo ihn der schneidende Wind
nicht direkt erwischte, und betrachtete kauend die Aussicht aufs Festland.
Selbst hier konnte man die Wucht der Brandung spüren, die unablässig an die
Felsen schlug. Er mochte den Krach, mit dem sie Tag und Nacht die Ohren
betäubte. Als er nach sieben Tagen auf der Insel zum ersten Mal wieder auf dem
Festland gewesen war und das Rauschen und Toben plötzlich hinter ihm
zurückblieben, hatte er verrückterweise den ganzen Tag nur wie durch eine Wand
hören können.
    Vor drei Wochen, als er erst ein paar Tage hier
gewesen war, hatte es einen Herbststurm gegeben, der ihm die Gewalt des Wassers
eindringlich vorgeführt hatte. Vom offenen Meer waren ungebremst Wellen von
sieben, acht Meter Höhe herangetobt. So was hatte er vorher noch nie gesehen.
Um ein Haar hätte es seinen Wagen erwischt gehabt, und das, nachdem sie ihn
gerade erst mühsam auf Tom Amakurrins Frachter hierher verschifft hatten.
Danach wurde Inglewings Reparaturen hinter dem Schildwall aus stachligen
Mackadu-Bäumen abgestellt, auf dem grasigen Plateau, das der Insel das Aussehen
eines leeren Sockels verlieh. Dort, gute fünfzehn Meter über dem Meeresspiegel,
befanden sich auch die Arbeitshalle und die Unterkunft für die Arbeiter,
letztere ein flacher Holzschuppen mit

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