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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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für Qahirain auch verheerende Folgen gehabt haben musste –
man hörte nicht allzu viel von dort – und sogar im Süden von Salkurning schwere
Schäden verursacht hatte, so hatte die Welt es doch überstanden, ohne auch nur
zu erzittern. Keine Flutwelle, keine Aschewolke. Der Himmel über Ligissila und
Maikonnen blieb hell und klar. Völlig von den Ereignissen verschont geblieben
waren sie allerdings auch hier auf Flar nicht. Im Gefolge des Sturms, der ihn
so beeindruckt hatte, war eine breite schwarze Schliere über das Meer an der
Küste vorbeigezogen. Teile dieses seltsamen Teppichs waren Richtung Küste
abgedriftet, in die Brandung geraten und überall an Land geschleudert worden.
Leichtes, poröses Gestein, schwarz wie Asche – und genau das war es auch
gewesen: Vulkanasche, Bote der Katastrophe weit unten im Süden. Die Leute
sammelten die Klumpen vom Strand und klaubten sie aus den Nöckmatten, die
überall da in der Strömung schaukelten, wo die Brandung sie nicht gleich
zerfetzte. Als er ein paar Tage später sein erstes und bisher einziges
Wochenende auf dem Festland verbrachte, wurde das Zeug schon als Kuriosität
oder Talisman verkauft. Es hieß, die Asche der Toten sei mit der des Vulkans
verschmolzen, manche wollten verkohlte Knochenstücke gefunden haben; auch die
Geschichte von dem Jungen, der einen besonders großen Klumpen zerschlagen und
ein halbes verbranntes Gesicht darin gefunden hatte, hörte er.
    „Ska Inglewing!“, brachte sich Formion oben auf der
Klippe wieder in Erinnerung. Den hatte er schon fast vergessen. „Die
Mittagspause ist gleich vorbei. Entschuldigen Sie, aber Theussei wird ziemlich
wütend, wenn ich zu spät zur Arbeit erscheine –“
    „Ich komm schon.“
    Man musste dem Mann ja nicht noch Ärger einbringen. Er
stieg die Klippe hinauf, erschauerte oben im Wind. Formion, immer noch
rauchend, sah seinem Chef mit ausdrucksloser Miene entgegen und setzte sich
wortlos in Bewegung.
    Dorian folgte ihm, weg von den Klippen, durch das
Mackadu-Wäldchen und über den Platz mit der Arbeitshalle. Für viele seiner
Arbeiter war die Welt gewissermaßen dennoch untergegangen. Für Theussei zum
Beispiel, den Vorarbeiter, vor dem nicht nur Formion gehörigen Respekt hatte.
Er stammte aus Katteganda, und er hatte für seine Flucht nach Norden einen
guten Grund gehabt, denn der Ascheregen, der Salkurnings Süden gestreift hatte,
hatte seine Felder, seine Feigenplantage und seinen Hof zerstört. Die fünf
Männer aus dem Karuleiru, die jetzt auf Flar arbeiteten, hatten ihre Heimat
schon verlassen, bevor die Asche dort alles bedeckte. George McGill hatte alle
einundzwanzig Arbeiter im Flüchtlingstent von Skilwing rekrutiert. Die
Erfüllung ihres auf drei Monate angelegten Arbeitsvertrages garantierte ihnen
Plätze auf einem Schiff nach Skilsinen. Aber das Geld, das sie verdienten,
würde noch nicht einmal ausreichen, um auch die Überfahrt ihrer
Familienmitglieder zu bezahlen. Daran musste er jetzt denken, als er auf seinen
Wagen zusteuerte.
    Seine Arbeiter wussten nicht, dass er fließend Graix
sprach und deshalb ihre Gespräche mühelos verfolgen konnte. Ihm war klar, dass
er die Leute auf Distanz halten musste, wenn er wollte, dass sie ihm
gehorchten. Das hier war nicht Halmyre, und sie waren keine freien Männer, die
aus eigener Entscheidung für ihn arbeiteten. Obwohl sie schon drüben in
Skilwing unterschrieben hatten, dass sie für die Dauer ihrer Arbeitsverträge
nicht zurück aufs Festland durften, hassten sie jetzt McGill und ihn dafür,
dass sie hier festsaßen und von ihren Familien getrennt waren. Dafür, dass er jederzeit hinüberfahren konnte, während sogar die Skalda instruiert waren,
keinen der Arbeiter in ihren Booten mitzunehmen.
    Für die war er einfach ein Valdanne, der hier die
Befehle gab, der sie auf Flar festhielt, sie aus den Pausen scheuchte und sie
zwang, in dieser baufälligen, engen Unterkunft zu leben. Vor allem gehörte er
in ihren Augen zu denen, die dafür sorgten, dass die Schiffe nach Skilsinen so
gut wie keine Treibser mehr mitnahmen. Formion hatte das lakonisch-zuverlässige
Wesen eines Bauers aus dem Delta, deshalb beauftragte er ihn gelegentlich mit
ein paar persönlichen Angelegenheiten. Aber er machte sich keine Illusionen
über die Loyalität der Leute. Die nannten ihn Grastagillou, wenn sie glaubten,
er hörte es nicht, und wenn sie ihn nicht gerade für die tausend Sachen
verfluchten, die ihnen die Valdannen im Allgemeinen eingebrockt hatten,

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