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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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mich zu einer anderen,
sehr alten Akte, in der Namen und Porträts gesammelt waren – eine Akte voller
Gewalttaten und unerklärlichem Wahnsinn. Da war zum Beispiel die Geschichte von
Askanderou Hapatar, einem einhändigen Wanderheiler, der vor fast sechshundert
Jahren mit seinem Lebenselixier ein Viertel der Bewohner Qahirains dahinraffte.
Ein Porträt von ihm ist auf einer Totentafel erhalten, die sich heute in Ghist
befindet. Oder Thomas Ravenhurst, ein Forscher, der im sechzehnten Jahrhundert
die Welt bereiste und seinen rechten Unterarm an einen hungrigen Tiger verloren
haben soll. Seine Heilkunst machte ihn später am Hof des Bretvaldan zu einem
angesehenen Mann, bis sich herausstellte, dass er mehr als fünfzehn Frauen
ermordet hatte. Eine Zeichnung, die ihn kurz vor seiner Hinrichtung zeigt, ist
in der Akte auch verwahrt. Es gibt noch mehr, aber ich will Sie nicht
langweilen, und mir geht auch der Atem aus. Was sie alle untereinander und mit
Camris und Pennebrygg verbindet, das ist nicht nur ihr Äußeres. Sie alle führten
ein rastloses Leben, sie hatten alle eine Begabung fürs Heilen und eine fürs
Töten. Und an einem bestimmten Punkt in seinem Leben ist jeder von ihnen in
eine Art Mordrausch verfallen – als wäre der Cerf in ihnen durchgebrochen. Aber
die alte Maske hat nur Camris gefunden. Bis heute, meine ich.“
    Dann wandte er sich direkt an James. „Und, Barrett –
ist dir auch eine Fabra begegnet? Eine Persepha? Eine Briggo? Das ist so eine
Idee, die mir kam, als ich all diese Biographien miteinander verglich. Dass
außer Cerf auch seine Briggo sich irgendwie auf den Weg durch die Zeiten
gemacht haben könnte … sie war immerhin eine Priesterin der Larenni, vielleicht
kannte sie ein Ritual, mit dem sie selbst dem Strom des Lebens entsteigen
konnte? Und es war ja ihr Tod, der Cerf erst zum Schlächter werden ließ.“
    James sagte nichts. Er saß nur da mit gesenktem Kopf,
Hände vorm Gesicht. Eine davon sah wirklich eklig aus.
    „Und was wollen Sie jetzt mit all dem sagen?“, fragte
Firn. „Dass sich ein Irrer auf der Suche nach diesem Ding durch die Zeiten
mordet? James ist kein Mörder. Das müssten Sie ja gemerkt haben, wenn Sie ihn
verfolgt haben!“
    „Ich will damit sagen, dass er von etwas getrieben
wird, das sich euresgleichen am besten als Fluch vorstellt. Etwas, das ihn
solange auf diesen Stein zugetrieben hat, bis er ihn endlich fand – und tat,
was von Anfang an vorgesehen war.“
    „Von einer Göttin, ja? Wie in dem Stück – Auf ewig
wirst du die Welten durchirren, gefesselt an deine Schuld; Blut und Asche
meiner Kinder werden deine Seele binden, bis deine eigene Hand sie rächt !
Meinen Sie das?“
    „Sieh an, er kann es auswendig! Ja, das habe ich
gemeint. Da hat Sihtric es ja ganz klar gesagt. Und da drüben kannst du die
Asche sehen, von der Kumatai gesprochen hat.“
    „Geschwätz! Von diesem Göttergeschwätz hatten wir
schon genug! Die Schwätzerin ist eben vor Ihren Augen gefressen worden – und
zwar von den Anhängern ihrer eigenen Herrin! Wen interessiert das Gerede über
Götter?!“
    „Dann nimm die Götter als Bilder für etwas, das du
anders sowieso nicht verstehen würdest.“ Jetzt hatte er auch die zweite Kippe
aufgequalmt. „Sieh dir deinen Freund an. Er hat’s kapiert. Warum weiter
streiten, wenn uns die Wirklichkeit doch schon überholt?“
    James heulte. Was zwar peinlich, aber kein Wunder war
nach diesem Tag. Und bestimmt war es kein Beweis für den Quatsch, den der
Zombie da absonderte.
    „Was hast du dir denn vom Askertormen versprochen,
Barrett? Womit hat er dich drangekriegt? Wolltet ihr damit eure Flucht
bezahlen? Ich hab gehört, dass ihr wegwollt, ziemlich weit weg sogar … Was für
ein Pech. Nicht mal für all das Geld, das ihr zweifellos dafür hättet bekommen
können –“
    Er verstummte. Seine Augen verdrehten sich, sodass nur
das Weiße zu sehen war. Die heruntergebrannte Kippe fiel ihm aus der Hand. Dann
sank er gegen die Bootswand zurück.
    „Ist er tot?“, fragte Bagrat.
    „de Braose? Können Sie mich hören?“, krächzte Dorian.
    Aber der Typ war wohl endgültig hinüber. Das bisschen,
das sie von seinem Vortrag kapiert hatte, passte einfach schrecklich gut zu
dem, was James ihnen schon erzählt hatte. Und über allem dröhnte dieses „Das
ist das Ende der Welt“ in ihren Ohren nach. Wie der das gesagt hatte – hatte es
einfach festgestellt, als wär sowieso alles gelaufen. Was war das Ende
der Welt? Wo? Von dem Rauch

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