Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
Vom Netzwerk:
waren
immer noch in dem Hochtal, aber wenigstens raus aus dem Kiefernwald.
Felsvorsprünge am Hang boten einen höhlenartigen Unterschlupf. Und etwas weiter
unterhalb gab es einen Bach mit ein paar ehemaligen Birken am Ufer.
    Er setzte seinen Rucksack ab und ließ sich vorsichtig
auf dem sandigen Felsboden nieder. Sein Gepäck wog zwar fast nichts, aber er
hätte keine drei Schritte weitergehen können. Schaffte es auch nicht, den
Schlafsack loszumachen. Erst mal nur dasitzen und das Knie nicht mehr bewegen.
Er hatte Durst, aber bis Inglewing genug Bachwasser durch ein Tuch gefiltert
hatte, würde es noch dauern. Für das Knie brauchte er eigentlich einen kalten
Umschlag, aber auch dazu konnte er sich nicht aufraffen. Nahm nur das Tuch vom
Kopf, atmete so tief, wie sein lädierter Brustkorb es zuließ. Widerlich, den
ganzen Tag den verdreckten Stoff vor dem Mund zu haben. Und zwecklos, genau wie
das Wasserfiltern. Morgen würde er das Tuch weglassen. Der Staub war sowieso
überall. Auf der anderen Seite der Höhle rollte sich Pix in ihren Schlafsack
ein. Ganz vorne brannte schon das Feuer. Irgendwo weit über ihnen schrie immer
wieder ein Raubvogel. Dem würde das Futter auch bald ausgehen. Jetzt schlafen!
    „Ich hab‘s ausgewaschen, aber das Zeug geht einfach
nicht raus!“ Der Parkourläufer a.D. kam angehinkt, mit einem nassen Fuß und dem
Schuh in der Hand. Beim Feuer ließ er sich auf den Boden fallen.
    „James, hast du was für ihn im Rucksack?“
    Keine Ahnung. Was war in seinem Rucksack?
    „Ich hab da alles reingekippt, was in deinem Kasten
war“, sagte Firn. „Jetzt guck mal nach! Da war doch Verbandszeug dabei!“
    So war’s. Außerdem eine Flasche mit einem Quinrest,
dürres braunes Zeugs, vergammeltes schwarzes Zeugs, ein Glas mit braunen
Flocken, drei Lederbeutelchen, und, als Hauptgewinn, ein Glas mit Nittichöl.
Seine Hände zitterten.
    „Es tut ätzend weh.“ Carmino stand unvermittelt direkt
neben ihm und streckte ihm den Fuß unter die Nase. Er wich ein bisschen zurück.
Es war nicht so, dass er zusammenschrak. Er mochte es zurzeit nur einfach
nicht, wenn ihm jemand so nahe kam. Er konnte dann nicht gut atmen. Aber jetzt
wollten die doch noch den Hakemi (guter Witz!). Er biss also die Zähne zusammen
und betrachtete den Fuß. Eine scheußliche, an den Rändern ausfransende Wunde
quer über dem Spann. Flecken von Schwarz im offenen Fleisch. Carminos Augen
musterten ihn skeptisch.
    „Setz dich“, brachte er krächzend raus, dann musste er
husten.
    „He, du kannst ja doch noch sprechen!“
    Wer hatte das bezweifelt? Entzündet sah die Wunde
nicht aus. Und es wuchsen auch keine Pilze daraus – was er insgeheim nicht
ausgeschlossen hätte. Vielleicht wirkte das schwarze Zeug ja entzündungshemmend.
Vielleicht wuchs da ja ein riesiger Antibiotika-Wald um sie herum. Sie würden
vielleicht verhungern, aber an Infektionen würde keiner mehr sterben. Trotzdem
tupfte er dann mit einem Quin-getränkten Stofffetzen an der Wunde herum.
    „Das tut scheißweh! Warum tust du denn nicht dieses
Moos drauf?“
    „Weil wir nichts mehr davon haben.“ Seine Stimme wurde
schon wieder etwas geschmeidiger. Die federleichten, mürben braunen Tuffs, die
vom Kaus-Moos übriggeblieben waren, warf er aus dem Rucksack. Der Fahlagrind kam
durch alle Ritzen.
    „Und was mach ich jetzt? So heilt das doch nie! Wie
soll ich denn so weiterlaufen? Ich krieg kaum den Schuh drüber!“
    „Das hier.“ Er gab einen Tropfen Nittichöl direkt in
die Wunde. „Halt den Fuß still. Lass Schuh und Socke heute aus.“
    „Verschwende das bloß nicht!“, rief Firn vom Feuer her,
wo er das Eichhörnchen bearbeitete. Hatte seine Augen und Ohren wie üblich
überall. „Wer weiß, wann wir neues kriegen.“
    „Aach – kümmer du dich um dein totes Viehzeug!“, blaffte
Carmino.
    „Du kommst auch ohne das Öl aus! Das ist doch nur ’ne
Schramme!“
    „Du hast doch keine Ahnung, wie weh das tut! Und ich
will nicht, dass mir der Fuß abfault, Mann! Du weißt doch gar nicht, was du
redest – dir tut ja nix –“
    Aber dann fiel ihm wohl doch noch Firns kaputte Hand
ein. Die konnte man leicht vergessen, so wie der sich schon mit seiner
Einhändigkeit arrangiert hatte. Ein echter Überlebenstyp eben. Carmino fummelte
an seinem notdürftig zusammengeflickten Sneaker herum. Das schaffte ihn wohl am
meisten. Dass dieser dämliche Schuh jetzt doch noch dran glauben musste.
Irgendwas Brennendes war ihm draufgefallen, in der Nacht.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher