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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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habe
ihr das gesagt!
    Aber hier war die Grenze erreicht. Zähneknirschend
hatte er die Nummer mit dem Forlorner irgendwie akzeptiert, und auch das nur,
weil er in Orolo so einiges Unerklärliche erlebt hatte. Aber er war nicht
bereit, darüber hinaus noch weitere übersinnliche Eingriffe in sein Leben
hinzunehmen! Und auch mit Aubrey war er jetzt endgültig fertig. Er würde diesen
verdammten Stein in Gahom finden, zu Geld machen und sich von den Schleppern nach
Hause zurückbringen lassen. Und nie mehr an all das hier zurückdenken!
    Dann stolperte über ein Stück Treibholz. Kaltes
Seewasser spritzte ihm ins Gesicht. Bevor er sich in der Dunkelheit noch die
Knochen brechen konnte, wandte er sich vom Wasser ab und hielt auf die
lichtgefleckten Klippen zu, und als er die Wege der Ruinenstadt erreicht hatte,
dachte er wieder sehnsüchtig an ein heißes Bad.
    Die Tür, vor der er bald darauf stehenblieb, führte jedoch
bestimmt nicht ins Badehaus. Es war eine Tür in einem Gemäuer ohne Dach –
verrückt, dass die noch erhalten war. Er öffnete sie und sah hinein. Nichts als
ein großer, von Mauern umgebener Hof. In der Mitte ein Kessel mit Feuer – da
erinnerte er sich. Ein Haus für den Schweigenden Gott, wie in Rhondaport! Wenn
der Blütentau oder sich bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken keine Optionen
waren, dann war vielleicht das hier der Ort, den er jetzt brauchte. Er setzte
sich in den tiefen Schatten.
    Nach einer Weile machte sein Blick ringsum an den
Mauern noch ein paar wenige andere Besucher aus. Zweimal musste er hinsehen,
dann war er sicher, dass einer von denen schräg gegenüber Firn war. Mit dem
hätte er hier am allerwenigsten gerechnet. Aber dann fiel ihm die Buße wieder
ein, von der der Chef gesprochen hatte.
    Hier war nichts zu hören als das leise Knistern und
Knacken des Feuers, und nach einer Weile senkte sich die Stille tatsächlich
auch in ihn hinein.
    Er lehnte sich an die Mauer zurück und schloss die
Augen. Das war das Gute an all dem. Dass er die kennengelernt hatte: Firn und
Halfast. Ein paar von den anderen auch. Aber diese beiden, die waren irgendwie
Freunde für ihn geworden.

7. Dem Unvermeidlichen seinen Lauf lassen
     
    1.
    Pix gähnte und versuchte, unsichtbar zu sein. Es war
noch so früh, und sie war so müde! Sie hatte schon Wasser am Fluss geholt, da
war es noch nicht mal dämmrig gewesen. Jetzt lehnte sie am Tisch und wollte nur
ungestört vor sich hindösen. Wenn die beiden Sklaventreiberinnen sie bloß ließen.
Im Moment waren sie beschäftigt. Orla saß im Nachthemd da und ließ sich
striegeln. Odette hatte ihren langen Zopf aufgelöst und bürstete jetzt Strähne
für Strähne durch.
    Das Haar knisterte. Wenn man genau hinsah, konnte man
sogar winzige weißblaue Funken hinter der Bürste auffliegen sehen. Orlas Kopf
ruckte mit den Bürstenstrichen nach hinten, aber sie ließ das alles mit sich
machen, wie immer. Starrte mit ihren großen Kuhaugen ins Leere, während Odette
ihr eine letzte Auflage ihres Vortrags zu den ehelichen Pflichten verpasste. Im
Flüsterton natürlich, damit Pix‘ jungfräuliche Ohren nichts davon mitbekamen.
    Pix sah sie an, wie sie dasaß – still, wehrlos,
ergeben – und hatte auf einmal richtiges Mitleid mit ihr. Dieser Petare Gordien
konnte zehnmal der beste Entfesselungskünstler der Welt sein – er sah trotzdem
aus wie ein Molch! Und wer wollte sich schon von einem Molch befummeln lassen?
Noch dazu, wenn man stattdessen Halfast Montagu hätte haben können –
    Ihr Mitleid verlosch sofort wieder. Die blöde Kuh hatte
ihre Chance gehabt! Er hatte es doch versucht, hatte sich vor ihrer Mutter
regelrecht zum Affen gemacht … er wäre mit Orla abgehauen, wenn sie nur mit
einer Wimper gezuckt hätte, um ihm zu zeigen, dass sie das wollte! Aber sie
musste ja das stumme Opfer spielen. Und einen wie Halfast auflaufen lassen.
Selbst schuld!
    Hinter ihnen wühlte Jakobe in der besonderen Truhe,
die sie gestern zum ersten Mal geöffnet hatten, um Orla probeweise in ihr
Hochzeitskleid zu stecken. Das lag jetzt schon auf dem Bett ausgebreitet: ein
knöchellanges, langärmeliges Teil aus einem schweren, rotbraunen Stoff, der
sich weich wie Pannesamt anfühlte, aber viel dicker und steifer war. Das
Oberteil und alle Säume waren mit Goldfaden bestickt, sodass es wie Brokat
aussah. In Schwarz wäre es der perfekte Fummel für eine Nacht auf dem Friedhof
gewesen. Nicht gerade das, was man sich unter einem Hochzeitskleid vorstellte,
aber Orla sah

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