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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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zuletzt ich. Und
immer haben wir zu den Valinds gehört – zehn Generationen lang – bis vor drei
Jahren.“
    Man musste schon verdammt genau hinsehen, um in dem
Spitzensaum ein Rosenmuster zu erkennen. Dann merkte man auch, dass der Stoff
fast grau und fein marmoriert war. Im Klartext: Es war einfach ein alter und
ziemlich oft gewaschener Stofffetzen.
    „Er ist wunderschön!“, hauchte Nella. Pix verdrehte
die Augen.
    „Ja, und im Gegensatz zu anderen hier kann Orla ihn
auch mit gutem Gewissen tragen!“, bemerkte Jakobe in ätzendem Tonfall.
    Kate erwählte diesen Moment, um sich gähnend
aufzusetzen und zu strecken. Immerhin trug sie Unterwäsche – ein Leibchen und
eine von diesen lächerlichen Knie-Unterhosen. An der sah das aus wie einer der
Shorty-Schlafanzüge, die ihre Mutter ihr immer wieder aufschwatzen wollte, die
Pix aber nie anziehen würde, weil sie darin aussah wie ein Schwein im Bikini.
    „Guten Morgen“, sagte Nella lächelnd, aber dann gefror
ihr das Lächeln an den Zähnen. Auch Pix glotzte hin. Und das nicht nur, weil
das Leibchen vorne einen großen Riss hatte – es sah aus, als hätte jemand
keinen Bock gehabt, die Schnürung zu öffnen. Die eine Seite lappte herunter.
Aber noch viel heftiger war die Reihe von blauen Flecken rechts neben ihrem
Hals, die ganz klar nur eins sein konnten: die Abdrücke von Fingern, die brutal
zugegriffen hatten. Nella legte die Hand vor den Mund, vermutlich um sich daran
zu hindern, mit irgendwas herauszuplatzen. Sie versuchte wegzusehen, aber es
gelang ihr nicht.
    Kate lächelte sie an. „Guten Morgen.“
    Das Lächeln bekam ihr aber schlecht. Sie sahen beide,
wie ein Bluttropfen aus ihrer Unterlippe quoll. Sie leckte ihn weg und bückte
sich nach ihrer Bluse, die unter dem Tisch lag.
    „Du – du hast dich verletzt?“
    „Ach, das wird schon wieder. Nichts Schlimmes.“
    Da war die Bluse schon drüber, und bevor sie sehen
konnten, ob es noch andere Spuren gab, hatte sie auch den Rock an. So munter,
wie die klang, war das jedenfalls kein Überfall gewesen! Aber –
    Niemals war das Dorian!, dachte Pix entgeistert. Du Dreckschlampe !
    Am liebsten hätte sie ihr das laut an den Kopf
geworfen. Was für ein Miststück! Und da legte sie seelenruhig ihr Bettzeug
zusammen, kramte dann in ihrem Korb rum … nee, die war nicht vergewaltigt
worden oder so! Der ging es bestens!
    An Nellas Miene sah sie, dass sie zum selben Schluss
gekommen war – wenn es um das Thema Männer ging, war Nella nicht annähernd so
naiv, wie sie immer tat. Auch Jakobes runde, leuchtende Augen waren auf Kate
gerichtet. Pix hätte schwören können, dass sie gerade mit Mühe eins ihrer
gehässigen Grinsen in den Mundwinkeln zerquetschte. Die Art Grinsen, die gar
nicht zu ihrer Lieblingsrolle – Mutter der Truppe – passte. Aber egal was, Kate
hatte es verdient! Mit wem hatte die rumgevögelt?!
    „Nella! Wo bist du denn?! Komm sofort her! Piro
braucht eine neue Windel! Und ich hab schon genug zu tun!“, schrie Aruza draußen
vor dem Wagen.
    „Komm ja schon“, murmelte Nella.
    Odette wandte sich an Jakobe, die jetzt Fläschchen und
Beutel in ihrem Kräuterkasten begutachtete. „Kannst du den bridalle irgendwie mit Rosmarinöl behandeln, ohne dass er Flecken bekommt?“, fragte sie besorgt.
    „Natürlich. Ich wickle ihn einfach um ein Tuch mit
Rosmarinblättern.“ Jakobe wedelte mit einem geöffneten Beutelchen, und der Duft
wallte auf Pix’ Nase zu. Badeschaum, dachte sie betäubt. Seit Wochen dünsten
die uns damit ein!
    „Rosmarin?“, fragte Nella. „Kein Orangenöl? Aber wovor
muss Orla sich denn schützen? Habt ihr Angst vor – vor bösen Geistern?“ Das
letzte Wort flüsterte sie nur und machte dabei das Zeichen mit der Hand, wie
Pix es schon von dem durchgeknallten Jäger in Orolo gesehen hatte. Und von
Dorian.
    „Musste Haminta deshalb Zerberbart in den
Blumenschleier knüpfen? Die Blüten sehen doch gar nicht so schön aus –“
    „Nella Tirp, deine Mutter hat dich gerufen!“, wiegelte
Jakobe die neugierigen Fragen ab.
    „Und hat sie deshalb die ganze Zeit diesen
Kräuterkranz getragen? Hast du irgendwas Schlimmes – gesehen , Odette?
Oh, das ist ja unheimlich!“
    „Nella! Dein Sohn hat die Windeln voll!“
    Sie zog einen Schmollmund, aber dann ging sie doch. Im
Wagen war es auf einmal sehr still, und das lag nicht nur daran, dass die
Quasseltante rausgegangen war. Die Frage nach den bösen Geistern waberte
unbeantwortet zwischen den Wänden hin und her,

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