Typisch Bär! - Geschichten zum Vorlesen
das unbedingt geheim halten.«
»Aber wie soll man so etwas geheim halten? Wenn ein neuer König gekrönt wird oder eine Königin, muss das Volk das erfahren. Das ist überall auf der Welt so, auch bei uns.«
»Oh, das wäre eine Katastrophe für mich«, jammerte der Löwe weiter. »Eine Blamage!«
Der Bär tat so, als müsse er darüber nachdenken. Dann sagte er: »Na gut, ich sage es nicht weiter. Aber nur, wenn du dich wieder normal benimmst.«
»Einverstanden«, sagte der Löwe erleichtert. »Du bist ein echter Freund. Komm, ich lade dich zum Frühstück ein.«
»Nichts dagegen«, sagte der Bär.
Und dann rannten sie um die Wette.
Unterwegs verlor der Löwe seine Krone, aber er merkte es nicht einmal.
Als die anderen Tiere feststellten, dass der Bär den Schaden wieder behoben hatte, nickten sie zufrieden.
Der Brillenbär aber dachte: Sie könnten ja auch mal »Typisch Bär!« sagen, wenn ich etwas richtig mache. Denn das ist auch typisch für mich. Meiner Meinung nach.
Der Honigtopf und andere Sternbilder
Der Bär hatte etwas über Sterne gehört, genauer gesagt über Sternbilder. Das interessierte ihn ungemein, vor allem, weil er nicht wusste, was ein Sternbild ist. Das lag daran, dass er immer sehr früh schlafen ging, vor Einbruch der Dunkelheit. So bekam er die Sterne nie zu Gesicht.
Deshalb wunderte es niemanden, als der Bär eines Tages zum Löwen sagte: »Kannst du mir vielleicht verraten, wo ich ein Sternbild bekommen kann? Das ist bestimmt schön und ich könnte es in meiner Hütte an die Wand hängen.«
Der Löwe seufzte und öffnete schon den Mund, um zu sagen: »Typisch Bär!« Aber er machte den Mund wieder zu, denn diese zwei Wörter hatte er schon sehr oft gesagt. Alle hatten diese zwei Wörter schon sehr oft gesagt: Immer wenn der Bär wieder einmal Flausen im Kopf hatte oder etwas besonders Verrücktes im Radio gehört hatte, das er allen erzählen musste, dann sagten sie: »Typisch Bär!«
Manchmal sagten sie auch: »Der Bär hat den Kopf in den Wolken.« Aber das stimmte nicht. Der Bär war zwar ziemlich groß, wenn er sich auf die Hinterbeine stellte. Aber doch nicht so groß, dass sein Kopf an die Wolken stieß.
»Und um das Sternbild hätte ich gern einen schönen Rahmen drum herum«, fuhr der Bär fort. »Am besten einen Goldrahmen, das wäre hübsch.«
»Das geht nicht«, sagte der Löwe.
»Und warum nicht?«
»Ist viel zu groß. Das kannst du nicht an die Wand hängen. Ein Sternbild kann man sich nur am Himmel anschauen. Dort sieht es so klein aus, dass es zwischen Daumen und Zeigefinger passt. Weil es weit weg ist. Aber in Wirklichkeit ist es viel größer. Unermesslich groß. So riesig, dass es keinen Bilderrahmen dafür gibt.«
Der Bär dachte einen Moment nach: »Na gut, dann lass uns heute Abend zusammen Sternbilder anschauen.«
»Aber das geht doch auch nicht«, sagte der Löwe. »Wenn die Sterne rauskommen, schläfst du immer schon. Frühzubettgeher wie du, die können niemals ein Sternbild sehen.«
»Dann bleibe ich eben heute länger auf. Okay?«
»Also gut«, sagte der Löwe.
In der Abenddämmerung trafen sie sich auf einer Wiese.
»Wie lange müssen wir noch warten?«, fragte der Bär.
»Mal sehen. Vielleicht noch eine halbe Stunde.«
»Gut«, sagte der Bär, legte sich auf den Rücken und starrte in den Himmel, obwohl dort noch kein einziger Stern zu sehen war. Aber er wollte auf keinen Fall irgendetwas verpassen.
Natürlich ist das Beobachten des Himmels eine anstrengende Sache, und so war es kein Wunder, dass dem Bären die Augen zufielen.
»He!« Der Löwe rüttelte seinen Freund, aber zu spät. Wenn so ein Bär erst einmal schläft, dann ist nichts mehr zu machen.
Also legte sich der Löwe daneben und schlief ebenfalls.
Als der Bär erwachte, blinzelte er in den Himmel: »Fast hätte ich gedacht, ich wäre ein bisschen eingenickt. Es ist ja immer noch hell.«
»Es ist schon wieder hell«, sagte der Löwe und räkelte sich. »Du hast die ganze Nacht verpennt.«
Der Bär ärgerte sich zwar, aber das Gute an den Sternen ist ja, dass sie immer wiederkommen. Auf die Sterne kann man sich verlassen.
Am nächsten Abend sagte der Bär: »Heute musst du mich aber unbedingt munter halten. Am besten erzählst du mir etwas, dann schlafe ich nicht ein.«
Also erzählte der Löwe eine Geschichte. Aber er war kein besonders guter Erzähler. Außerdem kannte der Bär die Geschichte schon. Ganz unauffällig fielen ihm die Augen zu, noch bevor sich die
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