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Typisch Mädchen

Typisch Mädchen

Titel: Typisch Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne Grabrucker
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Abwehrstrategien gegenüber Schorschi, indem sie sich eindeutig von Schorschis Verhalten distanziert und ihn isoliert. Vielleicht ist auch sie heute von ihrem Sohn genervt. Ich stehe auch stimmungsmäßig auf Annelis Seite.
    Anneli sieht Christa an, und ich merke ganz deutlich, wie vehement sie auf deren aufmunternde Blicke reagiert. Alles Zögern ist aus ihrem Verhalten verschwunden, sie legt in ihren Beschimpfungen und in ihrem Hauen eine noch nie gezeigte Sicherheit und Zielstrebigkeit an den Tag. Schorschi zieht sich daraufhin zurück, so wie Anneli es sonst immer tat. Er schmollt und beschimpft Anneli nur noch als blöd. Ich bin sehr erstaunt, wie eine andere Grundstimmung auf das Verhalten eines Kindes einwirkt und wie es das Selbstbewußtsein entscheidend beeinflußt, wenn es sich in Ubereinstimmung mit seiner Umgebung weiß und unterstützt fühlt. Natürlich ist dies eine banale Weisheit, aber ich bin mir sicher, daß daran noch nicht gedacht wurde, wenn Mädchen ängstliches, zurückhaltendes Verhalten als angeboren zugesprochen wird.
    Die Grundstimmung war heute die Ablehnung seines Verhal-tens. Er war nicht die Norm, der sich Anneli anzupassen hatte (wehr dich, fürcht dich nicht, halt's fest usw.), sondern sie stellte die Norm, das Gute dar, und schon fiel das Ergebnis im Verhalten eines Mädchens auch anders aus.
2. September 1984 (3Jahre)
    Es beschäftigt Anneli sehr, als ich ihr erzähle, ich ginge bald zur Arbeit und sie in den Kindergarten. Sie fragt mich beim Schlafengehen: »Gell, Mami, das ist aber keine so richtige Arbeit, wie die Männer, sondern bloß daheim so eine klitzekleine Arbeit?«
9. September 1984 (3Jahre)
    Wir sind auf einer Wanderung in der Schweiz mit Christa, Schorschi, dessen Vater und der Erzieherin, die dabei ist, damit sich die Kinder an sie gewöhnen.
    Beide Kinder fahren mit großen Stöcken intensiv Motorrad. Eine der »Maschinen« ist kaputt und muß repariert werden, daher machen sie sich an die Reparatur mit Phantasiewerkzeug aus herumliegenden Zweigen. Schorschi hat ein Messer gewählt; Anneli dagegen einen Schraubenzieher, da »man doch mit einem Messer nicht Motorradi reparieren kann«, was ja auch den Tatsachen entspricht. Hier war jedenfalls der Bub technisch nicht der Kompetentere. Aber das fällt weiter nicht auf. Jedenfalls erhebt sich Anneli von der Reparatur nach vielen »Schtd« und »Brmm« und stellt fest, daß die Reparatur fertig sei. Es könne weitergefahren werden. Die Erwachsenen schicken sich an zu gehen, als Schorschi ein lautes »Nein« vernehmen läßt. »Noch nicht fertig.« Daraufhin bleiben sofort alle vier Erwachsenen wieder stehen und sehen Schorschi zu. Etwa 15 Sekunden später steht Schorschi auf und sagt: »Jetzt ist es fertig«, und nun gehen wir alle weiter. Obwohl er sich objektiv wegen des Werkzeugs eigentlich als der Inkompetentere erwiesen hat, ist doch seine Aussage über das Ende der Reparatur die für uns ausschlaggebende und signalisiert Anneli, daß es auf sie gar nicht ankommt. Zehn Minuten später sind die Maschinen wieder kaputt. Jetzt sucht sich Schorschi allein ein Steckerl als Werkzeug, Anneli w iU nicht reparieren. Wir fragen sie. Sie antwortet: »Ich bin doch kein Werkzeugmann.« Auf ein »Warum« sagt sie: »Weiß nicht« und steht traurig daneben. Wir überreden sie, ein Werkzeug zu nehmen, und sie stochert nun doch damit herum, bis Schorschi das Kommando gibt, daß es weitergehen kann. Auch diesmal folgen alle seinem Wort. Niemand fällt es ein, Anneli zu fragen, was sie denn meine, ob sie glaube, daß die Reparatur schon beendet sei. Sie wäre eigentlich noch damit beschäftigt gewesen, wird aber völlig übergangen im Gegensatz zur umgekehrten Situation vor wenigen Minuten bei Schorschi.
    Der Frauen Lust auf Technik wird ihnen schon sehr früh genommen, den Männern Dominanz schon sehr früh gegeben.
10. September 1984 (3Jahre)
    Vielleicht ist Schorschi am Spätnachmittag schon etwas müde, oder er hat aus einem anderen Grund einen schlechten Tag, jedenfalls trifft er beim Spiel sehr oft Anneli mit den diversen Stöcken, die die Kinder herumschleppen, was durchaus schmerzhaft ist, oder er schubst sie um. Anneli, auch nicht mehr taufrisch, heult natürlich und wittert Absicht dahinter. Schorschis Vater macht sich über die Heulerei lustig und setzt Anneli herab. Wir drei Frauen sehen zu und sagen nichts. Kein Wort zu Schorschi, er solle aufpassen oder nicht mehr mit so großen Stöcken herumfuchteln. Unter Druck wegen

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