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Tyrann Aus Der Tiefe

Tyrann Aus Der Tiefe

Titel: Tyrann Aus Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sind sicher hier. Der Mann, der diesen Geheimraum gebaut hat, lebt nicht mehr. Außer mir weiß niemand von diesem Zimmer. Ist es wahr, dass Sie Leyman umgebracht haben, Robert?«
    Die Frage schockierte mich. »Ich … nein«, sagte ich verwirrt. »Er ist tot, aber …«
    »Schade«, sagte Priscylla ruhig. »Dieser Mistkerl hätte es verdient.«
    »War das Ihr Ernst?«, fragte Bannermann, als hätte er ihre letzten Worte gar nicht gehört. »Dass sie Sie umbringen würden?«
    Priscylla nickte. »Ja. Sie kennen Donhill nicht. Er ist kein Mensch, Captain, sondern ein Ungeheuer.«
    »Aber warum?«, fragte Bannermann verstört. »Ich meine – Robert und ich haben ihm nichts getan.«
    Priscylla lachte, aber es klang bitter. »Sie sind Fremde, Captain, das reicht. Donhill hat schon Dutzende von Männern und Frauen getötet.«
    »Donhill? Aber er ist …«
    »Polizeibeamter?« So, wie Priscylla das Wort aussprach, hörte es sich an wie eine Beschimpfung. »O ja, das ist er, Captain. Der Mann, der in Goldspie für Ordnung sorgt, nicht wahr? Wie finden Sie unser kleines Städtchen? Hübsch, nicht?«
    Bannermann antwortete nicht, aber Priscyllas Frage war auch keine von der Art gewesen, auf die man wirklich eine Antwort erwartete. »Goldspie«, murmelte sie. »Ein hübsches kleines Städtchen an der Küste, wie? Dieser ganze Ort ist eine einzige Mordgrube, Captain.« Sie setzte sich auf, beugte sich ein Stück vor und sah erst Bannermann, dann mich auf sonderbare Weise an. »Sie haben mich gefragt, warum ich Sie gerettet habe, Captain? Ich will es Ihnen sagen. Ich will hier weg. Ich will raus aus dieser Hölle, weg von hier, so weit wie möglich. Und dazu brauche ich Ihre Hilfe.«
    Allmählich begann ich zu begreifen. »Sie … wollen Goldspie verlassen?«
    Priscylla nickte. »Ja. Ich … habe schon ein paar Mal versucht, zu fliehen, aber sie haben mich immer wieder eingefangen. Donhill ist ein Teufel, Robert. Und sein Arm reicht weit. Allein schaffe ich es nicht.«
    »Und Sie glauben, mit uns zusammen würde es Ihnen gelingen?« Ich seufzte. »Ich fürchte, Sie haben sich die falschen Verbündeten ausgesucht, Priscylla. Wir wissen selbst nicht, wie wir hier herauskommen.«
    »Ich helfe Ihnen«, sagte Priscylla. Die Antwort kam so schnell, als hätte sie nur auf meine Worte gewartet. »Sobald die Sonne untergeht, bringe ich Sie hier heraus. Aber Sie müssen mich mitnehmen.«
    Für eine Weile sagte keiner von uns ein Wort. Priscylla blickte mich an, und wieder glaubte ich in ihren Augen einen Schmerz zu erkennen, den ich mir nicht erklären konnte.
    »Sie riskieren Ihr Leben, Kind«, sagte Bannermann nach einer Weile. »Ist Ihnen das klar? Wenn Donhill wirklich der Verbrecher ist, für den Sie ihn halten …«
    »Er ist kein Verbrecher«, unterbrach ihn Priscylla scharf. »Er ist ein Teufel, Bannermann, und das meine ich ernst. Er und seine Bande haben sich mit dem Satan eingelassen, und sie zahlen mit dem Leben Unschuldiger für diesen Pakt.«
    Bannermann runzelte die Stirn und setzte dazu an, etwas zu sagen, aber ich brachte ihn mit einem raschen Blick zum Schweigen. »Wie meinen Sie das?«, fragte ich schnell.
    »So, wie ich es sage«, antwortete Priscylla. »Und zwar ganz genauso. Sie sind fremd hier. Sie kennen wahrscheinlich nicht die Geschichten, die man sich über Goldspie erzählt, aber …«
    »Sie meinen das Ungeheuer?«
    Priscylla blinzelte verwirrt. »Sie … wissen davon?«
    »Wir haben einen Mann getroffen, heute Morgen«, nickte ich. »Oben am See. Er erzählte von einem Monster. Aber ich weiß nicht, was davon wahr ist. Er schien … verwirrt.«
    »Jedes Wort«, sagte Priscylla. »Das Monster von Loch Shin existiert, Robert, und es fordert seinen Tribut.«
    Für einen Moment hatte ich das Gefühl, von einer unsichtbaren, eisigen Hand gestreift zu werden. »Sie meinen, es ist mehr als eine Legende.«
    »Ich weiß nicht, was es ist«, antwortete Priscylla. »Niemand weiß das, außer Donhill und Leyman vielleicht. Es lebt draußen im See, aber einmal im Monat, bei Vollmond, taucht es an die Oberfläche und verlangt sein Opfer. Ein Menschenopfer, Robert.« Sie seufzte, schüttelte ein paar Mal den Kopf und begann mit den Händen zu ringen. Sie hatte sehr schlanke Hände. Vielleicht war sie doch jünger, als ich glaubte. »Niemand weiß wirklich, was dieses Ungeheuer ist«, fuhr sie nach einer Weile fort. Ihre Stimme klang verändert, als spreche sie nur mit sich selbst, nicht mit uns. »Es ist ein … Ding, halb

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