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Tyrann Aus Der Tiefe

Tyrann Aus Der Tiefe

Titel: Tyrann Aus Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auch nicht unverletzbar zu sein. Der Sessel, den Bannermann geschleudert hatte, traf es mit der Wucht eines Geschosses. Das Möbelstück ging krachend zu Bruch, aber der Unheimliche wurde mit Urgewalt zurückgeschleudert und fiel zu Boden. Ein dunkler Schattenarm versuchte sich an den Resten des Schrankes festzuklammern und zerschmetterte ihn vollends.
    Bannermann schrie triumphierend auf, riss ein zweites Möbelstück in die Höhe und warf es dem Monster hinterher. Es war nicht zu erkennen, ob es traf, aber von draußen erscholl ein krächzender, wütender Schrei, gefolgt von einem fürchterlichen Splittern und Bersten.
    Aber der Angriff verschaffte uns nur für Augenblicke Luft. Schon nach wenigen Sekunden erschien der wogende Schatten erneut in der zerbrochenen Öffnung. Dunkle, peitschende Schlangenarme griffen zu uns herein, fuhren mit fürchterlichem Geräusch durch die Luft und trieben Bannermann und mich zurück. Bannermanns überraschende Aktion hatte die Bestie wohl mehr überrascht als verletzt.
    »Zurück!«, schrie Bannermann. Seine Stimme überschlug sich fast. Ein dunkler Schattenarm griff nach ihm, streifte ihn an der Schulter und riss ihn mit fürchterlicher Macht von den Füßen. Er fiel, versuchte instinktiv wieder auf die Füße zu kommen und sank mit einem schrillen Schrei erneut zurück, als sich der Schattendämon über ihn beugte. Ein peitschender Arm legte sich um seine Schulter. Bannermanns Schreie wurden noch schriller.
    Irgend etwas geschah mit mir.
    Ich weiß nicht, was es war. Auch später war es mir unmöglich, das Gefühl auch nur annähernd in Worte zu kleiden – aber irgendetwas schien nach mir zu greifen und meinen Willen so mühelos auszuschalten, wie der Sturm eine Kerzenflamme ausbläst.
    Mit einem gellenden Schrei sprang ich vor, blieb breitbeinig über Bannermann stehen und streckte dem Unsichtbaren in einer abwehrenden, beschwörenden Geste die Hände entgegen.
    Es war nicht meine Kraft. Ich hatte etwas Ähnliches schon einmal erlebt, aber diesmal war es ungleich stärker und machtvoller. Ich war in diesem Moment wenig mehr als ein Werkzeug, das einem anderen, überlegenen Willen gehorchte. Macht, eine unglaubliche, unbezwingbare Macht pulsierte durch meinen Körper. Mein Blick begann sich zu verschleiern. Wie durch einen wogenden Vorhang hindurch sah ich, wie der Schattenleib des Dämons zurückprallte, als wäre er gegen eine unsichtbare Mauer geprallt. Etwas Gewaltiges, Unsichtbares brach aus meinen Fingerspitzen, kleine blaue Flämmchen wie feurige Spuren hinterlassend, traf das Craal und schleuderte es erneut zurück.
    Das Ungeheuer schrie; schrill, wütend und gleichermaßen voller Schmerz wie Zorn. Kleine blaue Flammen liefen wie Elmsfeuer über seinen Leib, zeichneten die Konturen seines Körpers nach.
    Aber so schnell gab sich der Blutdämon nicht geschlagen. Mein plötzlicher Angriff hatte ihn völlig unvorbereitet getroffen, die blauen Flammen, die über seinen Körper rannten, mussten ihm nahezu unerträgliche Schmerzen bereiten. Trotzdem griff er erneut an.
    Ein Schatten jagte auf mich zu. Ich duckte mich und machte instinktiv einen Schritt zurück, aber meine Bewegung war nicht schnell genug.
    Es war ein Gefühl, als würde ich von einer glühenden Eisenstange getroffen. Ein plötzlicher Schmerz explodierte in meiner Schulter. Ich taumelte, fiel schwer auf den Rücken und riss blind vor Schmerzen und Angst, die Hände vor das Gesicht. Ein gewaltiger Schatten tauchte über mir auf, ein grünes, schleimiges Ding, das nur aus Fangarmen und tödlichen Mäulern zu bestehen schien. Der Schmerz in meiner Schulter steigerte sich zur Raserei, als der Dämon erneut auf mich eindrang. Einer seiner Tentakel ringelte sich um meine Schulter und begann an meinem Arm zu zerren.
    Robert! Wehre dich! KÄMPFE! Ich wusste nicht, woher die Stimme kam. Sie war einfach in mir. Ich erkannte sie nicht einmal.
    Aber ich gehorchte …
    Irgendwo in meinem Inneren war noch immer diese fremde, pulsierende Macht, dieses Etwas, das nicht zu mir gehörte und trotzdem ein Teil meiner Selbst zu sein schien, halb verborgen unter einem Sumpf von Schmerz und Verzweiflung. Mit einer verzweifelten Anstrengung griff ich danach, versuchte, sie zu lenken und auf den Unheimlichen zu werfen.
    Ein greller Blitz drang durch meine geschlossenen Lider. Der Griff um meine Schulter löste sich. Der Blutdämon torkelte brüllend zurück. Sein Körper loderte. Die Flämmchen, die bisher über seine Glieder

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