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Tyrannenmord

Tyrannenmord

Titel: Tyrannenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Jensen
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Aktionen inmitten eines Krisengebietes der Zentralafrikanischen Republik, mit seiner Waghalsigkeit vor dem sicher geglaubten Tod bewahrt hatte.
    Wie eigentlich nicht anders zu erwarten, wurde es nach dem Verlassen der Legion sehr schwierig für ihn, in der freien Wirtschaft wieder Fuß zu fassen.
    Die großzügig gewährte Abfindung ging bereits zur Neige und gerade wollte er eine gering entlohnte Stelle bei einer Sicherheitsfirma annehmen, da traf er zufällig auf Ben und Nina, die bereits länger ein ›Mädchen für alles‹ suchten. Ihn reizte es, eine Sache von Anfang an mit aufzubauen, und da es trotz unterschiedlicher Herkunft so etwas wie eine Wellenlänge zwischen ihnen gab, willigte er nur zu gern ein.
    Die zusammengelegte Waffe versteckte er in dem Alukoffer seiner Kamera. Sie lag unter dem mit Schaumstoff ausgelegten Boden, damit man – so hoffte Raoul – die GCP nicht so ohne Weiteres entdecken würde.
    Er nahm die Fotosachen heraus und wog einen kurzen Moment später das Präzisionsgewehr in seinen Händen, das ihm, obwohl er es lange nicht angerührt hatte, gleich wieder vertraut vorkam. Die Kühle des edlen Materials übte eine seltsame Beruhigung und zugleich das Gefühl in ihm aus, eine starke, absolut verlässliche Bundesgenossin zurückerobert zu haben. Mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit, erledigte er sämtliche Schritte der Montage in perfekter Reihenfolge. Das klappte also alles noch wie am Schnürchen, stellte er hochbefriedigt fest.
    Für den Transport der hochwertigen Waffe schien ihm eins der unauffällig wirkenden, grünen Futterale geeignet, die zum Schutz für seine Glasfiber-Ruten gedient hatten, wenn er mit dem kleinen Moritz ab und an zum Angeln ans nahe Meer gefahren war.
    Das Wichtigste war zunächst, den günstigsten Standort für sein Vorhaben herauszufinden. Um den Rücken frei zu haben, ließ er sich von Ben und Nina ein paar Tage Urlaub geben, welche sie ihm gern gewährten, da das Café sowieso gerade nur auf Sparflamme lief. Er gab vor, in der Gegend bleiben und die freie Zeit lediglich für kleinere Angeltouren nutzen zu wollen. So konnte er im harmlosen, sich unverdächtig machenden Outfit eines Petri-Heil-Jüngers – bestehend aus seinem alten, schilfgrünen Fishtail-Parka, beiger Latzhose und halblangen Gummistiefeln – ungeniert an Au und dem Naturstrand nach einem Platz Ausschau halten, der seiner Absicht am besten entsprach.
    Er wusste, dass Thomsen an den warmen Sommerabenden draußen vor dem Lokal seine raue Kundschaft bediente, und das wollte sich Raoul zunutze machen. Bereits am ersten Abend fand er eine, mit dichten Buschwindröschen und Strandhafer bewachsene Düne, die ihm geradezu ideal erschien: In dem dichten Buschwerk war mittendrin eine Lücke entstanden, hinter der die Ausbuchtung eines schmalen, gewundenen Trampelpfads zu erkennen war. Wenn er sich in die Mulde legte, war er durch den natürlichen Sichtschutz sowohl vom Strand her, als auch von der Nord- und Südseite gut verdeckt, während die verbliebene, schmale Lücke fast wie eine Schießscharte direkt auf den Lokaleingang wies. Die Distanz, die die Gesichtszüge von Thomsen nicht mehr mit dem bloßen Auge erkennen ließ, konnte nicht besser sein. Gerade weit genug entfernt, dass unliebsame Entdeckungen so gut wie ausgeschlossen waren, und nahe genug, um mit der Waffe einen Präzisionsschuss zu tätigen. Den Knall würde er mit einem Spezialdämpfer – so wie er ihn häufig bei seinen nächtlichen Einsätzen in Afrika verwendet hatte, genügend mindern können. Und sollte wider Erwarten auf die Entfernung sein Mündungsfeuer bemerkt werden, blieb zum steinigen, unwegsamen Strandabschnitt hin, den er um diese Zeit menschenleer im Rücken wusste, genügend Zeit, um sich aus dem Staub zu machen.
    Hatte er mit dem, wie er meinte, idealen Standpunkt, die Basis für alles Weitere gefunden, so galt es jetzt, den Hin- und Fluchtweg genau zu erkunden. Da er möglichst nicht gesehen werden wollte, würde er die paar Kilometer von seiner Wohnung zum Strand per Fuß, zumeist querfeldein und über abgelegene Wirtschaftswege zurücklegen müssen. Auch den Weg zurück, der sich am Kliff entlang schlängelte, da wo der Strand mit Geröll übersäht, naturbelassen und mancher umgestürzte Baum seit Langem vor sich hin moderte, ging er Kilometer für Kilometer ab. Dann könnte ihn der bis zur Küste reichende Mischwald aufnehmen, der fast bis auf ein noch zu passierendes Rapsfeld an seine Bleibe

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