Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
Tötung Agrippinas zu beauftragen, stieß bei Burrus nicht auf Zustimmung, weil er seinen Soldaten die Ermordung der Tochter des bekannten Feldherrn Germanicus nicht zumuten wollte. Man einigte sich, dass Anicetus, der durch den ersten Mordversuch schon Schuld auf sich geladen hatte, die Tat auch vollenden sollte. Mit einer Schar Matrosen drang er in ihr Landhaus ein, wo sie sich vom Schrecken des Anschlages erholen wollte, und tötete sie. Ihre letzte Worten waren: „Stoße nur zu und durchbohre den Leib, der Nero getragen hat!“
So starb im Jahre 59 n. Chr. der letzte weibliche Nachkomme des Kaisers Augustus. Agrippina war neben Livia die bedeutendste Frau des julisch-claudischen Geschlechts.
KAPITEL 6
Die blutdürstige Fredegunde –Eine Despotin aus dem Frühmittelalter
Schon in römischer Zeit, ab dem 3. Jahrhundert, begannen sich die germanischen Stämme zu größeren Verbänden zu entwickeln. An der Spitze dieser Stammesverbände der Franken, Sachsen, Thüringer, Langobarden, Alemannen und Bajuwaren standen Könige, die einem Adelsgeschlecht entstammten. Das politische Geschehen in diesen Königreichen bestimmten zwar die Männer, aber es gab auch mächtige Frauen, die aus dem Hintergrund aktiv in die hohe Politik eingriffen. Geradezu abschreckend wirken heute die zahlreichen Familientragödien in den Herrscherhäusern, bei denen Frauen, die von Geldgier, Machthunger und Hass getrieben waren, eine zentrale Rolle spielten. Sie kannten weder Mitleid noch Erbarmen und töteten selbst ihre eigenen Kinder, wenn es politisch vorteilhaft erschien. Die Kinder der führenden Adelsfamilien hatten, wie ihre Eltern selbst, nur das Schicksal vor Augen, als Söhne einmal zukünftige Thronerben oder als Töchter eine begehrte Handelsware bei politischen Geschäften zu sein. Man heiratete nicht aus Liebe oder Zuneigung, sondern die Ehe war ein Mittel, um bestimmteZiele zu erreichen oder neue Ländereien zu gewinnen. Indem ein Herrscher seine Töchter und weiblichen Verwandten in die verschiedenen Königshäuser verheiratete, gewann er selbst politischen Einfluss und konnte seinen Machtbereich erweitern. Die Ehe war ein Geschäft, das die gesetzlichen Beziehungen zwischen Mann und Frau regelte. Der Bräutigam bezahlte einen bestimmten Preis, und als Gegenleistung bekam er eine Frau, mit der er eine Familie gründen konnte. Ein Drittel von diesem Kaufpreis erhielt die Braut als Mitgift. Zwar war die Frau bei den germanischen Völkern kaum mehr als eine Ware, aber es gab, wie beispielsweise bei den Franken, gesetzliche Bestimmungen, die Gewalttätigkeiten gegen Frauen oder ihre Tötung mit sehr hohen Strafen belegten. Der Sühnepreis für die Tötung einer Frau war in der Regel so hoch, dass die Familie des Täters drei Generationen benötigte, um ihn abzuzahlen. In den Familien hatten die Männer gegen ihre Frauen, ihre Kinder und das Hausgesinde ein Züchtigungsrecht, aber sie durften ihnen keine dauerhaften Schäden zufügen. Wenn ein Mann sich nicht an diese Regel hielt, konnte die Familie der Frau die Bestrafung des Ehemannes verlangen.
Unter den germanischen Stammesverbänden spielten die Franken eine führende Rolle. Im Jahre 486 unterwarf der fränkische König Chlodwig (466–511) aus dem Geschlecht der Merowinger das Herrschaftsgebiet des römischen Statthalters in Gallien. Nach seinem Tod entstanden die drei Reichsteile Austrien, Neustrien und Burgund, die seinen Söhnen Sigbert, Chilperich und Guntram unterstanden.
Chilperich regierte über das Gebiet Neustrien mit Soissons als Hauptstadt. Eine sehr umfangreiche und detaillierte Lebensbeschreibung dieses Königs enthält die „Fränkische Geschichte“ des Geschichtsschreibers Gregor von Tours(538–594), der Chilperich als eine Mischung aus Herodes und Nero bezeichnet. Chilperich war in erster Ehe mit Audovera verheiratet und hatte aus dieser Ehe eine Tochter, Basina, und drei Söhne, Theudebert, Merovech und Chlodovech. Dennoch lebte er zeitweise mit Frauen aus dem einfachen Volke zusammen. Eine von diesen „einfachen Weibern“ war die rothaarige und grünäugige Fredegunde, die ungefähr 545 geboren war. Diese attraktive Frau tauschte bald den Rang der Dienstmagd Audoveras mit der Rolle der Geliebten und Nebenfrau des Königs, den sie bald so in ihren Bann zog, dass sie ihn völlig beherrschte. Angetrieben vom Streben nach Macht riet sie ihm, seine Gattin Audovera zu verstoßen.
Chilperich entschloss sich allerdings, eine ihm von Rang ebenbürtige Frau
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