Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
zu heiraten. Seine Wahl fiel auf Galsvintha, die Tochter des spanischen Königs Athanagild, der schon seine Tochter Brunichilde dem Bruder Chilperichs, Sigbert, zur Frau gegeben hatte. Als Athanagild seine Tochter mit vielen Schätzen zu Chilperich schickte, wurde sie mit großen Ehren empfangen. Chilperich wiederum versprach, die Frauen, die bislang seine Lebensgefährtinnen waren, aufzugeben. Aber es kam bald zum Streit mit Fredegunde, die nicht daran dachte, ihre Rolle beim König aufzugeben. Galsvintha beschwerte sich bei Chilperich über die Kränkung, die sie als seine Gattin durch eine Nebenfrau erdulden musste. Sie war sogar bereit, auf die Mitgift zu verzichten, wenn er sie nur in ihre Heimat zurückziehen ließe. Eines Tages wurde sie tot in ihrem Bett gefunden. Man glaubte, dass Chilperich sie durch einen seiner Bediensteten hatte erdrosseln lassen. Fredegunde wurde seine rechtmäßige Gattin. Sie gebar ihm in der Folgezeit die fünf Söhne Samson, Chlodobert, Dagobert, Theuderich und Chlothar II. sowie die Tochter Rigunthe.
Galsvinthas ältere Schwester Brunichilde, die mit Chilperichs Bruder Sigbert verheiratet war, forderte den Vollzug der Blutrache. In einem blutigen Krieg zwischen den Brüdern gewann Sigbert zunächst die Oberhand. Aber es kam nicht zu einer Entscheidungsschlacht, weil Chilperich seinen Bruder überzeugen konnte, dass sie dadurch beide ihre Reiche zugrunde richten würden. Obwohl der Streit unter den Brüdern nicht beendet war, einigte man sich auf einen Friedensschluss, der Chilperich vor dem Verlust seiner Macht bewahrte. Der Konflikt flammte jedoch wieder auf, und Sigbert hatte beste Aussichten, die beiden Königreiche unter seiner Führung zu vereinigen, so dass auch die von Chilperich beherrschten Franken ihn zum König ausriefen. Doch in Vitry, wo sich das ganze Heer der Franken versammelt hatte, fiel Sigbert einem Mordanschlag zum Opfer. Anhängern Chilperichs, die von Fredegunde mit der Ausführung des Mordes beauftragt worden waren, gelang es unter dem Vorwand, eine wichtige Nachricht überbringen zu müssen, in die Nähe Sigberts zu kommen und ihm mit Gift getränkte Dolche in den Körper zu stoßen.
Zu jener Zeit hielt sich Chilperich mit Fredegunde in Tournay auf, wo ihm im Jahre 575 der Tod Sigberts gemeldet wurde. Diese Nachricht befreite ihn von allen Zukunftssorgen. Um den Schein zu wahren, ließ er seinen Bruder in Soissons neben seinem Vater Chlothar beerdigen.
Nach der erfolgreichen Beseitigung des gefährlichen Rivalen ihres Mannes war für die neue Königin die vordringlichste Aufgabe, ihre Machtposition zu festigen. Sie duldete niemanden, der es auch nur wagte, ihre Rolle in Frage zu stellen. Selbst gegen ihre Tochter Rigunthe, die ihrer Mutter bei Streitigkeiten oft ihre einfache Herkunft vorwarf und ihr drohte, sie spätereinmal in ihre frühere Knechtschaft zurückzustoßen, ging sie mit brutaler Gewalt vor. So bat Galvintha ihre Tochter beispielsweise, eine Schatztruhe zu öffnen und sich dort diejenigen Gegenstände herauszunehmen, die ihr gefielen. Als Rigunthe sich über die Truhe gebeugt hatte und darin stöberte, fasste Galvintha den Deckel, warf ihn ihr aufs Genick und drückte ihn so fest nieder, dass sie ihre Tochter fast erwürgt hätte, wenn nicht eine Dienerin Hilfe herbeigeholt hätte.
Die Streitigkeiten zwischen Mutter und Tochter wurde im Laufe der Zeit immer heftiger. Auch kam es zu Handgreiflichkeiten, weil die Königin die Liebschaften Rigunthes missbilligte, die mit dem Sohn des spanischen Königs Leuvigild verheiratet werden sollte. Die Gesandten Chilperichs hatten bereits in Spanien den Brautpreis ausgehandelt. Um die Tochter standesgemäß auszustatten, wurden selbst Schätze aus dem Besitz des ermordeten Sigbert benutzt. Als sich Chilperich vor seinen Gefolgsleuten beklagte, ihm bliebe nichts mehr übrig, sagte Fredegunde: „Glaubt nicht, Männer, dass ich etwas aus dem Schatz Sigberts genommen habe. Die Ausstattung meiner Tochter Rigunthe stammt aus meinem Besitz, den mir der König Sigbert vermacht hat. Auch habe ich mir vieles durch eigene Mühen erworben. Nichts aus dem Staatsschatz ist darunter.“
Auf diese Weise wurden nicht nur der König, sondern auch die Franken getäuscht. Die Reise nach Spanien trat seine Tochter im Schutz von über viertausend Mann an. Fredegunde hatte rücksichtslos ihre Dienstleute von den königlichen Gütern zusammentreiben lassen, damit sie ihre Tochter nach Spanien begleiteten. Die Reisekosten
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