Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
Hilfe ihres Vertrauten Burrus und dem Lehrer ihres Sohnes, Seneca, die Nachfolge des Kaisers. Ohne darauf zu warten, wem von denbeiden jungen Männern der Senat den Vorzug gab, ließ sie ihren Sohn von der Stadtgarde zum Oberbefehlshaber ausrufen. Der Senat bestätigte widerwillig dieser Wahl. Da der leibliche Sohn des verstorbenen Kaisers erst 13 Jahre alt war, hatte der Senat überhaupt keine andere Wahl, es sei denn, er hätte einen Mann aus einer anderen Familie zum Thronfolger bestimmt und damit die Dynastie der des julisch-claudischen Hauses beendet.
Nero, der ein gelehriger und anhänglicher Schüler seiner Mutter und des Philosophen Seneca war, war verheiratet mit einer Frau, zu der er keine Zuneigung empfand. Es war eine reine Vernunftehe, die seine Familie mit der des vor ihm regierenden Kaisers enger verbinden sollte. In den ersten Jahren seiner Regierung erfüllte er unter Anleitung Senecas seine Aufgaben als Kaiser hervorragend. Er versprach, die Politik Augustus’ fortzusetzen und den alten republikanischen Staat wiederherzustellen, in dem der Senat die führende Rolle innehatte. Alle Befugnisse, den Oberbefehl über das Heer ausgenommen, gab er an den Senat zurück. Durch diese Entscheidung gewann er die Sympathien des Adels zurück, der seine Existenz durch das starke Hervortreten der Freigelassenen in der Politik und der Gesellschaft gefährdet sah. Unter Nero waren die Machtbefugnisse des römischen Kaisers am stärksten eingeschränkt.
Das römische Reich hätte glücklichen Zeiten entgegengesehen, wenn sich Nero nicht in die ehemalige Sklavin Akte verliebt hätte, was den Beginn seiner Abkehr von Beratern und Vertrauten bedeutete. Eines Tages erklärte er, er werde sich von Octavia scheiden lassen und seine Geliebte Akte heiraten. Eine solche Ehe war aber nach den unter Augustus erlassenen Ehegesetzen verboten, weil ein Angehöriger des Adelsnicht außerhalb seines Standes heiraten durfte. Nicht nur aus Angst, vielleicht den Einfluss über ihren Sohn zu verlieren, sondern auch aus Gründen der Staatsräson widersetzte sich Agrippina dieser Ehe. Ein Kaiser, der in der Nachfolge Augustus’ stand und seine Reformen fortsetzen wollte, hatte sich den Gesetzen zu unterwerfen. Widerwillig gehorchte Nero seiner Mutter und unterließ es, seiner Gattin den Scheidungsbrief zu schicken, aber er setzte sein Verhältnis mit Akte in einer Art wilden Ehe fort. Das Verhältnis zu seiner Mutter kühlte sich zum ersten Mal merklich ab. Sein Lehrer Seneca, der ihm half, dieses Liebesverhältnis zu verbergen, nahm jetzt ihren Platz als engster Berater ein.
In dieser Lage scheute sich die so sittenstrenge Agrippina nicht, ihrem Sohn eindeutige Angebote zu machen. Sie schlug ihm vor, wie der Historiker Tacitus sagt, doch lieber ihr Gemach aufzusuchen, wenn er Verlangen nach einer Frau verspürte. Aber Nero ließ sich durch diesen Wechsel in der Haltung seiner Mutter nicht täuschen. Besonders war er über ihre Spione verärgert, die alles, was er sagte und tat, seiner Mutter mitteilten. Je mehr Nero von seiner Mutter abrückte und sich ihrer Autorität widersetzte, desto stärker wurde seine Neigung, sich auszuleben und ganz seinen Trieben hinzugeben.
Vielleicht hatte Agrippina ihren Sohn Nero so streng unter ihrer Aufsicht gehalten, weil sie als Mutter von seinen Schwächen wusste. Der inzwischen herangewachsene Nero Britannicus war ein ganz anderer Mensch, und man lobte besonders seinen ernsthaften Charakter. Schon tauchte in Rom das Gerücht auf, Agrippina würde es lieber sehen, wenn er auf dem Kaiserthron säße.
Diese Drohungen beunruhigten Nero, und er entschloss sich zum sofortigen Handeln. Unverzüglich ließ er die alteGiftmischerin Locusta herbeiholen, die schon beim Tod des Claudius eine unrühmliche Rolle gespielt haben soll. Seinen Stiefbruder einfach hinrichten zu lassen wie seine anderen Gegner, war ausgeschlossen. Das Gift der Locusta ließ er sofort dem Britannicus durch seinen Erzieher beibringen, den er als Spion in der Umgebung seines Bruders eingeschleust hatte. Doch das Gift war nicht stark genug oder Britannicus erbrach es wieder, so dass es keine tödliche Wirkung hatte. Nero drohte der Giftmischerin mit sofortiger Hinrichtung, wenn sie ihm nicht in seiner Gegenwart ein wirkungsvolles Giftgemisch herstellte. Der Kaiser erprobte es selbst an einem Bock, der aber erst nach fünf Stunden verendete. Eine neue, noch wirkungsvollere Mischung wurde hergestellt. Als ein Schwein sofort starb,
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