Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
wurden unterwegs dadurch gedeckt, dass man in den beim König verschuldeten Städten die Schulden eintrieb. Es wurde aber ebenso geraubtund geplündert, und vor allem den Armen nahm man alles, was nur zu bekommen war.
Kaum hatte Rigunthe mit ihren Begleitern die Stadt Toulouse erreicht, ließ sie die Reise abbrechen, weil Gerüchte vom Tod ihres Vaters zu ihr gedrungen waren und sie zudem meinte, die bisherige Reise habe sie so erschöpft, dass sie in diesem Zustand auf keinem Fall vor ihren Bräutigam treten könnte. Der Statthalter von Aquitanien, der eigentlich ein Anhänger Chilperichs war, nutzte die Gelegenheit, um die Königstochter zu überfallen und ihre Schätze zu rauben. Als Fredegunde von dieser Schande erfuhr, die ihre Tochter in Toulouse erlitten hatte, zwang sie den Überbringer der Botschaft, alle seine Kleider abzulegen, und jagte ihn davon. Wer auch immer ihr als Heimkehrer von der Reise ihrer Tochter gemeldet wurde, dem wurden die Kleider abgenommen, der wurde gegeißelt und grausam verstümmelt.
Auch ansonsten war sie gegenüber unter ihr stehenden Leuten ausgesprochen brutal. Als in der Stadt Tournay, wo sie sich häufig mit Chilperich für längere Zeit aufhielt, eine Auseinandersetzung zwischen zwei miteinander verwandten Familien entstand, weil ein Ehemann seine Frau vernachlässigte und Dirnen besuchte, versuchte Fredegunde die streitenden Parteien scheinbar zu beruhigen und zu versöhnen. Fredegunde lud zahlreiche Männer der beiden zerstrittenen Familien zu einer Versöhnungsfeier ein, bei der reichlich Wein ausgeschenkt wurde. Um Mitternacht, als die Gäste vom Wein betrunken auf dem Boden lagen, erschienen auf Fredegundes Befehl Bewaffnete, die die drei Rädelsführer niedermetzelten. Diese Tat empörte die Bevölkerung der Champagne so sehr, dass Fredegunde sich eiligst aus dieser Gegend zurückziehen musste, um ihr Leben zu retten.
Mit äußerster Brutalität reagierte sie auch, als ihr Sohn Theuderich kurz nach seiner Geburt plötzlich starb und das Gerücht aufkam, Zauberinnen hätten ihn getötet. Von diesem geheimen Anschlag soll angeblich der Präfekt von Paris, Mummolus, gewusst haben. Sofort ließ Fredegunde einige Frauen in Paris ergreifen, die im Verdacht standen, Zauberinnen zu sein. Man folterte sie und zwang sie zu bekennen, was sie wussten. Sie gestanden, dass sie den Sohn der Königin durch Zauberei getötet hätten, um das Leben des Präfekten Mummolus zu verlängern. Fredegunde befahl, dass sie erwürgt, gerädert, ihnen die Knochen gebrochen und sie verbrannt werden sollten. Sofort brach sie zum König auf und teilte ihm alles mit, was sie aus den Verhören der Zauberinnen über Mummolus erfahren hatte. Mummolus wurde herbeigeholt und misshandelt, indem man ihm die Hände auf den Rücken band und ihn an einen Pfahl aufhängte. Bei seinem Verhör gab er nur zu, dass er gelegentlich Zaubertränke und Salben von diesen Frauen erhalten habe, die dazu dienen sollten, dass er das Wohlwollen des Königs nicht verliere. Der König verzieh ihm. Als Mummolus den Folterknechten im Nachhinein erzählte, er habe bei der Tortur keine Schmerzen empfunden, wurde er auf Befehl des Königs erneut auf den Bock gespannt, mit einem dreisträhnigen Riemen solange gegeißelt, bis die Folterknechte völlig erschöpft waren. Anschließend wurden ihm spitze Pflöcke unter die Nägel an Händen und Füßen getrieben. Nun bat die Königin um sein Leben, um ihn noch mehr demütigen zu können. Man setzte ihn auf einen Karren und führte ihn in seine Geburtsstadt Bordeaux, um ihn so vorführen zu können. Die Tortur und die Schmach hatten ihn so geschwächt, dass er erkrankte und kurz darauf starb.
Große Sorge bereitete es der Königin, wie sie Chilperichs Söhne aus seiner ersten Ehe entmachten konnte. Um dies zu erreichen und um ihren Einfluss beim König nicht zu verlieren, schreckte sie auch vor Mord nicht zurück.
Ihr Stiefsohn Theudebert war im Krieg gegen Sigbert getötet worden. Nachdem ihn seine Gefolgsleute verlassen hatten, kämpfte er furchtlos gegen die Soldaten unter Führung des Herzogs Gunthram Boso weiter, bis er schließlich im Kampf fiel.
Der zweite Stiefsohn, Merovech, hatte sich den Zorn seines Vaters zugezogen, weil er Brunichilde, die Witwe seines Bruders Sigbert, geheiratet hatte. Chilperich verlangte von ihm, dass er sich von der Frau seines Onkels wieder scheiden ließe. Ein Aufstand der Bevölkerung der Champagne brachte den König in so große Bedrängnis, dass er
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