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Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Werner
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macht Christine klar, ihr Leiden sei durch die Beschäftigung mit der trockenen Materie der Wissenschaften verursacht worden. Eine Frau von 26 Jahren benötige die Freuden des Lebens und sollte sich nicht mit Dingen beschäftigen, die ihrem Temperament nicht entsprächen. Christine fand nun in der Beschäftigung mit der Wissenschaft keine Befriedigung mehr und suchte nach Abwechslung.
    Christine folgte dem Rat ihres neuen Leibarztes und stürzte sich in einen wahren Vergnügungsrausch. Die konservativen Protestanten von Stockholm schüttelten den Kopf, als sie hörten, auf welche Weise sich die junge Königin die Zeit vertrieb. Dem Rat des französischen Arztes folgend, von dem sie behauptete, nach Gott würde sie ihm ihr Leben verdanken, griff sie tief in die Staatskasse und verschwendete ungeheure Summen für das Ballett und das Theater. Für ihre Umgebung gab es keinen Zweifel, dass dieser Arzt auch ihr Geliebter war. Das Volk, das unter hohen Steuern litt, und der Adel empörten sich über diese Ausschweifungen. Noch schärfer war die Kritik der protestantischen Geistlichkeit an ihrer Lebensführung.
    Die Gelehrten, die einst zu ihren Vertrauten gehört hatten, verhöhnte und verspottete die Königin nun. Einmal kam sie bei einer Hofgesellschaft auf den Gedanken, zwei bekannte Altertumsforscher vor der ganzen Gesellschaft aufzufordern, Tänze nach der Art der Griechen und Römer vorzuführen. Die Gelehrten protestierten dagegen. Aber vergeblich. Der gesamte Hof amüsierte sich lautstark, wie die alten und würdigen Männer, die unter den Wissenschaftlern Europas einen großen Namen hatten, wie Clowns vor der Königin tanzen mussten. Christine erlangte an den europäischen Höfen einen zweifelhaften Ruf. Diplomaten berichtetenihren Regierungen, dass die Königin sich betrank und sich Männer bei Maskenspielen bis auf die Unterwäsche auskleiden mussten.
    Aber auch in der Liebe suchte sie Abwechslung. Günstlinge, die sich um die Zuneigung der schönen Königin bemühten, hatte sie genug. Frauen hingegen hatten an ihrem Hof einen ungemein schlechten Stand. Sie äußerte einmal: „Ich habe eine maßlose Abneigung gegen alles, was Frauen tun und sagen. Ich ziehe Männer vor, nicht weil ich die Männer liebe, sondern weil sie keine Frauen sind.“ Eine Ausnahme machte nur ihre Hofdame Ebba Spare, eine blonde Frau von großer Schönheit, die der Königin ebenbürtig war. Am Hof ging das Gerücht um, dass sie mit dieser Hofdame ein Verhältnis habe und mit ihr das Bett teile.
    Gesprächsthema an den europäischen Höfen war der Aufstieg und der Fall ihres Günstlings Graf Magnus de la Gardie. Er konnte als einer der zahlreichen Geliebten der Königin behaupten, ihre Gunst am längsten genossen zu haben. Als Belohnung für seine Liebesdienste übertrug ihm Christine den Posten des Gesandten in Frankreich. Unter den Diplomaten und Hofkreisen in Paris nahm er bald eine Sonderstellung ein, weil sich herumgesprochen hatte, er sei der Liebling der schwedischen Königin und habe den Auftrag, die Krone von Frankreich und die von Schweden zu vereinigen. Um sein extravagantes Leben finanzieren zu können, lieh er sich in Paris 100000 Taler, die später der schwedische Königshof zurückzahlen musste. Als Christine erfuhr, dass er in der Pariser Lebewelt eine bekannt Erscheinung sei und von den Frauen umschwärmt würde, enthob sie ihn seines Postens und rief ihn unverzüglich nach Schweden zurück. Seiner Karriere tat dies keinen Abbruch, obwohl es Christine immerschweter fiel, seine maßlose. Trotz der heftigen Kritik der schwedischen Reichsstände wurde er immer mächtiger am Stockholmer Hof, bis er schließlich wegen einer Geringfügigkeit in Ungnade fiel und vom Hof verbannt wurde. Magnus de la Gardie, der sehr eitel war, hatte sich eine Zeit lang vom Hof zurückgezogen, weil er die Gunst der Königin nicht mit dem Arzt Bourdelot teilen wollte. Erst nach dem Abschied Bourdelots, der mit Geld und Schätzen reichlich ausgestattet nach Frankreich zurückkehrte, suchte Magnus de la Gardie wieder Christines Gesellschaft. Er war enttäuscht über ihre ablehnende Haltung und gab am Hof als Grund an, die Königin hätte ihn des Hochverrats verdächtigt und würde ihm nie wieder ihre Gunst schenken. Als Christine dies hinterbracht wurde, war sie maßlos zornig und stellte ihren ehemaligen Geliebten zur Rede. Er geriet in Verlegenheit und versuchte sich aus der Affäre zu ziehen, indem er zwei Beamte des königlichen Hofes als seine

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