Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
den Rücken. Sie sank über die Badewanne, und durch weitere Stiche brachte man blitzschnell ihren Körper zum Ausbluten. Kaum war die Wanne mit dem warmen Blut des Opfers gefüllt, da stieg die Gräfin schon hinein und saß bis zum Hals darin, um ihren Körper mit den geheimen Kräften des Blutes zu verjüngen.
Neben diesen Morden, die sie zur Befriedigung ihrer Neigung zur Grausamkeit beging oder um im Blut ihrer Opfer ihre frühere Schönheit wiederzugewinnen, hatte sie auch keine Hemmungen, Menschen, die ihr feindlich gesinnt waren oder mit denen sie aus finanziellen Gründen Streit hatte, durch einen Mordanschlag zu beseitigen. Drei Menschen hasste sie aus tiefstem Herzen: den König von Ungarn, der ihrem Mann Geld schuldete, Thurzo, den Oberrichter von Ungarn, und den ehemaligen Vormund ihres verstorbenen Sohnes Paul. Diese drei Personen sollten durch Zauberei beseitigt werden. Eine als Hexe bekannte Frau aus einem Nachbardorf bekam von der Gräfin den Auftrag, einen Kuchen zu backen, dessen Genuss tödlich sein sollte. Die Hexe aber verlangte zunächst, sie müsse in einem Trog baden, den sie mit einer geheimnisvollen Flüssigkeitangefüllt hatte, damit ihre zauberischen Kräfte in diese Flüssigkeit übergingen. Mit diesem Zauberwasser stellte die Hexe einen Kuchen her, der die drei Personen töten sollte. Vorsichtshalber ließ die Gräfin das Gebäck von Unwissenden testen, aber außer heftigen Magenschmerzen war keine weitere Wirkung festzustellen. Dieser Mordanschlag misslang zwar, aber die von Zeitzeugen geäußerte Vermutung, sie habe ihren Gatten 1604 ermordet, weil er sie nach den Beschwerden der Geistlichen ernsthaft ermahnt habe, die Misshandlung des Dienstpersonals zu unterlassen, ist vielleicht nicht frei erfunden. Eine solche Tat wäre ihr jedenfalls zuzutrauen.
Der Verdacht, dass in den unterirdischen Gängen und Gewölben der Burg und des Kastells unheimliche Dinge geschähen, ließ sich nicht mehr wegreden. Diener, die nicht zu den engsten Vertrauten der Bathory gehörten, versicherten hoch und heilig, sie hätten ein nun vermisstes Mädchen gesund in die Kellergewölbe gehen sehen, von da an würde sich jede Spur von ihr verlieren. Der Schmerz und die Empörung von Eltern, Verwandten und Freunden dieser Mädchen erreichten solche Ausmaße, dass man den Oberrichter Thurzo in Bisce mit Klagen und Eingaben überhäufte, den Verdacht zu überprüfen, dass den vermissten Mädchen etwas im Schloss oder im Kastell zugestoßen sei. Diese Vermutung wurde auch bestärkt durch das Verhalten der Bevölkerung in der unmittelbaren Umgebung von Csejte. Niemand schickte seine Töchter als Dienstmagd in das Schloss, weil man um deren Leben fürchtete. Man hatte schon zu viele Särge mit den Leichen junger Mädchen gesehen, die aus den gräflichen Besitzungen in Csejte getragen wurden.
Im Frühjahr 1610 wies der Oberrichter Thurzo vom Pressburger Gericht seine Beamten an, geheime Untersuchungenanzustellen und Zeugen zu vernehmen. Im Herbst desselben Jahres wurden ihm die Zeugenaussagen übergeben. Diese Aussagen bestätigten die schlimmsten Vermutungen, dass nämlich auf den Anwesen der Gräfin Bathory in Csejte an jungen Mädchen ein Massaker ungekannten Ausmaßes stattgefunden hatte. Abgesehen von den bereits beschriebenen grausamen Folterungen und Morden an den Mädchen berichteten Zeugen auch von Kannibalismus: Die Gräfin schnitt einer Frau eigenhändig ein Stück Fleisch aus ihrem Po und zwang sie dann, davon zu essen.
Die weitere Behandlung dieses Falles zeigte, dass der ungarische Hochadel zusammenhielt und den Fall so löste, dass die Machtposition der Elite keinen Schaden nahm. Der Oberrichter Thurzo wusste, wenn er die Gräfin Bathory vorladen und sie durch die Zeugenaussagen ihrer Taten überführen würde, dann würde ihr riesiger Landbesitz eingezogen. Der größte Teil würde dem König von Ungarn zufallen. Thurzo vereinbarte mit den Erben der Gräfin Bathory eine andere Vorgehensweise: Die Gräfin sollte auf frischer Tat ertappt werden, damit einem Leugnen ihrer Verbrechen von vornherein die Grundlage entzogen würde, und dann den Rest ihres Lebens als Gefangene in ihrem Schloss verbringen. Auf diese Weise verbliebe ihrem Sohn und ihren Schwiegersöhnen der Großteil ihrer Ländereien.
Diesen Plan führte Thurzo in den stillen Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr aus. Die Gräfin wurde unter scharfer Bewachung in ein Gemach des Schlosses gebracht, das sie fortan nicht mehr verlassen
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