Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
Zeugen nannte. Als Christine Nachforschungen anstellte und Magnus de la Gardie in ihrem Beisein einem der benannten Zeugen gegenüberstellte, verwickelte sich ihr Liebhaber in Widersprüche. Christine bekam den Eindruck, dass sie von ihm von Anfang an belogen worden sei. Sie wies ihn für so lange vom Hof, bis er seine Behauptung würde beweisen können.
Die Verschwendungssucht der Königin, die eine schwere Finanzkrise hervorgerufen hatte, rief eine Unzufriedenheit hervor, die den idealen Nährboden für Verschwörungen bot. Vor ihrem Regierungsantritt mussten nur drei Prozent vom nationalen Einkommen für den Unterhalt des Hofes abgeführt werden. Obwohl der aufwändige Lebensstil jetzt ein Viertel der Staatseinnahmen verschlang, litt die Königin ständig unterGeldmangel und wusste nicht, wie sie ihre Truppen bezahlen sollte.
1647 kam es zu einem Attentat auf die Königin. Der Täter galt zwar als geistesgestört, ging aber bei seinem Anschlag sehr geschickt vor. Während der Sonntagsmesse konnte der Mann bis in die Nähe der Königin vordringen, weil die meisten Männer des Hofes beim Gebet ihr Gesicht mit dem Hut bedeckten. Im letzten Augenblick wurde der Attentäter von einem Hofmeister entdeckt, der die Wache herbeirief. Da dieser Mann aber über große Kraft verfügte, konnte er die Soldaten beiseite stoßen und stürmte auf die ahnungslose Königin zu. Ein Hauptmann ihrer Garde warf sich auf den Mann, bevor er die Königin angreifen konnte. Bei der Untersuchung fand man zwei Dolche bei ihm. Als Begründung für sein Verhalten gab er an, er habe nur den Priester töten wollen. Da im Verhör deutlich wurde, dass er an Geistesverwirrung litt, verzichtete man auf eine Hinrichtung und sperrte ihn in ein Irrenhaus.
Ein Jahr später entdeckte die Königin einen Brand in dem Treppenhaus, das zu ihren privaten Gemächern führte. Es dauerte über sechs Stunden, bis das Feuer gelöscht werden konnte. Wahrscheinlich trachteten die Brandstifter nicht nur nach dem Leben der Königin, sondern wollten auch ihr geheimes Archiv vernichten. Die Königin verließ das ausgebrannte Gebäude erst, nachdem sie sich überzeugt hatte, dass ihre privaten Akten unbeschädigt waren. Wer hinter der Tat stand, konnte nie ermittelt werden.
Die allgemeine Unzufriedenheit im Lande griffen die Verfasser einer Schmähschrift gegen die Königin auf, der sie ihren liederlichen Lebenswandel und ihre Verschwendungssucht vorwarfen. Darin wurde Karl Gustav, ein Verwandter der Königin, der häufig als zukünftiger Gemahl der Königin imGespräch war, aufgefordert, die Königin zu töten und selbst die Regierung zu übernehmen. Dieses Pamphlet, das auch Karl Gustav zugestellt wurde, wirbelte einen gewaltigen Staub auf. Sofort ordnete die Königin eine Untersuchung an. Einer ihrer Sekretäre erkannte auf dem Umschlag die Handschrift des Verfassers. Im Verhör gestand dieser Mann, dass er vom Sohn des königlichen Chronisten Messenius den Auftrag erhalten habe, dieses Päckchen zu adressieren. Der Chronist Messenius und sein Sohn wurden insgeheim verhaftet, weil man den Verdacht hatte, dass an der Abfassung und Verbreitung der Schmähschrift noch andere Personen beteiligt waren. Die Familie Messenius hatte keinen guten Ruf bei der Königin, weil der Vater des königlichen Chronisten wegen Hochverrats zum Tode verurteilt worden war. Die aufrührerische Gesinnung war in dieser Familie vom Vater auf den Sohn übertragen worden. Als nach langen Verhören nicht geklärt werden konnte, ob der Vater oder der Sohn der Verfasser dieses Pamphletes war, entschied man sich zur Anwendung der Folter. Doch bei der Aufstellung der Foltergeräte brach der Vater zusammen und legte ein Geständnis ab. Verfasser der Schrift war sein Sohn, der bei der Abfassung durch hochgestellte Persönlichkeiten wie dem Bürgermeister von Stockholm unterstützt worden war. Durch die Andeutung, dass auch hohe Adlige in diese Affäre verwickelt waren, wollte er verhindern, dass man ihn folterte. Er drohte, er würde die Namen der beteiligten Adligen preisgeben und die Königin in große Schwierigkeiten bringen. Der Bürgermeister von Stockholm, der bei der Bevölkerung sehr beliebt war, wurde begnadigt. Die beiden Messenius wurden zum Tode verurteilt und enthauptet. Die Leiche des Sohns wurde zudem nach der Hinrichtung gerädert.
Christine galt bei ihren Untertanen als sehr streng, und nur selten hat sie einen Verbrecher, der zum Tod verurteilt worden war, begnadigt. Einen dieser
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