Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
durfte. Ihre Mittäter Helena, Dordula und der Zwerg Fitzko brachte man nach Bisce, das zu den Ländereien des Oberrichters gehörte. Sie wurden einem strengen Verhör unterzogen. Fitzko sagte aus, seine Herrin habeschon zu Lebzeiten des Grafen Nadasdy Mädchen misshandelt und sei von ihrem Mann deswegen des öfteren zur Rede gestellt worden. Als sie aber Dordula in ihre Dienste genommen habe, habe sie begonnen ihre Opfer auch zu töten und anschließend zu beseitigen. Den Mordanschlag gegen den König, den Oberrichter selbst und den Vormund ihres Sohnes bestätigte er ebenfalls. Die Verhöre führten zu keinem eindeutigen Ergebnis über die Zahl der Opfer. Die Zahl schwankt zwischen 30 und 600. In einem Tagebuch, das verschwunden ist, soll die Gräfin Bathory alle Opfer eingetragen haben. Nach Zeitzeugen, welche diese Aufzeichnungen gesehen haben, betrug die Zahl der Opfer etwa 600. Ihr Vertrauter Fitzko schätzte die Zahl auf 31, die beiden beschuldigten Dienerinnen auf ungefähr 51 Opfer.
Nachdem die Verhöre der Mittäter abgeschlossen waren, erging bereits am 7. Januar 1611 ein Urteil des Strafgerichts, das aus 14 Mitgliedern unter dem Vorsitz des Oberrichters Thurzo bestand. Die Gräfin Bathory wurde zu lebenslanger Kerkerhaft in ihrem Schloss verurteilt. Ihre Vertrauten, die ihr bei ihren Morden halfen, sollten hingerichtet werden. Wegen der Schwere ihrer Taten sollten die Mittäter vor ihrer Hinrichtung die Folter erleiden. Den Dienerinnen Helena und Dordula sollten zuerst die Hände abgeschnitten und beide dann bei lebendigem Leib verbrannt werden. Fitzko, dessen jugendliches Alter als strafmildernd gewertet wurde, sollte geköpft und sein Leichnam dann öffentlich verbrannt werden. Drei Tage nach Verlesung dieses Urteils wurde es in Bisce vollstreckt.
Elisabeth Bathory protestierte in zahlreichen Briefen gegen dieses Urteil, das ihr lebenslänglich die Freiheit nahm. Diese Briefe zeigen, dass ihr jedes Schuldbewusstsein und jede Reue fehlten.
Auch der ungarische König Matthias II. erhob Einspruch gegen das Urteil und verlangte eine Neuverhandlung des Falles, nachdem weitere Verhöre von Beteiligten an den Taten durchgeführt und weitere Zeugen vernommen worden waren. Durch geschickte Taktik und mit fadenscheinigen Argumenten verschleppte der Oberrichter Thurzo eine Wiederaufnahme des Verfahrens, indem er den vertraulichen Bittschreiben der Angehörigen der Bathory nachgab. Eine Wiederaufnahme hätte die Angehörigen den größten Teil ihres Familienvermögens gekostet.
Am 21. August 1614 starb die Gräfin in ihrem Schloss. Es entstanden Gerüchte über ihren Tod. Die einen behaupteten, sie habe sich vergiftet, andere wiederum wollten erfahren haben, sie sei verhungert, weil man sie eingemauert hätte. Sicher ist nur, dass sie in der Kirche von Csejte beerdigt wurde.
Der Anblick des Leichnams des „größten Vampirs aller Zeiten“ wird in den Legenden, die nach dem Tod dieser grausamen Frau noch lange in der Bevölkerung kursierten, so beschrieben: Ihre Gestalt war nicht mehr zu erkennen, denn aus den Armen und Beinen waren Fleischstücke herausgerissen. An ihren Armen fand man noch die Spuren ihrer Zähne. Der Boden um sie herum war mit Blutflecken bedeckt.
KAPITEL 11
Christine von Schweden – Eine „barbarische Fürstin“
Christine von Schweden, das einzige Kind des Königs Gustav Adolf von Schweden, erbte schon im Alter von sechs Jahren den Thron ihres in der Schlacht von Lützen gefallenen Vaters. Die blasse, junge Frau mit langen, auf die Schultern fallenden Haaren, deren vorspringende Nase und breite Stirn die Erinnerung an ihren Vater wachrief, übernahm im Jahre 1644 die Regierung aus der Hand des Vormundschaftsrates. Auf ihre Regierungsaufgabe war sie gründlich vorbereitet worden. An ihrem Stockholmer Hof versammelten sich die bedeutendsten Gelehrten Europas, was ihr den Ruf einer „Sibylle des Nordens“ oder „die zehnte Muse“ einbrachte. Überall in Europa ließ die junge Monarchin, die geradezu besessen war von einer Leidenschaft zur Kunst und zur Wissenschaft, wertvolle Gemälde und Kunstsammlungen aufkaufen, die dann die Säle ihres Schlosses schmückten.
Doch plötzlich veränderte sich ihr Leben. Als sie erkrankte und die schwedischen Ärzte ihr nicht helfen konnten, holte man den französischen Arzt Bourdelot an den Königshof. Dieser Mann, der im Ruf stand, sich durch die Ausstrahlungskraft seiner Persönlichkeit sehr schnell die Sympathien seinerPatienten zu erwerben,
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