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U47 mit Kapitänleutnant Prien gegen England - Der Bericht des Funkers Carl Steinhagen

U47 mit Kapitänleutnant Prien gegen England - Der Bericht des Funkers Carl Steinhagen

Titel: U47 mit Kapitänleutnant Prien gegen England - Der Bericht des Funkers Carl Steinhagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Steinhagen
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Kriegsbootes erschienen waren, hat er uns von großer Zeit und großen Taten erzählt. Nun können wir es ihm bald gleichtun. Mit beiden Händen ergreift er die Hand des Kommandanten und schüttelt sie, immer von neuem uns Glück und erfolgreiche Fahrt wünschend.

    Am nächsten Morgen sind wir schon in der Nordsee. Graue Wellen, die mehr und mehr grün werden, umspritzen unseren Bug. Helgoland wird an Steuerbord passiert. Im hellen Sonnenlicht liegt es da, die Brandung gischtet an den Felsen empor, ein einsamer Posten im deutschen Meer.

    Nun ist es so weit. Unser Boot durchfurcht die freie See, unsere See. Sein Kurs heißt England! Und wehe dem, der es wagt, diesen unseren Kurs zu kreuzen! Die Torpedos liegen bereit in ihren Rohren, um ihren alles zerstörenden, rasenden Lauf zu beginnen; und wohin sie laufen, versinkt wenige Sekunden später ein Schiff in die Flut. Wehe dir Old England!
    U47 liegt auf Position. Ganz lang und regelmäßig rollen die Wellenberge heran. Das Wasser ist hier nicht mehr grün, ganz blau ist es, und blau ist auch der Himmel, von dem die Sonne strahlend zu uns herabscheint. Das Boot wird von einer Woge emporgehoben. Aus den seitlichen Flutschlitzen rauscht das Wasser. Dann taucht es wieder tief in die Flut. Weit ist die Sicht, eine klare Kimm ringsum, wo Himmel und Wasser sich begegnen. Himmel und Wasser, weiter ist nichts zu sehen. Wieder wird das Boot emporgehoben. Im nächsten Augenblick gleitet es auf der anderen Seite der Woge hinab in ein Tal; über uns sehen wir nur einen ganz kleinen Teil des Himmels, auf beiden Seiten aber hohe Wellenberge, um vieles höher als unser Boot. Delphine springen aus einem Wellenberg heraus und in den nächsten hinein. Weiter oben im Norden sehen wir hin und wieder eine Dampfsäule aufsteigen und gleich darauf zusammenfallen: Wale ziehen dort durch das Meer. Auch in der Luft haben wir Gefährten auf unserer einsamen Fahrt. Oft gleiten Möwen ohne Flügelschlag hinter uns her, ihre Nahrung aus unseren Kombüsenabfällen suchend.
    Des Nachts leuchtet das Meer um uns, und die Sterne blinken auf uns herab. Wir erlebten dies Bild schon einmal; damals war Frieden, wir fuhren nach Spanien mit unserem Boot. Und auch heute, genau wie damals, sind wir in diesen herrlichen Anblick versunken. Wenn wir oben auf dem Turm stehen, können wir nur noch schauen, das Herz wird uns weit vor Sehnsucht nach der Ferne. Dann gibt es kein Erzählen. Manchmal wird leise ein Seemannslied gesungen, schwermütig klingt es über das Weltmeer.
    Aber heute ist Krieg! Wir haben nicht Zeit, unnütz hier oben zu stehen. Die wenigen Stunden der Freiwache schläft man, denn auf einem Unterseeboot ist man eigentlich immer auf Wache.

    Plötzlich schrillt die Alarmglocke durch die Räume. Für wenige Augenblicke ein Hasten und Drängen im Boot, alles eilt auf seine Tauchstation, und schon ist das Boot von der Wasseroberfläche verschwunden, der Sicht des feindlichen Bombenflugzeuges entzogen, das da oben seine Kreise zieht im blauen wolkenlosen Äther. Ob es uns wohl gesehen hat? Diese Brummer arbeiten mit Zerstörern zusammen, und das sind unsere ärgsten Feinde. Wir gönnen niemandem etwas Schlechtes, aber auf die Zerstörer haben wir eine Mordswut. Nun, wir sollen nicht lange auf eine Antwort warten. Ein Rauschen und Brausen — über uns hinweg flitzen feindliche Zerstörer, sie suchen nach uns. Ganz deutlich hören wir unten im Boot, wie sie stoppen und von neuem über uns hinwegrasen. Ihre Wasserbomben sollen uns tödlich treffen und vernichten.
    Wieder und wieder kommen sie angerauscht. Es ist das erstemal, daß wir dem Feinde so nah sind und uns vor ihm verbergen müssen. Auf Angriffstiefe können wir nicht gehen, sie würden uns sofort hören, und wir hätten den schönsten Bombensalat. Die Zeit wird uns zu einer Ewigkeit. Sind die Zerstörer über uns, werden alle Maschinen abgestellt, das Boot sackt langsam durch. Ist das Geräusch der mahlenden Schrauben etwas weiter von uns entfernt, kann unser Kommandant es wagen, auf eine geringere Tiefe zu gehen, bis sich diese Viecher wieder nähern. Wieder sacken wir durch.

    Wie lange dies eigentlich gedauert hat - ja, es mag wohl eine Stunde gewesen sein, aber uns schien es da unten eine Ewigkeit. Endlich ist die Meute der Zerstörer weg, unser Kommandant kann jetzt das Boot auftauchen lassen.

    Dies also war das erste Zusammentreffen mit dem Feinde. Ehrlich gesagt, wir hatten es uns doch wohl etwas anders vorgestellt. Es wurmte uns

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